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15.04.2024 | 11:17 | Schorf im Apfelanbau 

Oft fehlt die Bekämpfungsstrategie für Sonderkulturen

Deidesheim - Das Jahr 2023 war für die allermeisten Sonderkulturbetriebe in Deutschland „extrem schwierig“.

Apfelanbau
Den deutschen Apfelbauern macht der Schorf zu schaffen. Phosphonate dürfen sie im Unterschied zu ihren Berufskollegen in anderen EU-Ländern nicht einsetzen. (c) proplanta
Es sei bei den Landwirten noch nie so frustrierend gewesen, berichtete der Vertriebsteamleiter Sonderkulturen von Bayer CropScience Deutschland, Markus Borkowski, beim Jahrespressegespräch des Unternehmens am Donnerstag (11.4.) in Deidesheim.

Zum gesellschaftlichen Druck habe sich - bedingt durch hochgelaufene Kosten bei unzureichenden Vermarktungspreisen sowie Absatzproblemen - zusätzlich ein wirtschaftlicher Druck aufgebaut. Zudem laste gerade auf den Sonderkulturbetrieben ein enormer politischer Druck. So fehlten gegen viele Krankheiten und Schädlinge Produkte für eine nachhaltige Bekämpfungsstrategie, beklagte Borkowski. Bei kleinen Sonderkulturen seien Schwefelspritzungen zur Regel geworden.

Ein Problem stellt laut dem Vertriebsteamleiter unter anderem die Schorfbekämpfung im Apfelanbau dar. Das Anordnen des Ruhens der Zulassung einiger Captan-Produkte durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) habe zur Verunsicherung vieler Betriebe hinsichtlich der diesjährigen Schorfbekämpfung geführt. Im Norden „brennt die Hütte“ aufgrund des dortigen Regenwetters, so Borkowski.

Scharfe Kritik übte er in dem Zusammenhang am Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und der aufnehmenden Hand. Mit Phosphonaten könnten die Betriebe sofort gegen den Schorf vorgehen, doch dazu wäre ein Umdenken beim LEH erforderlich. So fehle den deutschen Obstbauern ein wichtiges Instrument gegen den Schorf. In Belgien, Italien und den Niederlanden werde dieses eingesetzt.

„MagicTrap“ hat sich bereits bewährt

Große Hoffnungen setzt der Bayer-Manager in den „MagicSprayer“, bei dem es zu keiner Drift der Pflanzenschutzmittel mehr kommt. „Vielleicht können wir damit das Umweltbundesamt überzeugen, auch mal wieder ein Produkt zuzulassen“, sagte der Vertriebsteamleiter Sonderkulturen.

Bereits in der Praxis bewährt hat sich die „MagicTrap“. Bayer unterstütze die Landwirte bei der Schädlingskontrolle, ohne dass sie physisch im Feld sein müssten, erläuterte Borkowski dazu. Hervorragend eingeführt sei dieses System schon in der Kultur Raps. Einmal verbunden und aufgestellt, sende die intelligente Falle regelmäßig Bilder an die entsprechende App auf dem eigenen Smartphone.

Dort würden die Schädlinge dank einer KI-gestützten Bilderkennung automatisch identifiziert und ausgezählt. Darüber hinaus könne der Landwirt so automatisch benachrichtigt werden, wenn ein kritischer Zuflug stattfinde, erklärte Borkowski. Auf dieser Datengrundlage könnten Entscheidungen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht nur punktgenauer getroffen, sondern auch besser dokumentiert werden.

Momentan wird die „MagicTrap“ laut dem Bayer-Manager für die Anwendung auf Klebe- und Pheromonfallen in Sonderkulturen erprobt. Die Prototypen würden zurzeit in verschiedenen Kulturen in Spanien, Italien, Deutschland und weiteren Ländern getestet. Bayer sei aktuell sehr aktiv im Gemüse- und teilweise auch im Obstbau. Die Zielorganismen seien unter anderem Tomatenminiermotte, Weiße Fliege, Apfelwickler, Traubenwickler, Coffee Berry Borer und Corn Leaf Hopper.
AgE
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