Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

17.08.2006 | 11:16 | Getreideernte 

Ernte 2006 fällt für die Landwirte enttäuschend aus

Berlin - Der Deutsche Bauernverband (DBV) erwartet in diesem Jahr eine Erntemenge an Getreide von ca. 40,7 Mio t in Deutschland.

Ernte 2006
(c) proplanta
Damit liege sie rund 11,5 % unter dem Vorjahresergebnis, teilte der DBV am Donnerstag bei Vorlage seiner 3. Ernteschätzung mit.
Diese anhand bisher vorliegender Daten geschätzte Zahl umfasse auch die Werte für bislang nicht geernteten Körnermais. Aufgrund der Trockenheit im Juni und Juli sei allerdings zu erwarten, dass sich die Zahl noch weiter reduziere. Insgesamt sei somit die Ernte 2006 für die Landwirte enttäuschend ausgefallen. Dabei sei der Verband noch im Juni von guten bis sehr guten Ertragserwartungen ausgegangen.

Die derzeitigen vielerorts erheblichen Niederschläge hätten die Getreideernte auf der Zielgeraden ausgebremst. Für die Hackfrüchte wie Kartoffeln und Rüben seien die Niederschläge ein Segen gewesen, die Getreideernte dagegen sei annähernd zum Erliegen gekommen. Nach den trockenheitsbedingten Problemen in den Vorwochen wachse jetzt täglich die Gefahr, dass das reife Getreide wegen der feuchten Witterung erheblich an Qualität verliert und die ohnehin schwachen Ertragsergebnisse nochmals negativ belastet werden.

Für Futterbaubetriebe hingegen habe der Regen etwas Entspannung gebracht. Jedoch seien Mais und Grünland vielerorts stark geschädigt, hier könnten keine nennenswerten Zuwächse mehr erwartet werden. Witterungsbedingt stünden derzeit noch auf rund 13 % der Getreideflächen die Ernte auf dem Halm. Während die Wintergerste annähernd im gesamten Bundesgebiet abgeerntet worden sei, stünden noch etwa 20 % des Weizens auf dem Feld.

Insbesondere für die süd- und südostdeutschen Landwirte sei die Ernte noch nicht beendet. Die knappe Ernte spiegele sich in diesem Jahr in höheren Preisen wider. Je nach Getreideart und Region lägen sie um 1 bis zu 2 EUR über dem Vorjahr. Diese positive Entwicklung könne jedoch nicht isoliert betrachtet werden, denn gestiegene Kosten für Produktionsmittel wie Düngemittel und Diesel zehrten einen Großteil der Mehrerlöse wieder auf.

Trocknungskosten seien bisher in diesem Jahr nicht entstanden, würden aber bei der noch ausstehenden Ernte anfallen, so der DBV. Die Erntemenge von Wintergerste liege bei knapp 8,7 Mio t und damit 1,5 % unterhalb der Ernte des Vorjahres. Der Flächenertrag sei jedoch um 10,7 % zurückgegangen. Nur die Flächenausdehnung verhindere einen stärkeren Rückgang. Da die Wintergerste als erste Kultur druschreif ist und geerntet wird, seien die Schäden durch Hitze und Trockenheit bei der Gerste am niedrigsten.

Deutlich schlechter dagegen sehe es bei der Sommergerste aus, deren Erntemenge voraussichtlich um 23 % auf 2,1 Mio t zurückgehen werde. Ein erheblicher Anbaurückgang, aber insbesondere Trockenheit und Hitze führten zu erheblichen Mengeneinbußen. Späte Aussaat und frühe Abreife hätten die Wachstumszeit erheblich verkürzt, so dass die Phase der Kornfüllung zu kurz geraten sei. Große Teile der Ware werden den Angaben nach nicht als Braugerste vermarktet werden können, sondern werden mit entsprechenden Preisabschlägen in den Futtertrog wandern.

Die voraussichtliche Erntemenge von Roggen werde bei etwa 2,35 Mio t liegen und damit um 16% unter dem Vorjahresniveau. Es stehe noch auf ca. 7 % der Fläche die Ernte auf dem Halm, große Mengen sind jedoch nicht mehr zu erwarten. Zudem wachse mit jedem Tag Ernteverzögerung die Gefahr von qualitätsminderndem Auswuchs. Große Ertragseinbußen seien insbesondere in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu verzeichnen, hier sei der Ertrag um durchschnittlich 20%, regional bis zu 60 % gesunken. Bislang seien die Qualitäten zufrieden stellend gewesen.

Auch bei dem noch auf den Feldern stehenden Weizen wachse mit jedem Tag die Gefahr von Qualitätsverlusten, was beim Verkauf Preisabschläge zur Folge habe. In den Vorwochen wurde guter backfähiger Weizen geerntet, allerdings halten sich die Landwirte wegen steigender Preise mit dem Verkauf zurück. Mit einer voraussichtlichen Erntemenge in Höhe 20,3 Mio t liege die Weizenernte um 13,2 % unter der Vorjahresernte. Die Aussagen zu den Qualitäten, insbesondere den Backeigenschaften seien überwiegend positiv.

Gelitten habe unter den bisherigen Witterungsverhältnissen auch der Winterraps. Die Nachfrage nach Rapsöl zur Produktion von Biodiesel und Pflanzenöl wachse weiter. Das Angebot kann diese nur knapp bedienen. Daraus habe sich am Markt jedoch ein sehr fester Preis gebildet, so dass die Landwirte vom Boom im Biokraftstoffmarkt partizipieren. Die diesjährige Ernte von 4,7 Mio t liege 6 % unter der Erntemenge des Vorjahres, allerdings sei die Anbaufläche um 80.000 ha ausgedehnt worden. Mit 33,4 dt pro ha falle der erwartete Durchschnittsertrag in diesem Jahr um mehr als 11 % niedriger als im Vorjahr aus. Besonders gelitten hätten die Bestände in Schleswig-Holstein und den östlichen Bundesländern. Hier würden vereinzelt Ertragsrückgänge bis zu 70 % gemeldet.

Quelle: Dow Jones Newswires August 17, 2006 05:07 ET (09:07 GMT) Copyright (c) 2006 Dow Jones & Company, Inc.
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Weniger Anbaufläche für Wintergetreide

 Erntejahr 2023 war in Niedersachsen zu nass und zu warm

 Kleinere Getreideernte in Russland erwartet

 Agrarhandel rechnet mit größerer EU-Getreideernte 2024

 Ukraine erwartet kleinere Getreideernte

  Kommentierte Artikel

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig