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13.04.2023 | 05:46 | Getreidemarkt 

Weizenpreise zuletzt wieder gesunken

Schwäbisch Gmünd - Nach mehreren Jahren mit überwiegend positiven Bilanzen waren die Welt-Getreideendbestände 2018 auf 658 Mio. t angewachsen. Seither geht es nahezu kontinuierlich abwärts.

Getreidemarkt
(c) proplanta
Mit Ausnahme von 2019/20 zeigte sich die Bestandsentwicklung in vier der letzten fünf Getreidejahre defizitär. Gerade die letzten 3 Jahre war zu beobachten, dass die Getreidebilanzen nach einer anfänglichen Überschussprognose am Ende deutlich ins Negative rutschten und einen Bestandsabbau aufwiesen. In der elften Einschätzung des USDA für 2022/23 zeigt sich ebenfalls ein Defizit. Darin wird die Erzeugung bei 2.229 Mio. t gesehen, gut 50 Mio. t weniger als im Vorjahr.

Der Verbrauch soll mit 2.236 Mio. t deutlich über der Produktion liegen. Die Endbestände unterschreiten dadurch mit 590 Mio. t erstmals seit 7 Jahren wieder die 600er Marke. Die Gründe für das schwächere Ergebnis liegen in der kriegsbedingt rückläufigen Getreideproduktion in der Ukraine (-31 Mio. t) sowie in schwächeren Ernten in der EU (-32 Mio. t) und den USA (-39 Mio. t). Inzwischen wurden auch die Ernteerwartungen in Argentinien nach unten korrigiert (-20 Mio. t). Größere Ernten in Brasilien, Kanada, Russland und Australien können das Minus nicht auffangen.

Der Getreideexport aus der Schwarzmeerregion war mit dem Getreideabkommen vom 22.7.2022 ordentlich angelaufen. Die Tatsache, dass die Verlängerung lange Zeit ungewiss war, beflügelte die Getreidekurse im Oktober 2022. Nach der Verlängerung am 17.11.2022 für weitere 120 Tage machte sich am Markt eine gewisse Entspannung bemerkbar, was die Weizenkurse unter die Marke von 300 €/t fallen ließ.

Am 17.3. 2023 wurde das Abkommen auf den letzten Drücker erneut verlängert. Noch streiten sich die Parteien über die Laufzeit, die Ukraine sieht hier 120 Tage währen Russland von 60 Tagen spricht, da Putin weitere Bedingungen an das Abkommen knüpfen will.

Ende Februar 2023 taxierte die EU-Kommission die EUGetreideernte 2021/22 auf 292,6 Mio. t und den Binnenverbrauch auf 260,8 Mio. t. Das Ergebnis der vorjährigen Ernte war damit zufriedenstellend, die Endbestände konnten zum 30.6.2022 auf rund 47,2 Mio. t zulegen. 2022/23 fiel diese infolge der europaweiten Sommertrockenheit erheblich schwächer aus als erhofft. Im März 2022 erwartete man noch eine Getreideernte von 297,7 Mio. t, im Februar 2023 wurden nur noch 265,6 Mio. t genannt.

Die Rückgänge betreffen Weizen (-5,8 Mio. t), Mais (-21,9 Mio. t) und Gerste (-2,1 Mio. t). Gegenüber der Schätzung im März 2022 wird es nun weniger Exporte (44,1 bzw. -11,3 Mio. t) und deutlich höhere Importe (34,1 bzw. +20,1 Mio. t, v.a. Maisimporte) geben. Die Endbestände sollen mit 46,4 Mio. t um -0,8 Mio. t unter Vorjahresniveau liegen.

Die deutsche Getreideernte 2021 wurde vom Statistischen Bundesamt auf 42,36 Mio. t geschätzt. Es handelte sich dabei um die zweitschwächste Ernte der letzten 20 Jahre. Nur 2003 und 2018 waren ähnlich schwach ausgefallen. Die Getreidefläche war 2021 mit nur 6,05 Mio. ha auch die kleinste der letzten 20 Jahre. Die Erträge lagen wegen der feuchten Witterung mit 70,0 dt/ha knapp über dem fünfjährigen Mittel (69,5).

Ganz anders 2022. Die deutschlandweite Sommertrockenheit dezimierte die Ernte in Menge und Qualität. Im Februar 2023 taxierte das Statistische Bundesamt die Ernte auf 39,64 Mio. t (Getreide ohne Mais, Vj. 37,90). Damit ist Deutschland bei Getreide noch mit einem „blauen Auge“ davongekommen. Allerdings ist die Körnermaisernte mit 3,84 Mio. t knapp 20% schwächer ausgefallen.

Bei Bio-Speisegetreide sind in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres steigende Tendenzen zu verzeichnen. Dies gilt im Februar sogar erstmalig wieder für Dinkel. Bei Futtergetreide zeichnet sich eine fallende Tendenz ab. In Baden-Württemberg wurden im Februar Brotweizen mit 59,30 €/dt, Dinkel, Rohware, mit 46 €/dt, Hafer mit 39 €/t und Roggen mit 48,33 €/dt frei Verarbeiter gehandelt. Futtergerste lag bei 42 €/dt, Futterweizen bei 44,67 €/dt, Triticale bei 39,50 €/dt und Mais bei 50,10 €/t. Ackerbohnen erzielten 67,50 €/dt, Sojabohnen vorgetrocknet 95,14 €/t. Futtererbsen wurden im Bundesschnitt mit 64,30 €/t gehandelt.
LEL Schwäbisch Gmünd
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