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28.03.2022 | 07:46 | Weizenmarkt 

Terminweizen pendelt sich auf hohem Kursniveau ein

Kairo / Paris / Chicago - Nach dem explosiven Anstieg Anfang März haben sich die vorderen Weizennotierungen an der europäischen Leitbörse Matif zuletzt in einem Band zwischen 370 Euro/t und 390 Euro/t eingependelt.

Weizenmarkt
In Paris bewegt sich der vordere Future nach explosivem Anstieg in einem Band zwischen 370 Euro und 390 Euro pro Tonne - Preiskurve wechselt fast täglich die Richtung. (c) proplanta
Am Freitag (25.3.) gegen 12 Uhr mussten in Paris für prompte Ware zur Abrechnung im Mai 376 Euro/t bezahlt werden, nachdem die gleiche Laufzeit noch am 7. März an der 400-Euro-Marke gekratzt hatte. An der Welt-Leitbörse von Chicago mussten für vorderen Futterweizen, ebenfalls zur Abrechnung im Mai, zur gleichen Zeit umgerechnet 362 Euro/t angelegt werden.

Die Preiskurven in Chicago und Paris wechselten zuletzt ständig die Richtung, getrieben von der jeweiligen Nachrichtenlage in der Ukraine. Unterdessen lässt der starke Anstieg der Weltmarktpreise für Weizen in großen Importländern den Handlungsdruck wachsen.

In Ägypten kündigte Ministerpräsident Moustafa Madbouli am21.3. an, dass die Preise für 45 g, 65 g und 90 g schwere Weizenfladen sowie für ein Kilogramm abgepacktes Brot gedeckelt werden. Ein 45-g-Fladen kostet damit laut seinen Angaben nicht mehr als umgerechnet etwa 0,025 Euro. Die Regelung gilt für alle Geschäfte und Bäckereien und zunächst für drei Monate, kann aber früher wieder aufgehoben werden. Bei Zuwiderhandlung drohen den lokalen Einzelhändlern hohe Geldstrafen.

Politische Sprengkraft

Bekanntlich hat der Brotpreis in den Ländern Nordafrikas enorme politische Sprengkraft. Die traditionellen Weizenfladen sind wichtigstes Grundnahrungsmittel. Ein niedriger Preis sichert den sozialen Frieden. Deshalb haben in Ägypten Millionen Menschen Anspruch auf den Bezug von subventioniertem Brot; die zu regulären Preisen verkaufte Ware ist um ein Vielfaches teurer.

Aufgrund einer nur minimalen Eigenproduktion muss das Land am Nil so viel Weizen wie kein anderes Land im Ausland zukaufen. Deshalb leidet Ägypten besonders unter den kriegsbedingten Marktverwerfungen, zumal zuvor 80 % der Getreideimporte aus Russland und der Ukraine stammten.

Angst vor erneuter Rebellion

Die Kairoer Regierung treibt die Furcht vor einem neuen arabischen Frühling um: 2011 waren die Menschen in vielen arabischen Autokratien mit der Forderung nach „Brot, Freiheit und sozialer Gerechtigkeit“ auf die Straße gegangen, teilweise eskalierte der zunächst friedliche Protest und es kam zu gewaltsamen Aufständen.

In Syrien folgte ein Aufstand, den Machthaber Baschar Hafiz al-Assad mit militärischer Hilfe durch Russland brutal niederstreckte. An der Pariser Matif wird genau die Weizenqualität gehandelt, aus der das Mehl für die in Nordafrika beliebten Weizenfladen hergestellt wird. Beim aktuell gültigen “Weizenkontrakt Nummer 2“ gibt es für physische Andienungen keine Vorgabe zum Eiweißgehalt, während das Hektolitergewicht mindestens 76 kg erreichen muss.
AgE
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