Eine aktuelle Studie widerlegt die von den polnischen Landwirten vorgebrachte Behauptung. (c) proplanta
Das geht nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur APK Inform zumindest aus der aktuellen Studie „Grain of dissent: Analysis of Agrarian Protests“ hervor, die jetzt vom unabhängigen Institut für öffentliche Finanzen (IPF) in Warschau vorgelegt wurde. Der Import von Getreide aus der Ukraine habe weder einen nennenswerten Einfluss auf den Rückgang der Getreidepreise in Polen noch auf die Preissituation in der gesamten EU, so die Diagnose der Experten.
Außerdem treffe der Vorwurf, ein Teil des ukrainischen Getreides werde über Litauen nach Polen geliefert, nicht zu, stellen die IPF-Experten klar. Vielmehr seien die Lieferungen aus Litauen in den letzten Jahren systematisch zurückgegangen. Die in Polen weit verbreitete Meinung, dass das Embargo für Importe aus der Ukraine die Preisstabilität auf dem heimischen Agrarmarkt erheblich beeinflussen könnte, sei ebenfalls falsch. Tatsächlich habe das Embargo nur geringe Auswirkungen auf die Preise und die Bedingungen des EU-Binnenmarktes für die Landwirtschaft, da die Preise von vielen Faktoren abhingen, einschließlich der Situation in der Welt.
Negative Agrarhandelsbilanz
Die IPF unterstreicht, dass die ukrainischen Agrarlieferungen nicht die Hauptursache für die wirtschaftlichen Herausforderungen seien, mit denen die polnischen Landwirte aktuell konfrontiert seien. Die Agrarhandelsbilanz mit der Ukraine sei zwar insgesamt negativ, was aber nicht auf alle Märkte zutreffe. So habe Polen beispielweise im Fleisch- und Milchsektor eine positive Handelsbilanz mit der Ukraine. Zudem sei zu bedenken, dass ein vollständiges Embargo für Produkte aus der Ukraine die Situation auf dem polnischen Markt nicht ändern würde, da die Preise auf den Weltmärkten eine dominierende Rolle spielten. Das Institut weist darauf hin, dass Polen im Jahr 2023 nur 1 Mio. Tonnen Getreide aus der Ukraine importiert habe. Angesichts der polnischen Getreideproduktion von 35,2 Mio. Tonnen könne dies „kein wesentlicher Faktor sein, der den Preisverfall beeinflusst“.