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15.03.2024 | 02:36 | Pflanzenschutzmittel 

Glyphosat-Alternative in Deutschland frühestens 2030

Monheim - Mit der Vermarktung eines alternativen Herbizidwirkstoffs für Glyphosat durch Bayer Crop Science in Deutschland ist erst Anfang bis Mitte der nächsten Dekade zu rechnen.

Glyphosat Alternativen
(c) proplanta
Darauf hat die Leiterin Regulatory Science der Bayer Crop Science Deutschland GmbH, Dr. Susanne Kübbeler, am Donnerstag (14.3.) beim digitalen Jahrespressegespräch hingewiesen. Der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG, Bill Anderson, hatte wenige Tage zuvor gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ die Markteinführung dieser „ersten bahnbrechenden Innovation auf diesem Gebiet seit 30 Jahren“ bereits für das Jahr 2028 angekündigt.

Kübbeler zufolge wird der Genehmigungsantrag für den neuen Wirkstoff auf EU-Ebene allerdings wohl erst im kommenden Jahr eingereicht. Die Dauer des Zulassungsverfahrens bis zur Vermarktung eines neuen Wirkstoffs für Pflanzenschutzmittel habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verlängert, gab sie zu bedenken. Es handle sich zudem um einen neuen Wirkstoffmechanismus. Der Leiter der Unternehmenskommunikation, Heinz Breuer, stellte indes klar, dass der neue Wirkstoff kein Nachfolgeprodukt für Glyphosat sei, sondern eine Ergänzung des bestehenden Portfolios.

Deutlich weniger Mittel durch Green Deal



Mit Blick auf den zukünftigen Einsatz von Glyphosat erklärte Kübbeler, dass der vom Bundeslandwirtschaftsministerium bei der EU zur Notifizierung eingereichte Änderungsentwurf für die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ab dem 1. Juli 2024 aus Sicht des Unternehmens durchaus akzeptabel und rechtssicher sei. Bis dahin gelte noch die sogenannte Eilrechtsverordnung, die am 1. Januar dieses Jahres in Kraft getreten sei. Eine zügige Einigung über den Änderungsentwurf sollte aufgrund des Zeitdrucks im Interesse aller Akteure sein, um eine rechtssichere Nachfolgelösung bereitzustellen, so Kübbeler. Anderenfalls drohten Klagen und Vertragsverletzungsklagen und Kosten für die Steuerzahler.

Die Bayer-Mitarbeiterin gab zu bedenken, dass der Green Deal in der EU die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln insgesamt massiv begrenzen werde. Ursache sei die Verzahnung entsprechender Maßnahmen mit Spezialgesetzen wie der EU-Verordnung über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln. Laut einer Folgenabschätzung des Industrieverbandes CropLife Europe würden damit mehr als 100 Wirkstoffe, deren Verwendung in Pflanzenschutzmitteln derzeit als sicher eingestuft werde, vom Markt verschwinden. In den kommenden fünf bis 15 Jahren würden in Deutschland damit etwa 80% der heute zur Verfügung stehenden Behandlungen wegfallen. Am meisten betroffen wären der Anbau von Mais, Halmgetreide und Raps.
AgE
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