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16.12.2023 | 09:26 | Unkrautvernichter 
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Özdemir prüft weitere Anwendungsbeschränkungen für Glyphosat

Berlin - Bundesagrarminister Cem Özdemir nimmt nach der neuen EU-Zulassung für den Unkrautvernichter Glyphosat weitere Vorgaben für den Einsatz in Deutschland in den Blick.

Anwendungsbeschränkung Glyphosat
(c) proplanta
«Wir werden prüfen, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, die Anwendung von Glyphosat wirksam einzuschränken», sagte der Grünen-Politiker am Freitag. Trotz der EU-Genehmigung wolle er der Koalitionsvereinbarung so weit wie möglich nachkommen. «Wir müssen die Artenvielfalt schützen, damit wir auch morgen sichere Ernten einfahren können.» Das sei schlichtweg Daseinsfürsorge und «der Job der gesamten Bundesregierung».

Özdemir äußerte sich mit Blick auf eine Anschlussregelung nach einer bereits angekündigten Eilverordnung, mit der zunächst die erneuerte EU-Zulassung national nachvollzogen werden soll. Die Eilverordnung soll für ein halbes Jahr gelten und ein eigentlich zum 1. Januar 2024 greifendes nationales Verbot aufheben, das nun rechtlich keinen Bestand mehr hätte. Auch sonst auslaufende Beschränkungen wie ein Anwendungsverbot in Wasserschutzgebieten werden nun fortgeschrieben.

Im nächsten Schritt soll dann die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung «im Sinne des Koalitionsvertrags» überarbeitet werden, wie Özdemir sagte. SPD, FDP und Grüne hatten eigentlich vereinbart: «Wir nehmen Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt.» Die EU-Kommission verlängerte aber kürzlich die Zulassung um zehn Jahre bis 2033. Die Behörde traf die Entscheidung, nachdem es unter den EU-Staaten keine ausreichende Mehrheit dafür oder dagegen gegeben hatte. Deutschland enthielt sich, weil die FDP dafür war und die Grünen sich für ein Nein einsetzten.

Özdemir sagte: «Glyphosat schadet ohne Zweifel der Artenvielfalt.» Die neue Zulassung sei auch ein schlechtes Signal für Innovationen. «Moderner Pflanzenbau und ein fast 50 Jahre altes Totalherbizid passen einfach nicht zusammen.» FDP-Fraktionsvize Carina Konrad nannte die Verlängerung der Zulassung in Deutschland durch Özdemir richtig. «In diesen herausfordernden Zeiten darf den Landwirten ohne wissenschaftliche Grundlage und Alternativen nicht ein weiteres Werkzeug für nachhaltige Landwirtschaft genommen werden.»

Glyphosat steht seit Jahren in der Diskussion. Streit gibt es unter anderem darüber, ob es krebserregend sein könnte. Eine Untersuchung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hatte jüngst keine inakzeptablen Gefahren gesehen, aber auf Datenlücken in mehreren Bereichen hingewiesen.
dpa
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Kommentare 
conterra schrieb am 21.12.2023 15:37 Uhrzustimmen(2) widersprechen(0)
Schon alleine die Verminderung von Erosionen bei Starkregen machen die konservierende Bodenbearbeitung unter Mithilfe von Glyphosat zu einem unverzichtbaren Instrument.
scherlock schrieb am 17.12.2023 12:50 Uhrzustimmen(13) widersprechen(0)
Glyphosat und moderner Pflanzenbau passen sehr wohl zusammen, wenn man die Vorteile der reduzierten Bodenbearbeitung und der Mulchsaat nutzen möchte.
Seine Aussage Glyphosat und moderner Pflanzenbau passen nicht zusammen, zeigt, dass Herr Özdemir null Ahnung hat.
Ohne Glyphosat mehr Bodenbearbeitung, folglich mehr Co², mehr Humusabbau, mehr Errossion, mehr Einsatz anderer Herbizide mit weitaus negativeren Auswirkungen für die Umwelt.
Die " Beikräuter" ( Unkräuter) sind weg, egal ob ich mit Glyphosat oder mit dem Grubber fahre. Und bei beiden Verfahren wachsen nach wenigen Tagen neue Pflanzen aus im Boden befindlichen Samen nach.
Vielleicht sollte man das dem Herrn Özdemir mal sagen
Thorsten Holtmeier schrieb am 16.12.2023 22:04 Uhrzustimmen(16) widersprechen(0)
Als erstes müssen mal alle Pflanzenschutzmittel für Privatleute verboten werden, dann müssen die Raben und Krähen stark dezimiert werden. Das wären Maßnahmen die wirklich hilfreich für die biodiversität sind. Pflanzenschutzmittel in Händen der Landwirtschaft werden von gut ausgebildeten und sachkundigen Personen angewendet und sind deshalb auch sicher in der Anwendung.
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