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11.12.2022 | 14:00 | Ukraine-Krieg 

Russland raubt fast 6 Millionen Tonnen Weizen

Kiew -  Bei der Invasion in die Ukraine hat Russland auch vor einem Diebstahl von Getreide nicht halt gemacht.

NASA Harvest
(c) proplanta
Eine vom NASA-Programm für Ernährungssicherheit und Landwirtschaft (NASA Harvest) durchgeführte Analyse von Satellitenbildern hat ergeben, dass von russischer Seite rund 5,8 Mio. t Weizen in Gebieten geerntet wurden, die nicht unter ukrainischer Kontrolle standen; das entspricht einem finanziellen Verlust von umgerechnet mehr als 1 Mrd. Euro.

Laut NASA Harvest wurden in den von Russland besetzten Gebieten etwa 88 % der angebauten Winterkulturen gedroschen; die nicht abgeernteten Felder lagen hauptsächlich entlang der Frontlinie. Das NASA-Harvest-Team hat errechnet, dass in der Ukraine in diesem Jahr rund 26,6 Mio. t Weizen von den Feldern geholt wurden. Das ist zwar weniger als die Rekordernte des Vorjahres in Höhe von 33 Mio. t, liegt aber nahe am Fünfjahresdurchschnitt von 27,9 Mio. t.

Viele Marktexperten waren bisher für 2022 von einemdeutlich geringeren Weizenaufkommen ausgegangen. Allerdings hat die Ukraine aufgrund des Krieges im Osten des Landes keinen Zugang zu 22 % dieses Weizens. Zu Beginn der russischen Invasion im Februar hatten einige Analysten davor gewarnt, dass 20 % bis 30 % der ukrainischen Winterkulturen am Ende des Sommers nicht geerntet werden könnten. Die Analyse von NASA Harvest zeigt jedoch, dass landesweit - inklusive der besetzten Gebiete - etwa 94 % der Ernte eingebracht wurden.

Unterdessen hat ein erstes Schiff im Rahmen der humanitären Initiative „Grain from Ukraine“ rund 25.000 t Weizen nach Äthiopien geliefert. Kommende Woche soll ein zweites Schiff mit 30.000 t Weizen ebenfalls in einem äthiopischen Hafen einlaufen. Das dritte Schiff der Initiative wird 25.000 t Weizen nach Somalia transportieren.

Großes Exportpotential

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland vergangene Woche erneut vor, den Betrieb des Getreidekorridors absichtlich zu bremsen. Frachtschiffe bleiben drei bis fünf Wochen in der Warteschlange stecken und mehrere Millionen Tonnen ukrainischer Agrargüter könnten nicht auf den Seeweg gebracht werden, erklärte Selenskyi vergangene Woche beim TRT World Forum in Istanbul.

Derzeit steckten mehr als 80 Schiffe in der Warteschleife, weil die Kontrollen nur schleppend liefen. Zudem stehen dem Präsidenten zufolge mehr als 13 Mio. t an Agrarprodukten für den Export bereit, und die Ukraine könnte sogar „weitere Dutzende Millionen Tonnen“ liefern.

„Unsere Häfen, die an der Getreide-Initiative beteiligt sind, sind bisher nur halb ausgelastet“, so Selenskyj. Nach Angaben des Kiewer Landwirtschaftsministeriums hat die Ukraine seit dem 24. Februar, dem ersten Tag der russischen Invasion, bereits mehr als 32 Mio. t an landwirtschaftlichen Erzeugnissen exportiert.
AgE
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