Der Weizenkontrakt mit Fälligkeit im Dezember 2023 war am betreffenden Montag im Handelsverlauf auf 212,50 Euro/t gefallen; das war der niedrigste Kurs der Dezemberkontrakte seit Juli 2021. Bis Freitag gegen 11.45 Uhr kletterte der Kurs zwar auf 220 Euro/t. Auf diesem Niveau dürften Analysten zufolge allerdings weitere
Kursgewinne durch die obere Begrenzungslinie des in der ersten Novemberhälfte gestarteten charttechnischen Abwärtstrends zumindest ausgebremst werden.
Die nächste charttechnische Widerstandslinie liegt bei 230 Euro/t. Indes wird der Matif-Weizenfuture mit Fälligkeit im Dezember 2024 mit einem Aufschlag von etwa 14 Euro/t gegenüber dem Frontkontrakt gehandelt. Marktexperten begründeten die jüngste Erholungsbewegung unter anderem mit anziehenden Exportpreisen für russischen Weizen als Folge der dortigen Stürme in der vergangenen Woche. Dadurch verbesserte sich die Wettbewerbsfähigkeit für EU-Ware am Weltmarkt.
Moskau erwartet überdurchschnittliche ErnteZudem gab es Gerüchte, dass Moskau einen Exportstopp erwäge, wenn die russischen Weizenlagerbestände unter 10 Mio. Tonnen rutschen. Dass dies geschieht, gilt aus heutiger Sicht allerdings als recht unwahrscheinlich. Der Internationale Getreiderat (IGC) beziffert nämlich die betreffenden Endbestände für 2022/23 aktuell auf 15 Mio. Tonnen Weizen.
Bis zum Ende der laufenden Vermarktungssaison dürfte die Lagermenge nach Einschätzung der Londoner Fachleute zwar etwas abgeschmolzen werden, aber dann bei immerhin noch etwa 11,4 Mio. Tonnen liegen. Für Preisauftrieb sorgten auch charttechnisch bedingt positive Vorgaben des Weizenterminmarktes an der Weltleitbörse CBoT in Chicago. In die Gegenrichtung wirken aber weiterhin die aktuell eher zurückhaltende Weizennachfrage am Weltmarkt und die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen vier Wochen.
Unterdessen sieht das Moskauer Forschungszentrum für Agrarökonomie (SovEcon) die Weizenernte 2024 im eigenen Land bei 89,8 Mio. Tonnen, nach noch 91,5 Mio. Tonnen im laufenden Jahr. Dennoch würde damit der Fünfjahresdurchschnitt um 3,4 Mio. Tonnen Weizen übertroffen. Die Fachleute begründeten ihre Einschätzung mit einem voraussichtlich rückläufigen Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln als Reaktion auf sinkende Erzeugerpreise.
Nässe verzögert Aussaat in der EUDerweil wies das Monitoring Agricultural ResourceS (MARS) der EU-Kommission darauf hin, dass ausgiebige Regenfälle im Westen und Norden der Gemeinschaft die Feldarbeiten erschwert und mancherorts die Aussaat der Winterkulturen erheblich verzögert haben. Damit im Einklang rechnet der IGC mit einer Einschränkung des EU-Weizenareals für die Ernte 2024 gegenüber dem Vorjahr um 1,2 % auf 23,7 Mio. Hektar.
In Frankreich seien die Äcker nach Überschwemmungen nicht befahrbar, so dass sich die Feldarbeiten dort erheblich verzögerten. Für Russland prognostiziert der IGC ein Minus von 2,7 % auf 28,2 Mio. Hektar. Mit Blick auf die Ukraine wird sogar eine Verkleinerung der Weizenfläche um 5,1% auf 6 Mio. Hektar vorausgesagt, und zwar als Folge von finanziellen Einschränkungen und niedrigen Erzeugerpreisen.
Dagegen dürften die US-Farmer den Weizenanbau um 5,2 % auf 15,9 Mio. Hektar ausweiten. Unter dem Strich werde die globale Weizenfläche wahrscheinlich um 0,5 % auf 222,2 Mio. Hektar verkleinert, so die Erwartung des Getreiderats. Damit würde der Mehrjahresdurchschnitt um 1 % übertroffen.