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14.05.2017 | 11:30 | Weizenausfuhren 

Ernte 2017/18: EU größter Weizenexporteur der Welt?

Washington - Die Europäische Union könnte im kommenden Wirtschaftsjahr den ersten Platz auf der Rangliste der weltgrößten Weizenexporteure von den USA zurückerobern. Davon geht zumindest das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) aus.

Weizenexporte 2017 2018 2019 2020
USDA erwartet für die Gemeinschaft Weizenausfuhren einschließlich Erzeugnisse von 31 Millionen Tonnen. (c) proplanta
Nach seinen ersten Prognosen für 2017/18 wird die EU-28 in der nächsten Saison 31,0 Mio. t Weizen einschließlich Weizenerzeugnisse wie Mehl ausführen. Für die aktuelle Kampagne rechnet das USDA jetzt mit EU-Weizenexporten von 27,0 Mio. t. Im Wirtschaftsjahr 2015/16 wurden 34,7 Mio. t exportiert, in den beiden Kampagnen davor waren es 25,5 Mio. t sowie 32 Mio. t. Das eigene Land wird nach der Vorhersage der Washingtoner Fachleute in der kommenden Saison nur rund 27 Mio. t Weizen einschließlich Weizenprodukte ins Ausland verkaufen, verglichen mit schätzungsweise 28,3 Mio. t im laufenden Vermarktungsjahr.

Die Weizenexporte Russlands sollen von 28,0 Mio. t in der aktuellen Kampagne auf 29,0 Mio. t in der nächsten Saison steigen, womit das Land weiterhin den zweiten Platz belegen würde. Gleichzeitig dürften sich die Ausfuhren Kanadas von 20,0 Mio. t auf 22,0 Mio. t erhöhen. Damit läge das nordamerikanische Land gleichauf mit Australien, dessen Exporte sich damit auf dem Niveau der aktuellen Saison bewegen würden. Für die Ukraine wird indes ein Rückgang der betreffenden Ausfuhren um 2,8 Mio. t auf 14,5 Mio. t prognostiziert.

Weltweit rechnet das USDA mit Blick auf das kommende Wirtschaftsjahr mit Ausfuhren von 181,1 Mio. t Weizen einschließlich Weizenerzeugnissen; gegenüber der für 2016/17 geschätzten Rekordmenge würde das eine Zunahme um 2,4 Mio. t oder 1,3 % bedeuten.

Ernteprognosen mit großer Unsicherheit behaftet

Mit Blick auf die anstehende Weltweizenernte 2017/18 erwartet das USDA im Vergleich zum noch laufenden Rekordjahr einen moderaten Rückgang um 15,3 Mio. t oder 2,0 % auf 737,8 Mio. t. Das wäre aber immer noch die zweithöchste Erntemenge aller Zeiten. Dabei sind die Marktfachleute vor allem für das eigene Land pessimistisch; dort sehen sie das Weizenaufkommen bei lediglich 49,5 Mio. t; das wären 13,3 Mio. t oder 21,2 % weniger, als die Farmer 2016 von den Feldern geholt hatten.

Als Begründung für diese negative Entwicklung wird die deutliche Einschränkung des Anbauareals genannt. Darüber hinaus wird mit einem Ertragsrückgang um 10 % auf 31,7 dt/ha gerechnet, nachdem 2016 ein Rekordertrag erzielt worden war. Als weiteres Argument für den erwarteten Einbruch wird auch der Schneesturm Ende April in wichtigen Anbaugebieten angeführt. Für Russland prognostiziert das Washingtoner Agrarressort für das laufende Jahr ein Weizenaufkommen von 67 Mio. t. Obwohl das im Vergleich zu 2016 ein Rückgang um 5,5 Mio. t oder 7,6 % wäre, würden die russischen Bauern damit immer noch die historisch zweithöchste Weizenernte einfahren. Dagegen erwartet das USDA für die EU einen Zuwachs um dieselbe Menge auf 151 Mio. t Weizen.

Noch bessere Perspektiven werden für die indischen Ackerbauern gesehen, die vermutlich 97Mio. t Weizen ernten werden; das wäre im Vergleich zu 2016/17 ein Zuwachs um 10Mio t oder 11,5 % und damit ein neuer Rekord. Allerdings sind sämtliche Vorhersagen der USDA noch mit sehr großer Unsicherheit behaftet. Die Washingtoner Experten beziffern die mittlere Abweichung der Maiprognosen der vergangenen 36 Jahre von der jeweils letzten Ernteschätzung für das Ausland auf 15,1 Mio. t Weizen. Dabei gab es allerdings eine große Bandbreite, die zwischen 1,6 Mio. t und gut 32,9 Mio. t lag. Für das eigene Land weist der Bericht einen Vergleichswert von durchschnittlich 3,1 Mio. t aus.

China stockt Weizenlager kräftig auf

Wie die Washingtoner Beamten zum globalen Weizenverbrauch ausführen, soll sich dieser 2017/18 im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Mio. t oder 0,7 % auf 734,9 Mio. t verringern; damit würde er zum fünften Mal in Folge hinter der Erzeugung zurückbleiben. Deshalb rechnet das Ministerium mit einer weiteren Aufstockung der weltweiten Weizenbestände, und zwar um 2,9 Mio. t oder 1,1 % auf 258,3 Mio. t. Davon dürften voraussichtlich 128,0 Mio. t allein auf China entfallen, was ein Plus von 17,2 Mio. t oder 15,5 % bedeuten würde. Ohne Berücksichtigung der chinesischen Silos würden die globalen Bestände allerdings abgebaut, betont das USDA.

Besonders groß soll diese Abstockung im eigenen Land ausfallen, für das die Experten wegen der vermutlich deutlich kleineren Ernte und der voraussichtlich lebhaften Exportnachfrage mit einem Rückgang der Lagermenge um 6,7 Mio. t oder 21,2 % auf 24,9 Mio. t rechnen. Derweil wird für die EU im Zuge der erwarteten Ausfuhrsteigerung bei den Endbeständen ein Minus von 800.000 t Weizen oder 6,8 % auf 10,3 Mio. t prognostiziert.

Die globale Versorgungslage bei Weizen dürfte 2017/18 nach den Prognosen der Washingtoner Experten in etwa so üppig wie in der laufenden Saison ausfallen; der erwartete Verbrauch könnte mit der prognostizierten Lagermenge 128 Tage lang gedeckt werden. Damit würde der entsprechende Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre sogar um 16 Tage übertroffen. Weniger komfortabel stellt sich die Situation in den USA dar. Dort könnten die vorausgesagten Endbestände den erwarteten Weizenverbrauch einschließlich der voraussichtlichen Exporte 2017/18 lediglich rund 106 Tage lang decken. Das wären zwar 38 Tage weniger als im laufenden Wirtschaftsjahr, aber immer noch acht Tage mehr als der Fünfjahresdurchschnitt. Für die EU zeichnet sich bei gleicher Rechnung ein Rückgang gegenüber dem langjährigen Mittelwert um etwa vier Tage auf 24 Tage ab. Der Vergleichswert des Vorjahres würde um etwa zwei Tage verfehlt.
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