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07.04.2011 | 19:46 | Weltgesundheitstag 

EU: Antibiotikaresistenz muss global weiter bekämpft werden

Brüssel - Im Mittelpunkt des diesjährigen Weltgesundheitstags steht die wachsende Bedrohung durch potenziell tödliche Bakterien, die gegen antimikrobielle Mittel, insbesondere gegen Antibiotika, resistent werden.

Antibiotika
Die Europäische Kommission schließt sich dem Aufruf der Weltgesundheitsorganisation an, die Anstrengungen zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz zu verstärken, denn diese stellt eine globale Gesundheitsgefährdung dar. Allein in der Europäischen Union verursachen antibiotikaresistente Infektionen schätzungsweise mehr als 25.000 Todesfälle und 1,5 Milliarden EUR zusätzlicher Kosten für das Gesundheitswesen.

In einer gemeinsamen Erklärung sagten der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, John Dalli, die EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und Wissenschaft, Máire Geoghegan-Quinn, und der EU‑Kommissar für Entwicklung, Andris Piebalgs: „Anlässlich des heutigen Weltgesundheitstags wollen wir auf das wachsende Problem der Antibiotikaresistenz aufmerksam machen.

Antibiotika haben die Medizin revolutioniert und es uns ermöglicht, bakterielle Infektionen zu behandeln, die früher tödlich verliefen. Damit haben wir viele Leben retten können. Diese Errungenschaften werden jetzt gefährdet, da der zu häufige Einsatz und der Missbrauch von antimikrobiellen Mitteln zu einem steilen Anstieg der Zahl resistenter Organismen und Infektionen geführt hat, die unnötiges Leiden und Todesfälle sowie vermeidbare Kosten für das Gesundheitswesen verursachen.

Im Anschluss an die „Strategie der Gemeinschaft zur Bekämpfung der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel“ aus dem Jahr 2001 hat die Kommission eine Reihe von Initiativen erarbeitet, um dieses Problem anzugehen. Der Erfolg vieler moderner Behandlungen, einschließlich Organtransplantationen, Krebstherapien und der Versorgung Frühgeborener hängt zum Teil davon ab, ob wirksame Lösungen für das Problem der Antibiotikaresistenz gefunden werden können.

Deshalb fördert die EU mit dem Siebten Forschungsrahmenprogramm Arbeiten zur Prävention und Bekämpfung der Antibiotikaresistenz, mit denen unter anderem neue resistente Organismen identifiziert, neue Arzneimittel entwickelt, schnellere diagnostische Tests verfügbar gemacht und die Auswirkungen der ärztlichen Verschreibungspraxis analysiert werden sollen. Es muss noch mehr getan werden; und die Kommission ist dabei, eine neue Strategie zu erarbeiten.

Alle Menschen auf der Welt haben ein Recht auf Gesundheit. Mit einem Jahresbudget von 700 Millionen EUR ist dies einer der wichtigsten Aktionsbereiche für die Kommission. Wir unterstützen Entwicklungsländer dabei, ihre Gesundheitssysteme zu stärken und die Millenium-Entwicklungsziele (MDG) zu erreichen, vor allem durch die dieses Jahr eingeleitete und mit einer Milliarde EUR ausgestattete MDG-Initiative.“


Eine neue Strategie

Im November 2011 plant die Kommission, anlässlich des Tages der Sensibilisierung für die Antibiotikaresistenz eine neue Strategie vorzulegen, die alle Ursachen der Resistenz gegen antimikrobielle Mittel und deren mögliche Auswirkungen behandelt. Sie wird die öffentliche Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, Verbrauchersicherheit, Umwelt, Tiergesundheit und Tierschutz sowie die Verwendung antimikrobieller Stoffe zu anderen als therapeutischen Zwecken zum Gegenstand haben.


Forschung und Innovation

Aus Anlass des Weltgesundheitstags wird eine Broschüre vorgelegt, in der die Forschungsprojekte zum Thema Antibiotikaresistenz aufgeführt sind, die 2007-2010 von der EU gefördert wurden.

Will man die Antibiotikaresistenz bekämpfen, muss man in Forschung und Innovation investieren. Die EU hat der Forschung in diesem Bereich Vorrang eingeräumt und seit 1999 zahlreiche Forschungsprojekte mit insgesamt etwa 300 Millionen EUR gefördert. Zu den Schwerpunkten gehören die Entwicklung neuartiger Arzneimittel und Therapien, die Definition der optimalen Verwendung vorhandener Antibiotika, die Entwicklung diagnostischer Instrumente, die Überwachung der Ausbreitung der Resistenz und die Grundlagenforschung über pathogene Organismen. 

EU-geförderte Projekte konnten dazu beitragen, besser zu verstehen, wie die Resistenz funktioniert, und neuartige antimikrobielle Substanzen zu entwickeln, aus denen künftig Arzneimittel gewonnen werden könnten. Die in diesen Forschungsarbeiten gewonnenen Erkenntnisse tragen nicht nur dazu bei, die menschliche Gesundheit zu verbessern, sondern sie fördern auch Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.


Internationale Zusammenarbeit

Da die Antibiotikaresistenz eine globale Gesundheitsbedrohung darstellt, engagiert sich die Europäische Kommission auf internationaler Ebene in verschiedener Weise. Neben ihrer aktiven Mitwirkung an internationalen Initiativen in den Bereichen Veterinärmedizin und Lebensmittelsicherheit hat sie im Jahr 2010 zusammen mit den USA die Transatlantische Taskforce für Antibiotikaresistenz (TATFAR) ins Leben gerufen. Bis Ende 2011 soll diese Taskforce Empfehlungen für eine verstärkte Zusammenarbeit der EU mit den USA in den Bereichen Human- und Veterinärmedizin vorlegen, um dieser Bedrohung entgegenzuwirken.

Außerdem unterstützt die Europäische Kommission die Weltgesundheits-organisation, vor allem deren Regionalbüro Europa, beim Aufbau von Handlungskompetenz und bei den Anstrengungen zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz auf internationaler Ebene.


Gesundheit und Entwicklung

In den letzten zehn Jahren wurde der Gesundheitspolitik international ein hoher Stellenwert eingeräumt, und die Gesundheitshilfe ist auf mehr als 16 Milliarden EUR vervierfacht worden. Bei den Millenium-Entwicklungszielen wurden jedoch in den ärmsten Ländern keine Fortschritte erzielt, und die wachsenden Herausforderungen der Globalisierung erfordern, dass die EU ein solides globales Gesundheitskonzept vorlegt, sich Gehör verschafft und Maßnahmen ergreift.

Weltweit wird das Gesundheitswesen in mehr als 80 Ländern von der EU gefördert. Jährlich wendet die Europäische Kommission Mittel in Höhe von etwa 682 Millionen EUR für Gesundheit auf. Dazu gehören etwa 220 Millionen EUR für Impfprogramme und Fördermittel in Höhe von 100 Millionen EUR für den Globalfonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.


Hintergrund

Mit dem Weltgesundheitstag wird am 7. April der Gründung der Weltgesundheitsorganisation gedacht. Jedes Jahr wählt diese Organisation ein wichtiges Gesundheitsthema aus und ruft Menschen aller Altersgruppen und mit unterschiedlichem Hintergrund dazu auf, mit Veranstaltungen auf die Bedeutung dieses Themas für Gesundheit und Wohlergehen aufmerksam zu machen.

Als diesjähriges Thema wurde die Antibiotikaresistenz ausgewählt. Antimikrobielle Mittel werden dazu verwendet, Mikroorganismen, einschließlich Bakterien, Pilze, Parasiten und Viren, zu vernichten. Sie werden hauptsächlich zur Behandlung von Infektionen, zur Desinfektion, zu Hygienezwecken oder zur Konservierung eingesetzt. Eine Resistenz bildet sich, wenn die Mikroorganismen Mechanismen entwickeln, durch die antimikrobielle Mittel unwirksam werden. Werden die Mikroorganismen gegenüber mehreren Arten antimikrobieller Mittel resistent, bezeichnet man sie als „multiresistent“.

Resistente Bakterien können sich auf vielen Wegen ausbreiten: von Mensch zu Mensch, von einem Tier zum anderen, vom Tier auf den Menschen und über die Lebensmittelkette von der Umwelt auf Mensch und Tier. Resistente Infektionen können tödlich verlaufen und sich ausbreiten, was zu hohen Kosten für den Einzelnen und für die Gesellschaft als Ganze führt. Dieser Prozess wird durch die übermäßige unangemessene Verwendung von Antibiotika begünstigt und beschleunigt.

Der Europäische Tag der Sensibilisierung für Antibiotikaresistenz findet seit 2009 jedes Jahr am 18. November statt. Er wird vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten koordiniert und soll das Bewusstsein für die Risiken schärfen, die mit der unangemessenen Verwendung von Antibiotika einhergehen. Außerdem soll er für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika sensibilisieren. (EU/IP)
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