Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
23.03.2024 | 14:33 | Ökostrom 

Studie bescheinigt Bayern Aufholbedarf bei erneuerbaren Energien

München - Bayern hinkt nach einer aktuellen Studie beim Ausbau von Wind- und Sonnenenergie weiter den selbst gesteckten Klimaschutzzielen weit hinterher.

Erneuerbare Energien
Bis 2040 will der Freistaat klimaneutral sein. Ein großes Ziel, hinter dessen Umsetzung aber immer mehr Fragezeichen stehen. Eine neue Studie kommt zu keinem guten Ergebnis und hat klare Forderungen. (c) proplanta
«Um die ambitionierten Ausbauzahlen der erneuerbaren Energien in allen Zielpfaden zu erreichen, ist ein starker Anstieg der Ausbaugeschwindigkeit von Wind- und PV-Anlagen die Grundvoraussetzung», heißt es in der «Energiesystemanalyse - Bayern klimaneutral», die nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur jüngst bei einer Sitzung des Energiebeirats im bayerischen Wirtschaftsministerium vorgestellt wurde.

Um die Zielvorgaben des Windausbaus zu erreichen, heißt es in der Untersuchung, müsse sich diese Ausbaurate verglichen mit dem Jahr 2022 (49 Megawatt/MW) «um den Faktor 16 steigern, was einem jährlicher Zubau von 767 MW entspräche». Dies seien zudem 334 MW mehr als der Höhepunkt des historischen Ausbaus im Jahr 2014 (433 MW). «Betrachtet man den historischen Mittelwert von 2000 - 2023 (109 MW), fällt der notwendige Ausbau mehr als siebenmal so groß aus.»

Auch beim Photovoltaikausbau ergebe sich ein ähnliches Bild, schreiben die Autoren der Studie. Zwar sei bei den Ausbauraten ein linearer Anstieg zu beobachten, bis hin zu 2.146 MW im Jahr 2022,  «diese Rate liegt allerdings trotzdem noch unter dem jährlichen Ausbau von 4.848 MW, der zur Zielerreichung im Mix-Pfad vorliegen müsste. Sowohl für Wind als auch für PV ist somit eine deutliche Steigerung des Ausbaus nötig», heißt es in der Studie.

Das 225-seitige Papier wurde im Auftrag des Ministeriums von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (Ffe) und der Aachener Firma consentec erstellt. Öffentlich wurde es bisher nicht vorgestellt. Es bildet die Grundlage für die Entwicklung des im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern angekündigten «Energieplan Bayern 2040». Die Staatsregierung will bis 2040 Klimaneutralität erreichen. 

«Seit sechs Jahren hat Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) keinen Plan, wie der Energie- und Industriesektor in Bayern nachhaltig und zukunftsfähig gemacht werden soll», sagte Saskia Reinbeck, Sprecherin von Greenpeace in Bayern: Dies zeige sich auch in den Ergebnissen der Studie. «Bayern ist Lichtjahre von der nötigen Ausbaugeschwindigkeit für erneuerbare Energien entfernt, die es bräuchte, um das Klimaziel 2040 zu erreichen. Das grenzt an Arbeitsverweigerung und ist fatal für uns alle.»

Das Studienergebnis fügt sich nahtlos in andere kritische Stimmen zur Umsetzung der Energiewende in Bayern ein. Anfang März erst hatte eine Studie der Prognos AG im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) ein ernüchterndes Bild für Bayern wie für ganz Deutschland gezeichnet. Auch demnach ist das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 nach wie vor in unerreichbarer Ferne.

Aktuell würden im Freistaat mehr als doppelt so viele klimaschädliche Emissionen in die Atmosphäre abgegeben, als es der Abbaupfad vorsieht. Zudem belasteten hohe Strompreise die Wirtschaft und bremse der schleppende Netzausbau sowie zu wenig erneuerbare Energien die Versorgungssicherheit im Land.
dpa/lby
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Verband fordert schnelleren Photovoltaik-Ausbau

 Zahl der Windrad-Genehmigungen in MV im Jahr 2023 gestiegen

 Für Energie-Ziele mehr als 700 Milliarden Euro bis 2030 nötig

 G7 nehmen sich Kohleausstieg vor - deutsche Reaktionen gemischt

 Zahl der Balkonkraftwerke in Niedersachsen steigt rasant

  Kommentierte Artikel

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein