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10.03.2024 | 04:28 | Geschäftsbericht 2023 

Bayer Crop Science schreibt rote Zahlen

Leverkusen / London - Die Agrarsparte der Bayer AG hat im Geschäftsjahr 2023 erwartungsgemäß einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen, nachdem im Vorjahr der höchste Erlös in der Firmengeschichte erzielt worden war.

Bayer Crop Science
Der Konzern weist für die Agrarsparte einen deutlichen Umsatzrückgang im Jahr 2023 aus, hauptsächlich bedingt durch Preisrückgänge für glyphosathaltige Produkte. (c) proplanta
Wie dem aktuellen Geschäftsbericht zu entnehmen ist, verringerte sich der Umsatz der Division im vorigen Jahr im Vergleich zu 2022 währungs- und portfoliobereinigt (wpb.) um 3,7% auf 23,27 Mrd. Euro; damit wurde die firmeneigene Erwartung von minus 5% aber übertroffen. Der Konzernerlös verringerte sich gleichzeitig um 1,2% auf 47,64 Mrd. Euro.

Bayer-CFO Wolfgang Nickl begründete die negative Entwicklung von Crop Science am Dienstag (5.3.) in London vor allem mit erheblichen Preisrückgängen bei den glyphosathaltigen Produkten. Dagegen habe die Division im Kerngeschäft ohne Glyphosat ein Umsatzwachstum von 7% erzielt, womit sogar die Marktentwicklung übertroffen worden sei. „Dies gelang uns vor allem aufgrund von Preissteigerungen“, erklärte Nickl.

Allerdings verringerte sich das Ergebnis der Bayer-Agrarsparte vor Zinsen und Steuern (EBIT) laut Geschäftsbericht 2023 im Vorjahresvergleich um 6,44 Mrd. Euro auf minus 3,49 Mrd. Euro. Zu Buche schlugen dabei vor allem Sonderaufwendungen von 6,03 Mrd. Euro, die zum größten Teil auf Wertminderungen für Geschäfts- und Firmenwerte wegen gestiegener Kapitalkosten zurückgeführt werden. Das betreffende EBIT für das vierte Quartal 2023 stieg aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 848 Mio. Euro auf 975 Mio. Euro. Das Konzernergebnis erhöhte sich gleichzeitig um 726 Mio. Euro auf 1,34 Mrd. Euro, rutschte aber im Gesamtjahr im Vergleich zu 2022 um 7,09 Mrd. Euro auf minus 2,94 Mrd. Euro.

Konservativer Ausblick

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen ein Wachstum des globalen Marktes für Saatgut und Pflanzenschutz von rund 2%. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich die Preise für agrochemische Produkte einschließlich Glyphosat stabilisieren und allmählich auf ein „normales“ Niveau zurückkehren. Das anhaltende organische Wachstum der Pflanzenschutzsegmente, insbesondere der Insektizide, treibe das Wachstum des gesamten Pflanzenschutzmarktes.

Die erwartet positive Entwicklung des Segments Saatgut und Pflanzeneigenschaften werde voraussichtlich durch eine Ausweitung des Mais- und Sojaanbaus, insbesondere in Lateinamerika, verstärkt, so der Konzern. Zuwächse werden auch für den Verkauf von Gemüse- und Getreidesaatgut prognostiziert. Der Leiter der Division CropScience, Rodrigo Santos, bezifferte die Bandbreite für die Entwicklung des Nettoerlöses der Sparte für 2024 auf minus 1% bis plus 3%.

Aufspaltung aktuell kein Thema

Fortschritte meldete der Konzern in Sachen Glyphosat-Rechtsstreit. Dem Geschäftsbericht zufolge wurden von den insgesamt 167.000 Glyphosat-Ansprüchen als Folge der Übernahme von Monsanto bis zum 31. Januar 2024 insgesamt 113.000 verglichen oder erfüllten nicht die Vergleichskriterien.

Die Bilanz enthält per 31. Dezember 2023 noch Rückstellungen für solche Vergleiche von 6,3 Mrd. $ (5,7 Mrd. Euro). Bayer-CEO Bill Anderson kündigte an, den Aufsichtsrat um eine Rechtsexpertin zu ergänzen. „Jedes negative Urteil werden wir anfechten“, so der Firmenchef. Vor Kurzem seien erneut Schadensersatzsummen um rund 90% gesenkt worden. Man arbeite weiter daran, dass die Urteile komplett aufgehoben würden.

Mit Blick auf die mögliche Aufspaltung des Konzerns und entsprechende Strukturveränderungen zeigte sich Anderson zurückhaltend. „Nicht jetzt - das sollte aber nicht als ,nie‘ missverstanden werden“, so der Firmenchef. In den kommenden 24 bis 36 Monaten werde man sich jedoch darauf fokussieren, die Performance zu verbessern, die Rechtsstreitigkeiten wirkungsvoll anzugehen, eine starke Pharma-Pipeline aufzubauen und den Verschuldungsgrad in Richtung eines A-Ratings zu senken. Zu diesem Zweck wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung im April vorschlagen, die Dividende in den kommenden drei Jahren deutlich zu senken. Für das Geschäftsjahr 2023 wären das 0,11 Euro je Aktie, nach noch 2,40 Euro im Vorjahr.
AgE
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