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09.06.2013 | 17:55 | Aktuelle Hochwassersituation 

Kampf gegen die Fluten der Elbe

Halle/Meißen - Die Hochwasserkatastrophe an der Elbe hat längst Jahrhundertausmaße angenommen - zum zweiten Mal in nur elf Jahren. Auf die einen rollt die Flutwelle noch zu, andere haben ihre Existenz bereits verloren. Eins ist allen Flutopfern gemein: den Mut wollen sie nicht verlieren.

Hochwasser
(c) proplanta
«Unglaublich», entfährt es Bundespräsident Joachim Gauck, als er in Halle in Sachsen-Anhalt die Zerstörung in den Hochwassergebieten in Augenschein nimmt. «Man kann sich nicht vorstellen, was da zu bewältigen ist», sagt er mit Blick auf die zerstörerische Kraft der Saale. Wo die Flut schon wieder abläuft, etwa in Sachsen oder in Bayern, stehen viele Menschen vor den Scherben ihrer Existenz.

In Magdeburg und weiter elbabwärts haben die Menschen lange gehofft, dass sie glimpflicher davonkommen. Aber am Sonntag wurden die Prognosen immer bedrohlicher, in Magdeburg standen ganze Stadtteile unter Wasser. «Rothensee läuft voll wie eine Badewanne», sagte Bundeswehrsprecher Andrè Sabzog. Die Verzweiflung ist fast mit Händen zu greifen.

Die Einsatzkräfte in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt gingen bis an die Grenzen ihrer Kräfte. Rund 700 Soldaten versuchten mit allen Mitteln, ein Umspannwerk in der Stadt zu retten. Sollten sie den Kampf gegen das Wasser verlieren, hätte das verheerende Folgen: Viele der Pumpen, die pausenlos durchsickerndes Wasser zurück in die Elbe schaffen, hätten keinen Strom mehr.

Tausende Anwohner folgten nach anfänglichem Zögern dem Aufruf zur Evakuierung. Eine Familie hetzt mit drei Kindern, Koffern und einem Käfig mit Wellensittichen zu ihrem Auto. Ein älteres Ehepaar rettete noch seinen Hund in einen Transportpanzer, mit dem die Bundeswehr die Senioren in Sicherheit brachte.

Elbabwärts im niedersächsischen Hitzacker, wo der Scheitelpunkt der Elbe erst Mitte der Woche erwartet wird, bereiten sich die Menschen so gut wie möglich vor. Helfer stapeln an einem Ausflugslokal Sandsäcke. «Ich kann das Wort "Hochwasser" nicht mehr hören», sagt Ronald Jatzkowski. «Ich habe schon 2002, 2003, 2006 und 2011 mitgemacht - und jetzt 2013, langsam ist genug.»

Damit Deichbrüche zumindest so früh wie möglich bemerkt werden, sind fast überall entlang der Elbe sogenannte Deichläufer unterwegs. Steffen Wenzel ist für einen Abschnitt in der Nähe der sächsischen Stadt Torgau zuständig. Stundenlang läuft er an der Elbe entlang. Wenn der Deich irgendwo zu wackeln droht, merkt er es als erster. «Ich wohne selbst nah an der Elbe. Ich will meine Stadt beim Kampf gegen das Hochwasser unterstützen», sagt der freiwillige Helfer. Wenn er irgendwo trübes Wasser sickern sieht, schlägt er Alarm. Im schlimmsten Fall müssen dann Hunderte Helfer kommen und Sandsäcke stapeln.

Im sächsischen Bad Schandau im Oberen Elbtal haben die Menschen die akute Gefahr schon hinter sich. Vor einer halben Woche hatte die Elbe den Ort drei Meter tief unter Wasser gesetzt. Es war das vierte Hochwasser seit 2002 und das zweite sogenannte Jahrhunderthochwasser in elf Jahren. «Ich hätte nicht gedacht, dass ein Jahrhundert so schnell vergeht», sagte Bürgermeister Andreas Eggert. Wie es jetzt weiter geht in dem Ort nahe der tschechischen Grenze weiß niemand. «Wir haben Angst, das viele weggehen», sagt Gudrun Michael. Finanziell seien viele vermutlich am Ende. «Da ist einfach die Kraft nicht mehr da, da gehen Existenzen kaputt.» Tatsächlich hatten schon 2006 nach der ersten Wiederkehr der Flut, rund 100 Bürger die Stadt verlassen.

Auch im sächsischen Meißen schrubbten die 2.000 Einwohner, die sich vor dem Wasser retten mussten, am Wochenende den Schlamm von den Straßen und räumten Sandsäcke weg. An der Kirche hingen Handzettel mit den Telefonnummern der Pfarrer. «Wir sind für diejenigen da, die mal reden wollen», heißt es dort. (dpa)
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