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18.08.2010 | 17:15 | Flutkatastrophe  

GTZ-Büroleiter in Pakistan: Verheerende Zustände im Flutgebiet

Berlin - Die Lage in Pakistan ist dramatisch.

Hochwasser
(c) proplanta
Einige Menschen haben sich auf Dämmen von Eisenbahnstrecken oder Autobahnen Lager aufgebaut, wie Thomas Schaef von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch sagte. Seit drei Jahren leitet der 46-Jährige das GTZ-Büro in Islamabad. Etwa 200 lokale und 20 entsandte Mitarbeiter der GTZ sind im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Land.


Wie ist die Lage in Pakistan?

Schaef: «Verheerend. Das gesamte Einzugsgebiet des Indus-Flusses ist betroffen. Das geht von der Nordwestprovinz an der Grenze zu Afghanistan bis hinunter in die Nähe der Küste. Häuser, Gehöfte und Ländereien sind überschwemmt und unbewohnbar, das Saatgut für die nächste Saison ist zerstört. Infektionskrankheiten breiten sich aus. Insgesamt sind 20 Millionen Menschen betroffen - auf einer Fläche so groß wie England.»


Wer leidet am meisten unter der Überschwemmung?

Schaef: «Zu einem großen Teil ist ländliche Bevölkerung betroffen, Familien von Kleinbauern, deren wirtschaftliche Grundlage schon vorher eher prekär war. Besonders hart trifft es die schwächsten Mitglieder dieser Familien, das heißt kleine Kinder, schwangere Frauen und ältere Bewohner.»


Was brauchen die Flutopfer am dringendsten?

Schaef: «Oberste Priorität hat die Versorgung mit Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, Medikamenten und Unterkunftsmöglichkeiten.»


Wie hilft die GTZ?

Schaef: «Wir stellen Wasserfilter zur Verfügung, um Trinkwasser zu säubern. Außerdem haben wir Planen eingekauft, die speziell beschichtet sind, um Moskitos abzuwehren und Krankheiten wie Malaria abzuhalten. Wir arbeiten eng mit anderen Hilfsorganisationen und der pakistanischen Regierung zusammen.»


Sind die Flutopfer dankbar?

Schaef: «Sie sind dankbar für jede Hilfe, die ankommt. Aber sie sind auch fordernd und erwarten weitere Unterstützung.»


Wie geht es Ihren Mitarbeitern?

Schaef: «Sie arbeiten zwölf, dreizehn Stunden am Tag und versuchen in dieser Zeit das zu leisten, was möglich ist. Die lokalen Mitarbeiter haben zum Teil ihre Häuser verloren. Außerdem sind ihre Familien in den Regionen, und das belastet die Einzelnen sehr stark.»


Wie wird Pakistan mit dieser Katastrophe zurechtkommen?

Schaef: «Es kommt darauf an, wie viel Geld international und von der pakistanischen Regierung zur Verfügung gestellt wird. Der wirtschaftliche Schaden ist sehr groß. Die Landwirtschaft, die immer noch das Rückgrat der Wirtschaft stellt, und die Infrastruktur sind auf einer sehr großen Fläche betroffen. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die Schäden beseitigt werden können, aber es wird sehr sehr lange dauern.» (dpa)
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