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14.12.2020 | 14:31 | Unkrautkiller 

Glyphosat: Herbizid-Rückstände auch in der Ostsee?

Rostock - Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat lässt sich dank einer neuen Messmethode nun auch im Meer nachweisen.

Glyphosat-Rückstände
Neue Methode weist erstmals Glyphosat-Rückstände in der Ostsee nach. (c) proplanta
Das Verfahren ermögliche es, sowohl das umstrittene Herbizid selbst als auch dessen Abbauprodukt in Salzwasserproben aufzuspüren, heißt es in einer Mitteilung des Leibnitz Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), an dem das Verfahren entwickelt wurde. Damit sei es künftig möglich, die Belastung der Meeresumwelt mit den Substanzen zu überwachen.

Glyphosat zählt zu den weltweit am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtern. Das umstrittene Mittel kommt auch in Deutschland zum Einsatz und gelangt vom Land in Bäche, Flüsse und Seen. Mit den Flüssen könnten Glyphosat und dessen Abbauprodukt AMPA (Aminomethylphosphonsäure) auch ins Meer gelangen - bisher war es den Forschern zufolge aber noch nicht gelungen, die Substanzen dort zu messen.

«Ausgangspunkt für unsere aktuelle Studie war daher die Frage, ob Glyphosat und AMPA tatsächlich nicht im Meer ankommen - etwa durch biologischen Abbau und Ablagerung in den Fließgewässern -, oder ob es schlichtweg methodische Schwierigkeiten sind, die bislang einen Nachweis in marinen Ökosystemen verhindert haben», erläutert IOW-Forscherin Marisa Wirth.

Die Meereschemikerin zeigte nun mit ihrem Team, dass tatsächlich das Salz im Meerwasser die bisher eingesetzten Messverfahren stört. Die Wissenschaftler entwickelten eine Methode, die auch in Wasser mit Salzgehalten funktioniert, wie sie typischerweise in der Ostsee und den offenen Meeren auftreten. Sie testeten das Verfahren schließlich erfolgreich an sieben Umweltproben aus der Westlichen Ostsee.

Die gemessenen Konzentrationen liegen laut dem Forschungsinstitut weit unterhalb jener Werte, die für Menschen und Organismen als bedenklich diskutiert werden. Da es sich nur um punktuelle Messungen handle, ließe sich auch noch keine verlässliche Einschätzung darüber treffen, inwieweit die Stoffe die Ostsee gefährden. «Wir haben jetzt aber eine hinreichend sensitive und zuverlässige Methode, mit der man ein aussagefähiges Umweltmonitoring im Meer für beide Substanzen durchführen kann», sagt Wirth. Auch seien jetzt Studien zu Transport, Beständigkeit oder Abbau von Glyphosat und AMPA in der Meeresumwelt möglich.

Wie gefährlich Glyphosat ist, konnte die Wissenschaft bislang nicht abschließend klären. Die Internationale Agentur für Krebsforschung stuft das Pflanzenschutzmittel als «wahrscheinlich krebserregend» ein. Zulassungsbehörden großer Agrarstaaten sehen hingegen keine Gefahren. Die EU-Kommission hatte im Dezember 2017 entschieden, die europäische Genehmigung für Glyphosat um fünf Jahre zu verlängern.
dpa
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