Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

22.10.2023 | 06:54 | Pflanzenschutz 

Viroide von Zitrusfrüchten auf Hopfen übertragbar

Hohenheim - Forschende der Universität Hohenheim haben jetzt auf die mögliche Übertragung des Viroids Citrus Bark (CBCVd) von Zitrusfrüchten auf Hopfen gewarnt.

Zitrusfrüchte
Forscher der Universität Hohenheim warnen vor dem Erreger Citrus Bark, der über infiziertes Pflanzmaterial oder importierte Zitrusfrüchte auf Hopfen übertragen werden kann. (c) proplanta
Der Erreger kommt über infiziertes Pflanzmaterial oder aus importierten Zitrusfrüchten auf den Hopfen und führt bei diesem zu Ertragseinbußen. Eine Studie unter Leitung von Dr. Michael Hagemann belegt, dass Neuinfektionen durch den achtlosen Umgang mit Resten von Zitrusfrüchten in Hopfenanbaugebieten ausgelöst werden können.

Geraten wird daher zu einer sachgemäßen Kompostierung. CBCVd kommt laut den Forschenden in Zitrusfrüchten normalerweise symptomfrei vor oder führt bei wenigen Sorten zum Aufbrechen der Rinde, dem namengebenden „bark cracking“. Bei den Hopfenpflanzen verursacht das Viroid vor allem eine schleichende Stauchung. Diese wird erst nach ein bis zwei Jahren sichtbar und führt in den Folgejahren zum Absterben der Pflanzen.

In rund 6 Prozent der Proben

Untersuchungen im Rahmen der Studie haben laut Hagemann ergeben, dass rund 6% der Zitrusfrüchte aus dem Supermarkt CBCVd enthalten. Das Team untersuchte fast 400 Proben aus Lebensmittelgeschäften in den Hopfenanbaugebieten Deutschlands sowie 50 aus Slowenien. Das Forscherteam hat aber noch ein weiteres Problem ausgemacht, das zur Ausbreitung der Viroide beiträgt: „Im Zitrusanbau werden die Viroide gezielt als Stauchungsmittel eingesetzt. Befallene Bäume bleiben kleiner und sind so leichter zu pflegen und zu beernten“, erläuterte Hagemann. Doch angesichts der Bedrohung für die Hopfenproduktion sei dringend dafür zu plädieren, die Viroide nicht mehr einzusetzen. In Bayern seien bereits mehr als 110 Hektar Hopfenfläche von CBCVd betroffen, und es dürfte eine hohe Dunkelziffer geben, erklärte der Wissenschaftler.

Bei Befall Brache oder Fruchtfolge

In den Hopfenanbaugebieten begünstigen Hagemann zufolge auch die Vermehrung durch infiziertes Pflanzmaterial - sogenannte Fechser - sowie Schnittmaßnahmen die Ausbreitung der Viroide. Um die Ausbreitung einzudämmen, müssten nicht nur die befallenen Pflanzen, sondern auch einige Pflanzen davor und danach entfernt werden. Zudem seien regelmäßige Tests in der betroffenen Fläche durchzuführen. Bei einem Befall sei außerdem eine Brache beziehungsweise Fruchtfolge von zwei Jahren dringend angeraten, empfiehlt der Wissenschaftler. Für Menschen sind die untersuchten Viroide laut Hagemann ungefährlich.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Pflanzenschutz: Weniger Chemie durch mehr Züchtung

 Ökowinzer drängen auf Zulassung von Kaliumphosphonat

 COPA-COGECA warnen weiter vor einer Überregulierung

 EFSA-Chef Url warnt vor Flaschenhals für Innovationen beim Pflanzenschutz

  Kommentierte Artikel

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker