Der Traktorist steuert seine Zugmaschine bei Bütow im Müritzkreis über den Acker, aus der angehängten Maschine fallen gentechnisch veränderte Knollen der Sorte
Amflora parallel in acht Reihen - beobachtet von Fernsehkameras, ohne Protest-Aktionen. Bei nasskaltem Nieselregen ist am Dienstag in Mecklenburg-Vorpommern das in diesem Jahr bundesweit einzige Amflora-Versuchsfeld bestellt worden, von dem sich die Firma
BASF Plant Science die zehnfache Menge an Pflanzkartoffeln verspricht. Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU) hatte den Anbau Ende April nach heftiger öffentlicher Diskussion genehmigt.
Gentechnik-Gegner und Bündnis 90/Grünen halten ihre Kritik aufrecht. «Keiner weiß, wie die genmanipulierten Kartoffeln letztendlich ihr Umfeld im Freilandversuch beeinflussen werden», sagt Jutta Gerkan vom bündnisgrünen Kreisverband Mecklenburgische Seenplatte. Nach dem Verbot des Genmaises
MON 810 hatte auch die Grünen-Fraktionschefin im
Bundestag, Renate Künast, auf weitere Verbote bei der grünen
Gentechnik gehofft. Kartoffelzüchter Karl- Heinrich Niehoff, der BASF Plant Science die 20 Hektar Acker bei Bütow verpachtet hat, vermutet: «Dabei geht es den Gegnern aber gar nicht um die Kartoffel, sondern eher darum, dass über die Amflora ein Einstieg in grüne Gentechnik laufen könnte.»
«Bei dem Mais MON 810 und der Kartoffel, von der sich die Industrie eine größere Stärkeausbeute erhofft, handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Dinge», ärgert sich der 60-jährige Niehoff, der am Vortag noch Bio-Kartoffeln vom Versuchsfeld sammeln lassen musste, die Gentechnik-Gegner aus Protest dorthin geworfen hatten. So sei dem Mais ein bestimmtes Gen gegen einen Schädling hinzugefügt worden, aber aus der Kartoffel sei ein Gen herausgezüchtet. «Das ist wie beim Hanf, der wegen der Faser angebaut werden darf, nachdem das Rauschgift durch Zucht entfernt oder beim Raps, aus dem eine bestimmte krebserregende Säure herausgezüchtet wurde.»
Die Kartoffelpflanzung geht unter amtlicher Aufsicht vonstatten. Günther Erbe vom Landesamt für
Lebensmittelsicherheit überzeugt sich in der Lagerhalle, ob die aus Schweden gelieferten Pflanzkartoffeln auch korrekt verladen, in die Pflanzmaschine gefüllt und ausgebracht werden. «Wir prüfen auch, ob die Abstände zu anderen Pflanzungen und andere Auflagen, wie neuerdings ein Wildzaun, eingehalten werden», erklärt er. In den Vorjahren hatte Niehoff mehr als die doppelte Menge an Versuchsflächen mit der Amflora-Kartoffel bepflanzt, von Protesten begleitet, aber ohne Wildzäune.
Diese Genehmigung lief damals zwei Jahre und musste für 2009 neu beantragt werden, weil die lange erwartete Freigabe der Europäischen Union bisher ausblieb. Aigner stimmte den Anbau zu, aber in deutlich kleinerer Größe als geplant und eben mit Wildzaun. «Wir erwarten die Genehmigung aber 2009», sagt Britta Stellbrink, Sprecherin von BASF Plant Science, die zum Pflanzstart gekommen ist. Traktorist Wendt zieht unterdessen weiter seine Plfanzbahnen - vermutlich dauert das noch zwei bis drei Tage, schätzt sein Chef Niehoff. (dpa)