«Wir haben mit den stärkeren Wetterextremen eine sehr durchwachsene Erntesituation», sagte
Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) zur
Erntebilanz am Montag in Lebrade im Kreis Plön. «Die Ernte liegt leicht unter dem Durchschnitt.» Dies sei angesichts schwieriger Rahmenbedingungen fast eine gute Nachricht.
Wetterextreme wie
Starkregen,
Hagel und Hitze hätten den Landwirten zu schaffen gemacht, sagte Albrecht. «Der
Klimawandel kommt auf dem Acker an.» Mit vielfältigem
Ackerbau, erweiterten Fruchtfolgen und gutem Betriebsmanagement müssten die
Betriebe sich intelligent aufstellen.
«Durch den anhaltenden Regen mussten wir das Getreide und den Raps geradezu vom Acker stehlen», sagte Bauernverbandspräsident Werner Schwarz. Er setzte die Akzente beim Wetter aber anders als der Minister. «Ich halte überhaupt nichts von Alarmismus», sagte er.
Hitzewellen im Juni habe es immer gegeben, viel Regen im Juli und August sei auch nicht ganz außergewöhnlich. «Wir
Bauern können derzeit mit dem Unbill des Wetters leben.» Auch seien die Erträge kein echter Grund zum Jammern und die Erlöse schon gar nicht. Schwierig für die Landwirte seien steigende Kosten durch staatliche Vorgaben, sagte Schwarz und verwies auf Umweltauflagen, Einschränkungen beim Pflanzenschutz, Tierwohl-Label und den Umbau von Tierställen.
«Die Landwirtschaft befindet sich in einem Umbruch und in einer Neuorientierung», sagte Landwirtschaftskammerpräsidentin Ute Volquardsen. Klimawandel, Erwartungen an das
Tierwohl, gesellschaftlichen Druck und
Artenvielfalt nannte sie als Stichwörter. «Wir müssen uns langfristig auf Klimaveränderungen einstellen.» Es habe auch selten so kleinräumige Wetterunterschiede gegeben wie in diesem Jahr. Während an einem Ort noch gedroschen werden konnte, habe es wenige Kilometer weiter stark geregnet.
Wir wollen uns selber verändern», sagte
Betriebsleiter Moritz Adamska vom Gut Rixdorf in Lebrade. «Wenn wir aber alles ökologisch machen sollen, muss uns das jemand bezahlen.» Die Landwirte wollten vielfältiger werden, sie bauten schon mehr
Zwischenfrüchte an und wollten auch mehr Regionalität.
Laut Statistikamt Nord stand Getreide im Jahr 2021 auf einer Fläche von 302.400 Hektar - acht Prozent mehr als 2020. Es werde mit rund 2,4 Millionen Tonnen Getreide gerechnet. Das wäre ein Prozent mehr als im Vorjahr. Davon sind 1,4 Millionen Tonnen Weizen. Hier stiegen die Preise zum Teil um 40 Prozent. Die
Rapsernte fällt voraussichtlich mit 233.000 Tonnen um 14 Prozent schlechter aus als im Vorjahr; der langjährige Durchschnitt wird damit um 21 Prozent verfehlt. Die Anbaufläche sank weiter um 7 Prozent auf 62.000 Hektar.
Als Gründe hebt die
Landwirtschaftskammer Wetterverhältnisse, zu enge Fruchtfolgen, Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und den Klimawandel hervor. Dafür sind die Preise auch hier kräftig gestiegen - von 36 Euro je Dezitonne auf jetzt 55 Euro.
Im Süden des Landes sind bisher 80 bis 95 Prozent des Getreides geerntet, im Norden 60 bis 75 Prozent. Um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger sowie die Bewässerung zu optimieren und die Ernte besser zu managen, setzen Landwirte auch im Norden verstärkt auf kleine Wetterstationen zur Ermittlung lokaler Wetterdaten.
Bisher gibt es im Land nur wenige solcher Stationen im öffentlichen Raum. Deshalb haben sich zwölf
Ackerbaubetriebe, die Landwirtschaftskammer und eine Datenverarbeitungsfirma aus Kiel zusammengeschlossen, um die Datenbasis zu erweitern. Eine dieser Wetterstationen steht auf Gut Rixdorf.