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15.07.2023 | 02:20 | Flutkatastrophe 

Zweiter Jahrestag der Ahrtal-Flut

Bad Neuenahr-Ahrweiler - Vor zwei Jahren zerstörten Wassermassen große Teile von Bad Neuenahr-Ahrweiler, doch an diesem Freitag begrüßt Sonnenschein die Menschen im Kurpark der Stadt.

Flutkatastrophe
Die Flut ist zwei Jahre her, doch bei vielen Betroffenen sind die Erinnerungen noch jeden Tag präsent. Am Freitag sind sie zum Gedenken zusammengekommen. Für viele kein leichter Tag. (c) proplanta
Zwei Jahre nach der tödlichen Flutkatastrophe 2021 sind die Menschen zum Gedenken hier zusammengekommen. «Ich wollte eigentlich gar nicht hier hin. Dann bin ich richtig traumatisiert», sagte die 86 Jahre alte Liesel Mies. «Aber dann habe ich all meinen Mut zusammen genommen.
Ich versuche, auch immer wieder aus dem Loch rauszukommen», sagte sie bei der Gedenkveranstaltung. «Wenn es mir zu viel wird, gehe ich.»

Mehrere Hundert Menschen trafen sich - in Trauer und Hoffnung vereint - am zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Bürgermeister Guido Orthen (CDU) rief die Besucherinnen und Besucher zu Beginn zu einer Gedenkminute auf, zu der sie sich erhoben. Deutlichen Applaus gab es später beim Dank an all die Menschen, die geholfen haben, die Flutfolgen zu beseitigen.

Bei der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 im Westen Deutschlands kamen allein in Rheinland-Pfalz mindestens 136 Menschen ums Leben - davon 135 im Ahrtal und ein Mann in der Eifel. Ein Mensch wird noch vermisst. Im benachbarten Nordrhein-Westfalen starben bei Hochwasser nach extremem Starkregen 49 Menschen. Im Ahrtal wurden auf einer Länge von 40 Kilometern Straßen, Brücken, Gas-, Strom- und Wasserleitungen sowie rund 9.000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Rund 42.000 Menschen waren dort betroffen.

Mehrere Ortsbürgermeister erzählten am Freitag von den Erfolgen und Herausforderungen der Ortsteile. Die Menschen an den Tischen hörten zu, lachten bei der ein oder anderen Anekdote kurz auf oder nickten zustimmend, wenn es um schnellere Hilfen und weniger Bürokratie ging. Die Politikerinnen und Politiker wurden mit verhaltenem Applaus begrüßt.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zeigte sich vom Willen der Menschen zum Wiederaufbau beeindruckt. «Wie so viele Menschen im ganzen Land erschüttern auch mich die Folgen der Katastrophe nach wie vor sehr», sagte Dreyer in ihrer Rede. «Umso mehr bin ich beeindruckt von dem immensen Willen der Menschen, die eigene Heimat Schritt für Schritt wieder aufzubauen.» Das ganze Land trauere um die Toten, fühle mit den Angehörigen und stehe an der Seite der Betroffenen, sagte Dreyer.

Neben und über dem Rednerpult war in großen weißen Buchstaben auf buntem Hintergrund zu lesen: «#wiederbunt». Dieses Motto griff auch Bürgermeister Orthen in seiner Rede auf. Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe sei im Tal nicht alles nur schwarz oder grau, sagte Orthen. «Wenn wir zurückschauen auf die letzten beiden Jahre, dann darf man auch feststellen, dass sich vieles getan hat.»

Am meisten freue ihn, dass die Einwohnerinnen und Einwohner da seien. «Nicht nur hier und heute bei der Gedenkfeier, sondern dass so viele die Herausforderung des Neuanfangs mitgehen.» Seiner Ansicht nach sei der Weg zur Normalität noch weit, sagte Orthen. «Ja, viele sind müde, erschöpft vielfach, und manchmal ist man auch der Verzweiflung nah.» Aber er wolle nicht schwarzmalen, sagte der Bürgermeister.

Vor allem während der Ansprache zweier Pfarrer herrschte auf dem Platz im Kurpark nachdenkliche Stille. Viele Besucherinnen und Besucher schauten auf den Boden. Doch schon beim Lied «In unserem Veedel», das die Musikvereinigung der Stadt danach spielte, hoben sich die meisten Köpfe wieder und einige der Menschen stimmten mit ein. Liesel Mies bekam das nicht mehr mit - sie war kurz nach den ersten Reden dann doch gegangen.
dpa/lrs
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