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03.07.2023 | 10:02 | Pflanzenschutzmittel-Einsatz 

SUR-Vorschlag: Özdemir verspricht praxistaugliche Regeln für Winzer

Eltville / Bonn - Mit Blick auf die geplante Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) will sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in Brüssel für praxistaugliche Regeln im Weinbau stark machen.

Pflanzenschutz im Weinbau
Aus Sicht des Ministers darf die EU-Kommission nicht über das Ziel hinausschießen - Definition der sensiblen Gebiete ein Knackpunkt - DWV-Präsident Schneider: Wirtschaftlichkeit des Ökoweinbaus absichern - Hinz gibt beim Thünen-Institut Bewässerungsstudie in Auftrag - Ecovin: Winzer brauchen wirksamen Pflanzenschutz in klimatischen Extremjahren. (c) proplanta
Die EU-Kommission setze zwar die richtigen Ziele, sie drohe „aber übers Ziel hinauszuschießen“, erklärte der Minister am vergangenen Donnerstag (29.6.) bei einem gemeinsamen Besuch mit seiner hessischen Amtskollegin Priska Hinz auf einem Weingut in Eltville. Özdemir sieht bei der SUR „an relevanten Stellen“ Veränderungsbedarf.

Als Beispiel nennt der Bündnisgrüne die Definition der ökologisch sensiblen Gebiete und das Referenzjahr. Zudem müssten die Maßnahmen im Verhältnis mit dem Aufwand der Betriebe und Behörden stehen. Der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes (DWV), Klaus Schneider, mahnte, dass die Zukunft des europäischen Ökoweinbaus hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Rentabilität abgesichert werden müsse.

Aus seiner Sicht ist nur so der Ausbau des ökologischen Weinbaus auf 30 % bis 2030 zu erreichen. Benötigt werden dafür laut Schneider optimierte Anbaubedingungen, ein höherer Anteil pilzwiderstandsfähiger Rebsorten und bessere Prognosemodelle. Daneben brauche es Handlungsoptionen für den Ökoweinbau im Pflanzenschutz durch die Zulassung von Kaliumphosphonat, damit Biowein in allen Anbauregionen ökonomisch erfolgreich und nachhaltig betrieben werden könne. Hinz kündigte an, die Förderung der Pheromonanwendung zur Traubenwicklerbekämpfung im hessischen Weinbau auch künftig fortzusetzen.

Großes Potential bei Bewässerung



Hinsichtlich des zunehmenden Wunsches nach dem Aufbau einer modernen und effizienten Bewässerungsinfrastruktur habe das Agrarressort beim Thünen-Institut (TI) eine Bewässerungsstudie in Auftrag gegeben, berichtete Hinz. Ziel sei es, eine belastbare Datenbasis zur aktuellen Lage, zum zukünftigen Bedarf, zur ökonomischen Auswirkung und zu notwendigen Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft zusammenzutragen.

Zugleich sollen im Rahmen der Studie mögliche alternative Wasserressourcen neben der Nutzung von Grund- und Oberflächenwasser identifiziert werden. Hinz sieht im Weinbau ein großes Potential in der künftigen Auswahl trockentoleranter Rebsorten, der Umsetzung wassersparender Bodenpflegesysteme und der Optimierung des Wasserrückhalts sowie der Versicherung.

Nachfrage nach Biowein ankurbeln



Die Geschäftsführerin vom Bundesverband Ökologischer Weinbau (Ecovin), Petra Neuber, machte bei einem Gespräch mit Özdemir am vergangenen Donnerstag in Bonn ebenfalls deutlich, dass die Biowinzer in klimatischen Extremjahren einen wirksamen Pflanzenschutz und damit Ertragssicherheit benötigten. „Die wenigen im Biobereich verfügbaren Stoffe und die EU-Pläne zur Reduktion der ausgebrachten Mittel könnten diese Sicherheit gefährden“, warnte Neuber.

Der Ecovin-Bundesvorsitzende Andreas Hattemer zeigte sich überzeugt, dass sich ein dynamisches Wachstum des Bioweinbaus nur auf der Nachfrageseite ankurbeln lasse, selbst wenn die Anbauprobleme mittelfristig gelöst seien. „Deshalb müssen wir dringend noch mehr Verbraucher von den Vorteilen des ökologischen Anbaus überzeugen“, unterstrich Hattemer. Ecovin sei sich mit Özdemir einig darin, dass es eine engere Bindung zwischen Produzenten und Konsumenten brauche und mehr Wissen um den Ökoweinbau verbreitet werden müsse.
AgE
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