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13.06.2023 | 10:13 | Katastrophenschutz 

Kommunale Unternehmen warnen: Infrastruktur ist verletzlich

Kiel - Deutschland muss sich nach Ansicht des Verbandes kommunaler Unternehmen besser für Katastrophenfälle wappnen. «Wir müssen uns eingestehen, dass wir verletzlich und verwundbar sind», sagte Verbandspräsident Ulf Kämpfer am Montag.

Unwetterkatastrophe
20 Liter Wasser, 3,5 Kilo Kohlenhydrate und vieles mehr - diesen 10-Tage-Vorrat pro Person empfiehlt das zuständige Bundesamt als Reserve für Katastrophenfälle. Zum Tag der Daseinsvorsorge appellieren Kommunen und Innenministerin an die Eigenverantwortung. (c) Pammy1140 - fotolia.com
Der Katastrophenschutz sei in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt vernachlässigt worden, sagte der Kieler Oberbürgermeister (SPD) ebenso wie Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Kämpfer forderte unter anderem mehr Notfallpläne; Sütterlin-Waack rief die Menschen dazu auf, ausreichend Vorräte anzulegen.

Die Sicherung der Versorgung mit Wasser, Wärme und Strom wird nach Kämpfers Auffassung schwieriger. Als Beispiel nannte er die zunehmende Anhängigkeit von Strom und Digitalisierung. Erforderlich sei auch ein anderes Bewusstsein, da die Behörden nicht für alles sorgen könnten, sagte Sütterlin-Waack. Die Menschen müssten selbst ausreichend vorsorgen - mit Vorräten an Wasser und Lebensmitteln oder auch für den Fall von Stromausfällen mit Campingkochern, batteriebetriebenen Radios und mechanischen Dosenöffnern. Man sollte sich nicht darauf verlassen, dass alles irgendwie klappt.

Kämpfer und Sütterlin-Waack äußerten sich zum Tag der Daseinsvorsorge am 23. Juni. Sie machten deutlich, dass sich das Land auf alle Szenarien vorbereiten muss: Pandemie, Terroranschlag, Blackout oder Sturmflut. Welche Katastrophe komme und wann, könne man nicht wissen.

«Die Unternehmen der Daseinsvorsorge haben Krisenpläne, unsere Behörden bereiten sich vor, und genauso sollte auch jeder einzelne Haushalt selbst vorsorgen», sagte die Innenministerin. Denn die kritische Infrastruktur sei in den vergangenen Jahren aufgrund der immer weiter zunehmenden Vernetzung sensibler geworden. Das Land baue den lange vernachlässigten Katastrophenschutz wieder auf. Für diesen sehe der Landeshaushalt in diesem Jahr 15 zusätzliche Stellen vor, nachdem es im zuständigen Referat bisher 22 Stellen gab.

Das Land hat auch 52 neue Fahrzeuge für den Katastrophenschutz geordert und davon 41 schon verteilt. Zudem gibt es Notstromaggregate für verschiedene Zwecke, unter anderem je zwei pro Kreis und kreisfreier Stadt für Tankstellen, damit dort im Notfall Einsatzfahrzeuge tanken können.

«Beim Fokus auf den bestmöglichen Schutz vor Katastrophenfällen dürfen wir aber auch nicht die schleichenden, aber fundamentalen Veränderungen aus dem Blick verlieren», sagte Kämpfer unter Hinweis auf den Klimawandel als «schleichende Katastrophe». Ein Blick in die Wetter-App habe ihm gezeigt: 16 Tage Sonne in Kiel. «Das ist schön für die Kieler Woche.» Aber wenn es schon in Schleswig-Holstein im Juni trocken ist, gehe es nicht nur um die Wasserversorgung, sondern am Ende auch um die Versorgung mit Nahrungsmitteln und um steigende Preise. Kiel wolle bis 2035 komplett klimaneutral werden

Es gebe kaum ein anderes Land mit so wenigen Stromausfällen und so guter Wasserqualität wie Deutschland, sagte Kämpfer. «Noch funktioniert unsere Daseinsvorsorge.» Aber es gebe keine Garantie, dass es so bleibt. Deshalb müsse massiv gehandelt werden. «Wir müssen besser werden, Krisen abzupuffern.»
dpa/lno
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