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17.08.2010 | 17:00 | Flutkatastrophe  

Helfer befürchten mehr Kranke und Tote in Pakistan

Islamabad - Nach der Jahrhundertflut in Pakistan breiten sich unter den Millionen Flüchtlingen Krankheiten aus, Helfer rechnen mit noch mehr Toten.

Helfer befürchten mehr Kranke und Tote in Pakistan
«Wir müssen uns darauf vorbereiten», sagte der stellvertretende Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Abdullah Assaedi, am Dienstag in Islamabad. Die Fluten hätten ein Fünftel der Gesundheitseinrichtungen im Land zerstört oder beschädigt. Hilfsorganisationen fordern mehr Mittel für Notleidende. In den Fluten starben bereits fast 1.500 Menschen, etwa 20 Millionen sind von der Katastrophe betroffen. Ein Fünftel von Pakistan steht nach UN-Angaben unter Wasser. Die Behörden riefen am Dienstag zur Evakuierung weiterer Dörfer auf.

Der Regionaldirektor des Kinderhilfswerks UNICEF, Daniel Toole, sagte mit Blick auf die drohende Ausbreitung von Krankheiten: «Wir haben nicht Hunderttausende, sondern Millionen Frauen und Kinder, die gefährdet sind.» Auch die ohnehin im Land verbreitete Unterernährung werde nun noch zunehmen. Die Zeitung «Dawn» berichtete unter Berufung auf Gesundheitsbehörden, ein vierjähriger Junge sei in einem Auffanglager in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi an einer Magen-Darm-Erkrankung gestorben. Ein sechs Tage altes Baby sei durch Tetanus ums Leben gekommen. Ein Arzt sagte «Dawn», sein Team habe in dem Flüchtlingslager inzwischen bei 400 Menschen hohes Fieber und Magen- Darm-Erkrankungen diagnostiziert. Nach der Flutkatastrophe fehle es an allem, die Not sei unvorstellbar, mahnte die Vorsitzende der Hilfsorganisation Cap Anamur, Edith Fischnaller, und bat um mehr Spenden für die Bevölkerung.

Der humanitäre Koordinator der UN in Pakistan, Martin Mogwanja, sagte, die Vereinten Nationen hätten bislang nur 160 Millionen Dollar Soforthilfe erhalten - rund ein Drittel der erbetenen Summe. Die UN hatten am Mittwoch vergangener Woche 459 Millionen Dollar (352 Mio Euro) Soforthilfe angefordert.

Auch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) rief die Staatengemeinschaft zu mehr Hilfe für die Flutopfer in Pakistan auf. «Nahrungsmittel, Lastwagen, Hubschrauber und Arbeitskräfte - das alles kostet Geld», sagte WFP-Landesdirektor Wolfgang Herbinger. Die Hindernisse bei der Hilfe für Notleidende seien weiterhin «massiv». Da viele Straßen und Brücken fortgespült wurden, seien viele Gegenden nur per Hubschrauber erreichbar. Lastwagen mit Hilfsgütern müssten große Umwege fahren. Nach Ansicht der Hilfsorganisation CARE bremst aber das schlechte Image Pakistans die Spendenbereitschaft.

«Das Problem ist, dass Pakistan in der Öffentlichkeit kein gutes Bild hat», sagte CARE- Hauptgeschäftsführer Anton Markmiller auf NDR Info. «Es wird unterstellt, da sitzt alles voller Taliban und Terroristen und die Korruption ist groß. Pakistan ist eine Atommacht, und da sind die Spender wohl etwas zurückhaltender.» «Wir werden eine gewaltige Menge an Geld benötigen», sagte Pakistans UN-Botschafter Zamir Akram in Genf. Dass Hilfen und Spenden in falsche Hände, vor allem an die Taliban fallen könnten, hält er für ausgeschlossen. «Das ist eine sehr transparente Angelegenheit.»

Auch nach Überzeugung von Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) versickert die staatliche Hilfe aus Deutschland nicht in dunklen Kanälen. Deutschland arbeite bei derartigen Katastrophen seit Jahren mit dem UN-Welternährungsprogramm sowie mit staatlichen und nicht- staatlichen Organisationen zusammen, sagte er dem Südwestrundfunk (SWR). Aus Deutschland kommen unterdessen mehr Spenden für Pakistan. «Nach verhaltenem Start hat es in den letzten Tagen einen enormen Spendenzuwachs gegeben», sagte die Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Svenja Koch, der Nachrichtenagentur dpa. Rund eine Million Euro habe das DRK bisher an Spendengeldern bekommen.

Am Dienstagnachmittag sollte eine Frachtmaschine mit 18 Tonnen Hilfsgütern für Pakistan in Berlin starten. Das Flugzeug bringt Zelte, Moskitonetze und Decken in die Hochwassergebiete. Die GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) schickt Filter zur Aufbereitung von Trinkwasser ins Katastrophengebiet. (dpa)
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