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16.09.2022 | 08:20 | Hohe Produktionskosten 

Guter Preis für die Milch, aber die Kosten explodieren

Hannover - Vollkostendeckung – dieses sperrige Wort beschreibt die sehr gute und stabile Marktlage für die niedersächsischen Milchbauern. 

Milchproduktion
(c) proplanta
Im Gegensatz zu den beiden zurückliegenden Wirtschaftsjahren prognostiziert die Landwirtschaftskammer (LWK) für ihr Netzwerk von 115 Betrieben nun eine ausgeglichene Bilanz von Aufwand und Kosten, berichtete Nora Lahmann, Fachreferentin beim Landvolk Niedersachsen, jetzt in einer Sitzung des Milchausschusses des Landesbauernverbandes.

Der Milchauszahlungspreis nähert sich derzeit im rasanten Tempo der 60-Cent-Markte an; auch dies ist eine gute Nachricht für die Erzeugerinnen und Erzeuger im Segment Kuhmilch. Dennoch: Die Milchmengenanlieferungen an die Molkereien liegen in diesem Jahr in Niedersachsen lediglich um 0,4 Prozent über dem Vorjahresniveau. In Deutschland insgesamt ist trotz der guten Marktlage sogar ein Minus von 1,2 Prozent zu verzeichnen.

Der Ausschussvorsitzende Manfred Tannen, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen und selbst Milcherzeuger in Ostfriesland, bewertete die Marktdaten zwar als „überaus positiv“, zeigte sich aber besorgt, „wie schlecht dann doch die Stimmung“ unter den Berufskollegen sei. Ein Grund sei die Ungewissheit, wie bald die steigenden Energiekosten zu Buche schlagen werden. Aber auch der geforderte Umbau der Tierhaltung, Vorschriften im Bereich der Tiergesundheit, Umweltauflagen und die Mindestlohnerhöhung sowie der Arbeitskräftemangel führten zu Unsicherheiten auf den Betrieben.

Auch die teils fehlende gesellschaftliche Anerkennung für die Landwirtschaft insgesamt sowie eine teilweise extreme Betroffenheit durch klimawandelbedingte Extremwetterereignisse und die Folgen des Ukrainekriegs führten nach Ansicht Tannens zu der getrübten Stimmung auf den Höfen. Einige Kostenfaktoren weisen enorme Steigerungen auf. So ist zum Beispiel die Maissilage im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent teurer geworden.

Auch die Preiskurve für Futter, wie Soja und Raps oder für den Treibstoff Diesel zeigt eine immer weiter steigende Tendenz. Mehr zu kämpfen hat das Biomilch-Segment: Die Kosten steigen stärker als der Erlös. Es gibt nur noch einen Anteil von ca. fünf Prozent der Käufer, die verlässlich die höherpreisigen Erzeugnisse kaufen – die übrigen Verbraucher greifen zur Handelsmarke oder zur konventionellen Milch.
LPD
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