Nach einer aktuellen Satellitenbildauswertung von Kleffmann Digital RS GmbH ist die betreffende Fläche in Deutschland noch kleiner als das Ergebnis der jüngsten Destatis-Hochrechnung. (c) proplanta
Das Marktforschungsunternehmen bezifferte am Dienstag (26.3.) das betreffende Areal mit Verweis auf die Ergebnisse seines satellitengestützten Systems zur digitalen Flächenerkundung (CropRadar) auf rund 4,740 Mio. Hektar; das wären gut 6 % weniger als im vergangenen Jahr.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) hatte die Wintergetreidefläche in seiner Hochrechnung vom 22. Dezember 2023 auf 4,9 Mio. Hektar taxiert. Die Lüdinghausener Marktforscher begründeten die deutliche Anbaueinschränkung unter anderem mit geringeren Ernten und Qualitäten im vergangenen Jahr. Weitere Faktoren seien gesunkene Erzeugerpreise und regional teils sehr erschwerte Aussaatbedingungen; Überschwemmungen hätten zum Teil bis ins Frühjahr angehalten.
Nach der Auswertung des CropRadars entwickelten sich die Anbauflächen allerdings regional uneinheitlich. Beispielsweise haben die Landwirte das Areal im niedersächsischen Landkreis Osnabrück um mehr als 19 % verkleinert. Noch größere Rückgänge wurden in Schleswig-Holstein verzeichnet, zum Beispiel in Nordfriesland und Schleswig-Flensburg. Auch in Bayern, das weiterhin Spitzenreiter beim Anbau von Wintergetreide ist, registrierte das CropRadar einen Rückgang der Wintergetreidefläche. Dennoch wird dort das Vierjahresmittel noch übertroffen.
Im vorvergangenen Jahr war die Fläche in Bayern nämlich kräftig ausgeweitet worden, so dass die aktuelle Einschränkung von den Marktforschern als Abwärtskorrektur in Richtung eines „normalen“ Niveaus interpretiert wird. Allerdings gibt es auch viele Regionen, in denen sich der Anbau entgegen dem bundesweiten Abwärtstrend entwickelte, etwa in in Thüringen, im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt sowie im Kreis Hersfeld-Rotenburg und im Vogelbergkreis in Hessen.
MARS: Aussaat von Sommerungen verzögert
Derweil berichtete das Monitoring Agricultural ResourceS (MARS) der EU-Kommission am Montag (25.3.) in Brüssel, dass die Temperaturen in Deutschland in der Zeit vom 1. Dezember 2023 bis zum 16. März 2024 überwiegend den langjährigen Durchschnitt übertroffen hätten, wobei im Februar vor allem im Süden des Landes neue Temperaturrekorde verzeichnet worden seien. Zwei Kälteeinbrüche Anfang Dezember und Januar hätten den Winterkulturen allerdings nicht geschadet.
Nach Angaben des MARS führten aber Rekordniederschläge in Norddeutschland von November 2023 bis Mitte Februar 2024 zu Staunässe sowie zu Sauerstoff- und Stickstoffmangel im Boden. Deshalb seien lokal Neuaussaaten erforderlich. Ende Februar und im März hätten sich die Niederschläge zwar normalisiert, aber die Felder seien weiterhin übermäßig nass oder sogar staunass. Dies habe die Feldpflege, Düngung und Aussaat der Sommerkulturen verzögert. Indes werde die Aussaat von Sommerweizen und Sommergerste durch einen Mangel an hochwertigem Saatgut beeinträchtigt, hieß es. Aktuell profitiere aber Süddeutschland von guten Anbaubedingungen.