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09.01.2022 | 02:29 | Rapsmarkt 

Matif-Raps kennt scheinbar kein Limit

Paris - Die Rapsterminnotierungen kennen derzeit offenbar kein Limit: Am Mittwoch (5.1.) übersprang der vordere Februarkontrakt an der europäischen Leitbörse Matif auch die 800-Euro-Marke.

Aktuelle Rapspreise
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Der Frontmonat überspringt in der ersten Handelswoche dieses Jahres die 800-Euro-Marke - Trockenheit in Südamerika und teures Rohöl beflügeln die Kurse der schwarzen Ölfrucht - Hingegen bleibt der Terminweizen im Rückwärtsgang - Hier fehlen zum Allzeithoch vom November schon annähernd 40 Euro. (c) proplanta
Zum Wochenschluss mussten für den Frontmonat 825,25 Euro/t bezahlt werden, wobei es am Freitag in der Spitze bis auf 843,50 Euro/t nach oben gegangen war. Trotz solcher Rekordkurse wechselten allein am Mittwoch 7.411 Februarfutures den Besitzer, was bei einer Kontraktgröße von 50 t einer Rapsmenge von mehr als 370.000 t entspricht.

Unter den Rapskäufern dürften einmal mehr auch viele spekulativ orientierte Anleger gewesen sein, die am aktuellen Aufwärtstrend verdienen wollen. Am Freitag waren insgesamt noch 27.486 Februarkontrakte offen; diese sind also noch nicht wieder zurückgehandelt worden.

Unklar ist, welcher Teil davon bis zum Laufzeitende nicht „glattgestellt“ wird und deshalb in die physische Andienung geht. Rapssaat aus der Ernte 2022 wurde am Freitag an der Matif mit einem Abschlag von mehr als 200 Euro/t auf prompte Ware gehandelt. Terminkontrakte zur Abrechnung im August brachten zum Wochenschluss „nur“ 591,25 Euro/t.

Analysten ratlos



Hingegen hat sich beim Terminweizen der Abwärtstrend im neuen Jahr verstetigt. Der vordere Kontrakt zur Abrechnung im März 2022 verbilligte sich in der ersten Handelswoche um 5,75 Euro auf 274,50 Euro/t. Zu dem am 23. November mit 312,75 Euro/t markierten Allzeithoch fehlten damit fast 40 Euro/t. Marktanalysten tun sich indes schwer, Gründe für die anhaltende Preisschwäche am Weizenmarkt zu finden.

Aktuell müssen als „bärische“ Argumente die absehbar gute Weizenernte in Argentinien und die zum Jahresausklang relativ niedrigen Exportbuchungen der USA herhalten. Für demnächst aber wieder steigende Weizenpreise spricht nach Einschätzung von Marktbeobachtern der vor der Ernte 2022 nur knapp versorgte europäische Weizenmarkt.

In Deutschland ruft die Mischfutterindustrie stetig Futterweizen ab, und das Exportgeschäft ist nach der Weihnachtspause schnell wieder in Schwung gekommen. Für europäischen Brotweizen liegen neue Anfragen aus der Türkei, Jordanien und dem Iran vor, was beim Matif-Weizen aber noch nicht für eine Kurswende nach oben gereicht hat.

Monsunflut in Malaysia



Preistreiber am Rapsmarkt ist die anhaltende Trockenheit in Südamerika. Im Süden von Brasilien sowie in Argentinien setzt der Niederschlagsmangel den heranreifenden Sojapflanzen zu. In Malaysia hat eine Monsunflut im Dezember auch Palmölplantagen verwüstet.

Aus Furcht vor einem Angebotsengpass decken sich Anleger an der Terminbörse von Kuala Lumpur massenhaft mit Palmölkontrakten ein, was die Notierungen für dieses Pflanzenöl auf ein Neunwochenhoch getrieben hat. Unterdessen hat die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) bei ihrem jüngsten Treffen entschieden, die Rohölförderung in den kommenden Monaten nach oben zu fahren.

Rohölpreis im Aufwind



Der Branchendienst Tecson weist allerdings darauf hin, dass es dazu in der Realität wohl nicht kommen werde, denn eine ganze Reihe der Kartellmitglieder könne schon ihre bisherige Sollquote nicht erreichen. Trotz des jüngsten OPEC-Beschlusses hat sich deshalb auch Rohöl an den Terminbörsen weiter kräftig verteuert, was die Rapskurse in Paris zusätzlich stützt.

Für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) mussten zum Wochenschluss erstmals seit November wieder mehr als 80 $ (71 Euro) für ein Fass (159 l) angelegt werden, und die Tendenz ist nach Einschätzung von Marktexperten angesichts der eskalierenden Unruhen in Kasachstan und Libyen weiter steigend.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8853 Euro

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