Extremwetter sorgte für das geringste Aufkommen seit 1961. (c) proplanta
Laut den neuesten Zahlen der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) belief sich die globale Produktionsmenge auf 237,3 Mio. Hektoliter ohne Säfte und Most; das waren fast 10% weniger als im Vorjahr und so wenig wie seit 1961 nicht mehr.
Laut OIV-Generaldirektor John Barker ist der starke Rückgang auf das Zusammentreffen widriger klimatischer Ereignisse wie Frühfrost, starke Regenfälle, Dürre sowie weitverbreitete Pilzkrankheiten zurückzuführen. Die globale Anbaufläche ging nur um 0,5% auf 7,20 Mio. Hektar zurück. Die ungünstigen Witterungsbedingungen hatten negative Folgen für die Erntemengen sowohl auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel.
Frankreich neuer Weltmarktführer
Die Weinproduktion in der EU ist laut OIV gegenüber 2023 um 10,6% auf 144,5 Mio. Hektoliter gesunken und damit auf die bisher zweitkleinste Menge seit der Jahrtausendwende. Dazu trug wesentlich die um 23,2% auf 38,3 Mio. Hektoliter eingebrochene Erzeugung in Italien bei. Gründe dafür waren starke Regenfälle, Überschwemmungen und Hagelschäden sowie die Ausbreitung des falschen Mehltaus. In Spanien lag die Ernte mit 28,3 Mio. Hektolitern dürrebedingt um gut ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau.
In Frankreich konnten die Winzer hingegen im Vorjahresvergleich die Produktion um 4,4% auf 48,0 Mio. Hektolitern steigern. Sie übernahmen damit von Italien die Position des weltweit größten Produzenten und vereinten 20% der globalen Erzeugung auf sich. Mit einem blauen Auge kamen die deutschen Erzeuger mit einem Minus von 3,8% auf 8,6 Mio. Hektoliter davon, womit das mehrjährige Mittel auch nur um 2,9% verfehlt wurde.
Im Süden ebenfalls weniger Wein
In der südlichen Hemisphäre, wo die Weinlese in der ersten Jahreshälfte 2023 erfolgte, ging die Produktion insgesamt im Vorjahresvergleich um 15,6% auf 47,0 Mio. Hektoliter zurück. Kräftige Einbußen verzeichneten dabei Australien mit 26,2% und auch Argentinien mit 23,0%. In Australien lag das unter anderem an dem Wetterphänomen La Niña, was zu vermehrten Regenfällen und kalten Temperaturen führte.
In China brach die Weinerzeugung sogar um ein Drittel ein, während in Brasilien 12,1% mehr erzeugt wurde. Unter den größeren Produzentenländern konnte ansonsten nur die USA ihre Menge um 8,5% steigern. Laut Baker war der Klimawandel nicht allein für das schwache Jahr 2023 verantwortlich, doch sei dieser „die wichtigste Herausforderung“ für die Branche. Die Weinrebe sei „stark vom Klimawandel betroffen“.
Weinkonsum weiter rückläufig
Nicht nur die Produktion, sondern auch der globale Weinkonsum war 2023 rückläufig. Laut OIV lag dieser mit 221 Mio. Hektolitern um 2,6% unter dem Vorjahresniveau. Damit setzte sich ein bereits seit mehreren Jahren bestehender Negativtrend fort. Der durch den Inflationsdruck bedingte Anstieg der Produktions- und Vertriebskosten führte 2023 zu höheren Weinpreisen für die Verbraucher, die bei verminderter Kaufkraft weniger konsumierten. Mit 33,3 Mio. Hektolitern wurde der meiste Wein in China getrunken.
Die schwächere globale Nachfrage bewirkte auch einen Rückgang der internationalen Handelsmenge, und zwar um 6,3% auf 99,3 Mio. Hektoliter. Der dabei erzielte Umsatz lag mit 36 Mrd. Euro jedoch auf dem historisch zweithöchsten Niveau. Der durchschnittliche Preis pro Liter Exportwein erreichte mit 3,62 Euro sogar einen neuen Rekordwert.