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10.10.2015 | 00:01 | Spelzweizen 

Emmer wird verstärkt nachgefragt

Jena - Die Spelzweizenart Emmer wird von der verarbeitenden Industrie, aber auch vom Kunden verstärkt nachgefragt. Dies führte vor allem in Baden-Württemberg und in Bayern zu einem regelrechten Anbauboom.

Spelzweizenart Emmer
(c) proplanta
Viele Landwirte stehen nun auch in Thüringen vor der Herausforderung sich mit dem Anbau dieser „neuen alten“ Spelzweizenart auseinanderzusetzen bzw. die Verarbeiter müssen sich auf dieses neue Verarbeitungsprodukt einstellen. Um aber diese Anbau- und Marktdiversifizierung voranzutreiben, müssen Informationen zur regionalen Anbaueignung, Sicherung eines ausreichenden Ertragsniveaus sowie eine stetige Verbesserung der Standfestigkeit für die Landwirte bereitgestellt werden.

Im Verwertungsprozess sind geeignete Sorten für die entsprechenden Produktlinien (Backware, Nudel, Bier etc.) zu identifizieren. Auf Basis eigener Anbauversuche der TLL können bereits einige produktionstechnische Vor- und Nachteile von Emmer genannt werden. Diese sind im Folgenden stichpunktartig für den schnellen Überblick genannt.

Vorteile sind z.B. die hohe Biodiversität innerhalb der Art; die Aussaat im Spelz bietet natürlichen Saatenschutz; es besteht ein weites Saatfenster im Herbst (September bis November); gute Winterhärte, hohes natürliches Bestockungsvermögen; sehr hohes Stickstoffaneignungsvermögen; weites Korn:Stroh-Verhältnis; zusätzliche Verwendung der Koppelprodukte (Spelzen, Stroh); erhöhte Werte gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe (Mineralstoffe, Vitamine, Lutein etc.); breites Verarbeitungsspektrum, große Nachfrage - hohe Preise.

Nachteile sind z.B. begrenztes Sortenangebot; geringe Erträge; langes, wenig standfestes Stroh; Ernte der Körner im Spelz - Schälen erforderlich. Für den Anbau ist es relevant, dass es Sommer- und Winteremmerformen gibt, wobei nur die Winteremmer eine Anbaubedeutung besitzen. Aktuell sind 2 Winteremmer (EMW) in Deutschland als geschützte Sorten beim Bundessortenamt eingetragen, “Heuholzer Kolben“ und „Ramses“.

Die Aussaat sollte in ein gut abgesetztes, unkrautfreies, nicht zu grobscholliges Saatbett erfolgen. Zum optimalen Saatzeitpunkt werden Saatstärken von 150-180 Vesen/m² (entspricht ca. 180-200 kg/ha), empfohlen. Da die Saat im Spelz erfolgt, ist unbedingt auf eine angepasste Drilltechnik (ausreichend dimensionierte Fallrohre etc.) sowie eine angemessene Fahrgeschwindigkeit zu achten, um Verstopfungen im Särohr vorzubeugen.

Emmer hat eine langsame Jugendentwicklung, deshalb sind Maßnahmen zur Unkrautbekämpfung unabdingbar. Im ökologischen Anbau wird mehrmaliges Striegeln empfohlen, bei entsprechenden Reihenabständen kann auch die Hacke zum Einsatz kommen.

Gelbrost kann in befallsgefährdeten Gebieten z.T. sehr stark auftreten. Die Stickstoffdüngung richtet sich nach der Vorfrucht, der Bestandesentwicklung sowie dem pflanzenverfügbaren Stickstoff im Boden. Es sollte allerdings, aufgrund des längeren Strohs (höhere Lagergefahr), auf eine verhaltene Stickstoffbereitstellung geachtet werden.

Quelle: Ines Schwabe / TLL
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