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19.10.2018 | 14:07 | Ertragsausfälle 

Erntebilanz: Fast alle vom Hitzesommer betroffen

Lampertheim - Die zweitschlechteste Getreideernte der vergangenen zehn Jahre und gut 50 Prozent weniger Futter für Rinder.

Ernte 2018
Hitze und Trockenheit haben den Bauern zugesetzt. Die Ernte von Getreide, Winterraps und Hackfrüchten ist deutlich kleiner ausgefallen als sonst. Auch bei Kartoffeln und Zuckerrüben gibt es Einbußen - die sind dafür aber besonders süß. (c) proplanta
Hessens Bauern müssen wegen der Hitze und der lang anhaltenden Trockenheit bei fast allen landwirtschaftlichen Kulturen deutliche Ertragseinbußen hinnehmen. Nur Kirschen, Äpfel und Weinreben hätten dank ihres tief gehenden Wurzelwerks zugelegt, sagte der Generalsekretär des Hessischen Bauernverbands, Peter Voss-Fels, am Donnerstag im südhessischen Lampertheim.

Mit einer Gesamtmenge von knapp 1,8 Millionen Tonnen Getreide habe die Ernte um 14,4 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre gelegen. Noch schlechter sei die Ernte nur 2012 ausgefallen.

Die Winterraps-Ernte habe mit 29,2 Dezitonnen je Hektar um fast ein Viertel unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre gelegen. Der Winterraps habe als Ölfrucht und Lieferant von hochwertigem Rapsschrot eine große Bedeutung. «Die Bedingungen waren aber während der gesamten Wachstumsperiode sehr ungünstig», sagte Voss-Fels. Die neue Aussaat habe aufgrund der staubtrockenen Böden vielerorts ausbleiben müssen. Daher könnte die Ernte 2019 noch einmal um bis zu 50 Prozent unter der in diesem Jahr liegen.

Bei Kartoffeln und Zuckerrüben zeichneten sich für in diesem Jahr ebenfalls «gravierende Ertragseinbußen» ab. Die Sonne habe aber den Zuckergehalt in den Rüben von sonst rund 16 Prozent auf 20 Prozent steigen lassen.

«Die Rinderhalter leiden besonders unter der Futterknappheit», sagte Voss-Fels. Vertrocknete Wiesen und schlecht ausgebildeter Silomais führten dazu, dass in diesem Jahr mehr als 50 Prozent des sonst verfügbaren Grundfutters für die Tiere fehlten.

Im Wirtschaftsjahr 2017/2018 (Juli bis Juni) sei der durchschnittliche Gewinn pro Familienarbeitskraft um fast 13 Prozent auf 43.629 Euro gestiegen, sagte Voss-Fels. Allerdings ist die Ernte dieses Jahres darin noch nicht enthalten. Und von dem Geld müssten noch Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und Investitionen abgezogen werden. Zudem gab es große Unterschiede: Die Milchviehbetriebe hätten ihre Ergebnisse deutlich verbessern können, Schweine und Geflügelhalter hätten dagegen Einbußen um fast ein Viertel verkraften müssen. Als Ursache nannte Voss-Fels gestiegene Milchpreise und gesunkene Erzeugerpreise für Schweinefleisch und Geflügel.

Die rund 300 in dieser Auswertung berücksichtigen Betriebe bewirtschafteten im Schnitt 109 Hektar mit einem Pachtanteil von 72 Prozent. Sie beschäftigten im Durchschnitt zwei Arbeitskräfte, davon 1,4 Familienarbeitskräfte.
dpa/lhe
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