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12.07.2021 | 07:26 | Produktionskosten 

Einkommen der Milchbauern: Reicht das Milchgeld aus?

Brüssel - Nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern der Europäischen Union reicht das Milchgeld nicht aus, um die Produktionskosten voll zu decken.

Milchproduktion
(c) proplanta
Dies geht aus der kürzlich veröffentlichten Studie „Was kostet die Erzeugung von Milch?“ des Dachverbandes European Milk Board (EMB) hervor. Demnach lagen 2019 im EU-Mittel die Erzeugungskosten einschließlich Einkommensansatz der Milch bei 45,35 Cent/kg. Demgegenüber stand ein durchschnittlicher Milchpreis von 34,52 Cent/kg, so dass sich eine Kostenunterdeckung von 10,8 Cent/kg beziehungsweise rund 24 % ergab.

„Das zeigt klar, dass bei der Milch EU-weit eine problematische Schieflage vorliegt“, resümierte die niederländische EMB-Vorsitzende Sieta van Keimpema. Laut der vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) durchgeführten Studie waren die Milcherzeugungskosten in Irland mit 34,21 Cent/kg am geringsten, aber auch dies reichte zur Vollkostendeckung nicht, zu der 9 % fehlten.

Litauen mit seinen vielen kleinen Höfen kam mit 58,63 Cent/kg auf die höchsten Produktionskosten, was kombiniert mit einem niedrigen Milchpreis von 28,79 Cent/kg zu einer Unterdeckung von 51 % führte. In Deutschland lag diese im Berichtsjahr der Studie zufolge bei 29 %.

Ein Blick auf die zwei wichtigen Erzeugungsländer Niederlande und Dänemark zeigt laut EMB, dass nach Abzug aller Kosten überhaupt kein Einkommen für die Betriebsleiter und mithelfenden Arbeitskräfte erwirtschaftet werden konnte. „Man muss bedenken, dass wir hier von Ländern sprechen, die hochmoderne Betriebe haben und sich technisch stetig weiterentwickeln.

Und dennoch bleibt buchstäblich nichts als Einkommen für die Menschen, die die Milchproduktion betreiben“, kritisierte van Keimpema. Auch in den anderen Ländern sei, mit Ausnahme von Irland, das Einkommen auf einem sehr kritischen Niveau. Würden von den Einnahmen der Milchwirtschaft nur die pagatorischen Kosten abgezogen, blieben den Betrieben im Mittel lediglich 2,03 Cent/kg oder 3,25 Euro je Arbeitsstunde übrig, wovon auch noch Investitionen zu tätigen seien.

„Wie kann es akzeptabel sein, als gut ausgebildete und erfahrene Fachkräfte nichts oder fast nichts zu verdienen?“, so EMB-Vizepräsident Kjartan Poulsen. Die Studienautorin Dr. Karin Jürgens betonte, dass nur bei nachhaltig verbesserter wirtschaftlicher Lage der Betriebe „die Landwirte zur Umsetzung der mit höheren Kosten verbundenen Umwelt-, Klima- und Tierschutzziele beitragen können“.
AgE
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