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05.03.2023 | 05:37 | Fleischhandel 

China verhagelt EU-Exportbilanz für Schweinefleisch

Brüssel - Die eingebrochenen Schweinefleischlieferungen nach China haben 2022 die Gesamtausfuhren der Europäischen Union nach unten gedrückt.

Schweinefleischhandel
EU-Schweinefleischabsatz in Drittländern sinkt gegenüber 2021 um rund 15 Prozent - Gut eine Million Tonnen weniger in die Volksrepublik verkauft - Kein Ausgleich durch vermehrte Ausfuhren in andere Staaten - Exporterlös um 6 Prozent rückläufig - Daten für Handel mit Großbritannien noch nicht vollständig - Spanien bleibt Europameister im Export. (c) proplanta
Laut vorläufigen Daten der EU-Kommission wurden insgesamt 5,25 Mio t Schweinefleisch einschließlich Schlachtnebenerzeugnissen in Drittstaaten exportiert; das waren 957.100 t oder 15,4 % weniger als 2021. Dies machte sich auch bei den Ausfuhreinnahmen bemerkbar, die um 891 Mio Euro oder 6,1 % auf 13,67 Mrd Euro sanken.

Abgeschwächt wurde der Erlösrückgang durch die höheren Verkaufspreise am Weltmarkt. Der Schweinefleischexport der Mitgliedstaaten nach China war gegenüber 2021 um 1,03 Mio t oder 40,1 % auf 1,54 Mio t rückläufig. Grund dafür war die höhere Eigenproduktion der Volksrepublik und die dortige Nachfrageschwäche wegen Corona. Dies bekamen 2022 auch die Wettbewerber Brasilien und USA bei ihren Exporten zu spüren.

Der Einbruch der EU-Lieferungen fiel bei gefrorenen Hälften und Teilstücken mit rund 50 % deutlich stärker aus als bei den Schlachtnebenerzeugnissen mit 16 %. Bei Schweinespeck belief sich das Minus sogar auf fast 90 %. Nach China war das Vereinigte Königreich zweitwichtigster Drittlandskunde für EU-Schweinefleisch.

Nach den bisher vorliegenden aber noch nicht ganz vollständigen Daten nahmen die Lieferungen auf die Insel gegenüber 2021 um rund 9 % auf 842.700 t ab, was vor allem an der weniger georderten Frischware lag.

Einbruch auch bei Hongkong



Wenn die endgültigen Außenhandelsdaten vorliegen, dürfte der Rückgang etwas schwächer ausfallen, da Nachmeldungen das Niveau noch anheben. Ebenso wie in China brach auch der Schweinefleischexport nach Hongkong ein, und zwar im Vorjahresvergleich um die Hälfte auf 77.600 t. Zudem war die Liefermenge nach Vietnam mit einem Minus von 32,1 % auf 89.450 t stark rückläufig.

Im Jahr 2021 war dorthin wegen Versorgungsengpässen aufgrund der Afrikanischen Schweinepest (ASP) noch eine Rekordmenge geliefert worden; nun fiel der Bedarf wieder kleiner aus.

Hohe Erlöse in Japan



Anderenorts konnten die EU-Schweinefleischexporteure jedoch Absatzerfolge verbuchen. So legten die Ausfuhren zu den Großkunden Japan und Philippinen jeweils um gut 20 % zu. Mit einem Ausfuhrerlös von 1,53 Mrd Euro lag Japan auf dem dritten Rang der wertmäßig wichtigsten Absatzländer. Der Durchschnittspreis einer dorthin verschifften Tonne Schweinefleisch lag mit 3.257 Euro fast doppelt so hoch wie bei der Ausfuhr in die Ukraine mit 1.687 Euro.

Über alle Waren und Länder hinweg lag der mittlere Exporterlös bei 2.600 Euro/t. Dynamisch liefen die Geschäfte auch mit Südkorea und Australien, wohin die Liefermengen um 11,9 % beziehungsweise 19,0 % zulegten. Die relativ stärksten Wachstumsraten bei der Ausfuhr wiesen 2022 Serbien mit 36,5 % auf 86.500 t sowie Angola mit 48,2 % auf 64.900 t auf.

Im Vorjahresvergleich konnte bei den einzelnen Produktgruppen nur der Export von gesalzenem, getrockneten oder geräuchertem Schweinefleisch um 6 % 62.300 t sowie von Würsten um 4 % auf 92.700 t gesteigert werden. Bei den Schlachtnebenerzeugnissen fiel der mengenmäßige Exportrückgang mit 9 % unterdurchschnittlich aus, bei gefrorenem Schweinefleisch mit 20 % sowie bei Schweinespeck mit 32 % dagegen überdurchschnittlich.  

Deutsche Drittlandsexporte brechen weg



Größter Schweinefleischexporteur der EU blieb Spanien mit 1,62 Mio t; das waren allerdings 16,9 % weniger als im Vorjahr. Der Handel mit Großbritannien ist hierin - wie bei den anderen Mitgliedstaaten - wegen lückenhafter Datenlage noch nicht enthalten. Die Ausfuhren Dänemarks sanken um 16,0 % auf 782.040 t, die niederländischen „nur“ um 4,6 % auf 688.340 t. Deutschland konnte trotz ASP seinen vierten Platz bei den EU-Exporteuren mit 274.240 t verteidigen, musste jedoch im Vorjahresvergleich einen weiteren Rückgang um ein Drittel hinnehmen.

Im Binnenmarkt ging der Absatz weniger stark zurück, doch war insgesamt laut der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) ein Ausfuhrminus von 11 % auf 2,36 Mio t zu verzeichnen. Wenige Mitgliedstaaten konnten im vergangenen Jahr Zuwächse bei ihren Drittlandsausfuhren verbuchen. Dazu zählten Ungarn und Slowenien, die wahrscheinlich von dem größeren Importbedarf Serbiens profitierten.
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Schweinefleischausfuhr der EU
AgE
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