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04.03.2022 | 05:17 | Sturmholz 

Wälder nach dem Sturm durch Borkenkäfer bedroht

Lüneburg / Parchim - Waldbesitzer und Landesforsten haben nach den Stürmen im Norden Niedersachsens einige Aufräumarbeiten vor sich.

Sturmschäden
Die Stürme der vergangenen Wochen haben in den Wäldern einiges zerstört. Bevor die Temperaturen im Frühling klettern und sich der Borkenkäfer auf umgefallene Fichten stürzt, müssen die weggeräumt sein - eine Herausforderung für die Forstverantwortlichen. (c) proplanta
«Unsere Sorge ist, wenn wir die gefallen Fichten nicht rechtzeitig aus dem Wald schaffen, haben wir das nächste Problem mit dem Borkenkäfer», sagt Knut Sierk, Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. Der Schädling mache sich mit den steigenden Frühlingstemperaturen ab 16 Grad breit und lege seine Brut in den geschädigten Fichten ab.

«Die Brut ist nach vier bis sechs Wochen so weit, das geht schnell. In einem günstigen Jahr hat ein Pärchen 30.000 Nachkommen», erzählt Sierk. Ein einzelner Käfer könne nichts anrichten, mit einem Lockstoff kämen aber Scharen angeflogen. Dies betreffe besonders Bäume, die schon eine Vorschädigung wie Trockenstress haben.

«Der Regen der letzten Monate ist da ein Segen für den Wald, auch wenn es natürlich zu viel auf einmal war», stellt der Waldexperte fest. Weil der Boden aufgeweicht war, hatte der Sturm leichtes Spiel.

Die Beobachtungen teilt Markus Hecker, Geschäftsführer der Waldmärker und für den Privatwald in den Landkreisen Uelzen, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern zuständig. «Die normale, gesunde Fichte hat genug Abwehrkräfte. Aber wenn sie auf der Nase liegt, ist sie richtig lecker für die Borkenkäfer», sagt er über die gefährlichen Brutherde.

Ebenso wie bei den Landesforsten, die für 330.000 Hektar verantwortlich sind und wo rund eine Million Kubikmeter Holz in Mitleidenschaft gezogen sind, hat der von Kiefern dominierte Privatwald etwa das gleiche Ausmaß Schäden zu verzeichnen. «Der Süden ist weniger belastet, südlich der A2 war kaum etwas», berichtet Hecker. Die umgefallenen Bäume machten etwa so viel aus wie ein Jahreseinschlag.

«Der planmäßige Einschlag wird nun eingestellt», so Hecker. 80 Prozent der Arbeiten im Wald erledigten Profis - dafür hätten die privaten Waldbesitzer gar keine Zeit. 50 bis 60 Prozent der liegen gebliebenen Bäume kämen in den Verkauf, aber nicht alles könne eingesammelt werden: «Es liegt sehr verstreut, das wäre in der Summe überhaupt nicht wirtschaftlich, jeden Baum einzusammeln.» Immerhin: Die Holzpreise seien gut. «Wir verspüren eine große Nachfrage.»

Besonders schlimm hat es die Revierförsterei Oechtringen im Landkreis Uelzen getroffen. «Das ist sehr heftig gewesen, so etwas habe ich 1976 erlebt und jetzt noch einmal, bevor ich im Sommer in Rente gehe», erzählt Revierleiter Claus-Wilhelm Wolle.

«Die Fichten, die den Kopf oben raus hatten, hat es getroffen», berichtet der 66-Jährige. Der Boden sei nach den Niederschlägen einfach zu feucht gewesen. In seinem Bezirk seien etwa 40.000 Festmeter betroffen, das sind drei Jahreseinschläge. Ende Juni soll das Totholz weggeschafft sein, damit der Borkenkäfer nicht zuschlägt.

Wegen der weiter hohen Gefahr von Baumstürzen und Astbrüchen warnen die Landesforsten Spaziergänger. Dazu empfiehlt ihr Sprecher Sierk: «Die Leute strömen in die Natur, sie sollten den Blick nach oben richten. Wir können nicht sagen, dass die Gefahr gebannt ist.»
dpa
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