Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
08.12.2022 | 14:44 | Kartellklage 

Kartellstreit mit Sägewerken: Waldbauern in NRW kritisieren mögliche Mithaftung

Düsseldorf - Der Waldbauernverband NRW hat die Entscheidung der Landesregierung scharf kritisiert, im Fall der millionenschweren Kartellklage von Sägewerken rund 800 Waldbesitzer gegebenenfalls in Mithaftung zu nehmen.

Holzkartell
Verliert das Land NRW einen Kartellstreit mit Sägewerken, könnte dies viele Millionen Euro Schadenersatz kosten. Weil das Land damals viel Holz von Waldbesitzern und Kommunen mitvermarktet hat, sollen diese sich gegebenenfalls beteiligen. Der Waldbauernverband ist empört. (c) proplanta
Die Waldbesitzer hätten über Jahrzehnte die landesgesetzlich vorgegebenen Vermarktungsmöglichkeiten des Holzverkaufs genutzt, teilte der Verband am Donnerstag in Düsseldorf mit. Dieser Vertriebsweg sei von der Landesforstverwaltung empfohlen worden.

Stets sei versichert worden, dass diese gemeinsame Holzvermarktung rechtskonform sei. «Mögliche Schadenersatzforderungen der klagenden Sägewerke hat daher allein das Land Nordrhein-Westfalen zu tragen», sagte der Verbandsvorsitzende Philipp Freiherr Heereman laut der Mitteilung. Die sogenannte Streitverkündung sei ein «Schlag ins Gesicht» gegen die Waldbesitzer und die ehrenamtlich geführten Zusammenschlüsse, die stets auf die Empfehlungen der staatlichen Förster vertraut hätten. Der Verband forderte die Rücknahme der Entscheidung.

Aus Protest gegen die Entscheidung habe Heereman mit sofortiger Wirkung den Vorsitz beim obersten Forstausschuss NRW niedergelegt, hieß es weiter. In diesem Gremium sind mehrere Wald-Interessengruppen vertreten. Es berät die Landesforstverwaltung bei allen wichtigen Entscheidungen. Das Landwirtschaftsministerium teilte mit, dass es den Rücktritt bedauere. Der Waldbauernverband und sein Vorsitzender seien weiterhin ein wichtiger und geschätzter Partner bei der gemeinsamen Bewältigung der Wiederbewaldung, betonte eine Sprecherin.

In dem Kartellstreit geht es um eine bis Ende 2019 praktizierte, gemeinsame Holzvermarktung. Dabei hat das Land nicht nur eigenes, sondern auch Holz von Kommunen und Privatbesitzern verkauft. Wegen dabei angeblich überhöhter Holzpreise reichten die Sägewerke im April 2020 eine kartellrechtliche Schadenersatzklage beim Landgericht Dortmund ein (Az. 8 O 7/2020). Darin machen sie laut Ministerium einen Schaden in Höhe von rund 187 Millionen Euro geltend. Das Land hält dies für unbegründet. Ähnliche Klagen wurden auch in anderen Bundesländern erhoben. Es wird mit jahrelangen Verfahren durch alle Instanzen gerechnet.

Am Dienstag hatte das Landwirtschaftsministerium bekannt gegeben, dass es in dem Verfahren eine sogenannte Streitverkündung veranlasst hat. Damit werden bislang unbeteiligte Dritte in den Prozess einbezogen und können im Fall einer Niederlage in Regress genommen werden.

Das Ministerium hatte die Streitverkündung als «übliche prozessuale Vorsichtsmaßnahme» bezeichnet, zu der man aufgrund der Landeshaushaltsordnung verpflichtet sei. Insgesamt hätten sich rund 17.000 Waldbesitzer an der Vermarktung beteiligt. Um den Umfang zu reduzieren, habe man sich bei der Streitverkündung auf rund 800 größere Betriebe beschränkt. Unter den 800 seien auch 67 Kommunen.
dpa/lnw
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Waldbesitzer kritisieren geplante Reform

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?