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21.04.2020 | 03:50 | Corona-Schutzvorkehrungen 

Viele Einzelhandelsgeschäfte wieder geöffnet

Schwerin - Nach mehrwöchiger Zwangsschließung wegen der Corona-Pandemie haben seit Montag in Mecklenburg-Vorpommern viele Läden des Einzelhandels wieder geöffnet.

Einkaufstour
Seit Montag dürfen viele Einzelhandelsgeschäfte in MV wieder öffnen. Doch das wird kaum helfen, die Bilanzen 2020 werden nicht gut aussehen. Der wirtschaftliche Schaden durch die Corona-Pandemie ist enorm. (c) proplanta
Das Interesse der Kunden war an einigen Einkaufsstraßen und Shopping-Centern allerdings eher verhalten. Zudem hatten einige Geschäfte trotz der Lockerung der Landesregierung noch nicht geöffnet. Sie hätten Schutzmaßnahmen wie etwa Desinfektionsmittel nicht rechtzeitig umsetzen können, berichtete der Landesgeschäftsführer des Handelsverbands Nord, Kay-Uwe Teetz. Manche Verkäuferinnen trugen Mund-Nase-Masken.

Die Umsatzausfälle während der mehrwöchigen Schließung sind jedoch enorm. Der Handelsverband Nord schätzte für den Einzelhandel im Nordosten einen Umsatzausfall von rund 21 Millionen Euro pro geschlossenem Tag.

Die Rostocker Innenstadt war rege frequentiert von Kunden, in den Geschäften selbst waren am Montagmittag aber eher weniger Kunden zu sehen.

«Die Hilfe hat mich gerettet», sagte Sigrun Marquardt von einem Schweriner Bilderrahmengeschäft mit Blick auf die Corona-Soforthilfen. Der Umsatz sei in den Wochen der Schließung fast komplett weggebrochen. Nach den ersten Stunden der Wiedereröffnung habe es deutlich weniger Laufkundschaft gegeben.

Mit Stand Samstagabend wurden etwa 19.000 der 35.000 eingegangenen Anträge auf die Corona-Soforthilfe ausgezahlt. Dies entspricht rund 194 Millionen Euro, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte.

Ein Feinkostgeschäft in Schwerin berichtete von Umsatzeinbußen von rund 80 bis 85 Prozent während der Corona-Krise, obwohl es an einigen Tagen öffnen konnte. Fehlende Touristen würden die Situation verschärfen, gerade für die Geschäfte in Warnemünde und Kühlungsborn. Geschäftsführer Thomas Witte rechnet durch die Corona-Pandemie mit einem Umsatzminus von mindestens 150.000 Euro.

Die von der Landesregierung in der Vorwoche beschlossenen Lockerungen der Corona-Schutzvorkehrungen erlauben im Nordosten nahezu allen Geschäften, Kunden einzulassen, auch den Ladenstraßen der Einkaufscenter. Die nutzbare Verkaufsfläche je Geschäft wurde auf maximal 800 Quadratmeter beschränkt. An vielen Eingangstüren wachten Mitarbeiter darüber, dass nur eine begrenzte Anzahl von Kunden Zutritt bekam, um die Abstandsregeln einzuhalten.

Von einer Öffnung kann die Gastronomie derzeit nur träumen. Deshalb hat sich der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) mit einem «Hilferuf des Gastgewerbes» an die Landesregierung gewandt und vor einem Ruin der Branche gewarnt.

«Kein Unternehmen verkraftet es, wenn der Umsatz für mehrere Monate zu 100 Prozent wegfällt», heißt es dort. Der Dehoga-Landesverband fordert ein sofortiges Rettungspaket, das neben einer Senkung der Mehrwertsteuer für alle gastronomischen Umsätze auf sieben Prozent auch direkte Finanzhilfen umfassen soll.

«Nur so lassen sich eine Insolvenzwelle und Massenarbeitslosigkeit verhindern», mahnte Verbandspräsident Lars Schwarz. Die 6.000 Betriebe mit ihren 55.000 Beschäftigten seien ein Wirtschaftsmotor, die Branche existenziell und systemrelevant für das gesamte Wirtschaftsgefüge Mecklenburg-Vorpommerns, betonte er.

Finanzminister Reinhard Meyer (SPD) machte deutlich, dass die Landesregierung die Forderungen nach Steuerentlastungen unterstützt. Er rief die schwarz-rote Bundesregierung auf, im Koalitionsausschuss am Mittwoch die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf gastgewerbliche Leistungen generell von 19 auf 7 Prozent zu thematisieren.

Unterdessen stagniert in MV die Zahl der Menschen mit einer Corona-Infektion fast. Sie war am Montag um zwei Fälle höher als am Sonntag. Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Soziales liegt die Gesamtzahl nunmehr bei 653, die der Sterbefälle weiter bei 15.

Wegen dieser geringen Zahlen wird die Universitätsmedizin Rostock von kommender Woche an ausgewählte klinische Bereiche wieder hochfahren. Der Ärztliche Vorstand Christian Schmidt sprach von einem künftigen Grad der regulären Auslastung von 70 bis 80 Prozent.

Im März hatte die Klinik den Betrieb umstrukturiert, um auf einen Anstieg von Covid-19-Patienten vorbereitet zu sein. Mit Blick auf die aktuellen Infektionszahlen könnten die Maßnahmen nun Schritt für Schritt zurückgenommen werden.

Auch die Sportanlagen im Freien sind seit Montag wieder eingeschränkt geöffnet. Laut des sogenannten MV-Plans zur schrittweisen Erweiterung des öffentlichen Lebens können Sportanlagen für Einzel- und Paarsport unter Einhaltung von Auflagen wie der Abstandspflicht sowie Zugangsbeschränkungen wieder öffnen. Individualsport an der frischen Luft sei zudem natürlich möglich, sagte Sportministerin Stefanie Drese (SPD). Fitnessstudios bleiben aber weiter geschlossen.

Ebenfalls unter dem Eindruck der Corona-Pandemie ist an den Universitäten und Hochschulen am Montag der Semesterbetrieb aufgenommen worden. Die Lehrveranstaltungen werden soweit wie möglich bis auf Weiteres digital abgehalten, hieß es beispielsweise von Universität Rostock. Nicht digitalisierungsfähige Studienanteile sollen in die Zeit verschoben werden, in denen ein Präsenzbetrieb wieder möglich ist.
dpa/mv
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