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31.05.2015 | 10:30 | Gesundheitswesen 

Gläserne Patienten durch Digitalisierung der Medizin?

Berlin - Immer mehr Menschen messen ihre Gesundheitsdaten mit Hilfe von Apple, Google und Co. digital - nur offiziell kommt die Digitalisierung der Medizin seit Jahren nicht erkennbar vom Fleck.

Gesundheitssektor in Deutschland
(c) proplanta
Die Akteure im Gesundheitswesen und die Politik tun sich schwer. Nun will Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mit dem Entwurf zu einem neudeutsch «E-Health-» genannten Gesetz «Tempo» machen, wie er sagt.

Der Kabinettsbeschluss vom Mittwoch markiert einen weiteren Versuch, die elektronische Gesundheitskarte (eGK) zu einer medizinisch sinnvollen Einrichtung zu machen. Vor zwölf Jahren wurde ihre Einführung beschlossen - Kostenpunkt: mittlerweile mehr als eine Milliarde Euro.

Schick kommt die Digitalisierung der Medizin nach offiziellem Muster bislang nicht daher. Außer dass sie ein Foto des Versicherten trägt, kann die eGK immer noch nicht viel mehr als die alte Versichertenkarte - im Gegensatz zur wachsenden Zahl der sogenannten Wearables, der am Körper tragbaren Minicomputer, die Kalorienverbrauch, Blutdruck, Zuckerwerte oder Muskelaktivitäten messen.

Doch zumindest in Punkto Datensicherheit meinen die Regierung und die in der Betreibergesellschaft Gematik versammelten Organisationen von Krankenkassen, Ärzten, Kliniken und Apothekern Entwarnung geben zu können. Die Patientendaten sollen verschlüsselt über spezielle Datenautobahnen etwa zwischen Praxis und Apotheke ausgetauscht werden - mit der eGK als Schlüssel. Zugriff gibt es dann, wenn etwa der Arzt mit seinem Heilberufeausweis und der Patient mit einem Pin-Code die Sperre öffnen.

Erst dann starten auch die eigentlich sinnvollen Anwendungen so richtig. Dass das noch immer Zukunftsmusik ist, liegt auch an Misstrauen und unterschiedlichen Interessen zwischen den Gematik-Betreibern. Viele Ärzte haben etwa Angst, dass immer mehr Daten elektronisch abgefragt werden und der Kontakt zu den Patienten leidet. Klappt der Arzt künftig sein Notebook auf und hat sofort die Krankheitsgeschichte seines Gegenübers vor sich? Wird der Patient gläsern?

Klare Fristen, finanzielle Anreize und Sanktionsdrohungen sollen den Akteuren im Gesundheitssektor nun Beine machen. Gröhe gibt sich markig: «Wer blockiert, zahlt künftig.» In wenigen Jahren sollen Daten durch das neue Kommunikationsnetz fließen. Der Gesundheitsminister verspricht: «Durch elektronische Entlassbriefe aus den Krankenhäusern und durch elektronische Arztbriefe werden wir sicherstellen, dass Information schneller beim nächsten Behandler ist, dass nicht Zeit verloren geht.»

Was eGK und E-Health-Netz künftig nützen, hängt auch davon ab, welche Programme private Firmen anbieten - auch über den reinen Datentransport hinaus. Beispiel Arzneisicherheit: Bereits der Gesetzentwurf sieht vor, dass Versicherten mit mindestens drei Medikamenten ab Oktober 2016 ein Medikationsplan zusteht, der später auch elektronisch abrufbar sein soll. Industrievertreter schwärmen aber auch schon von elektronischen Wechselwirkungsprüfungen und Vorschlägen zur Medikation, die Programme nach aktuellen wissenschaftlichen Standards machen.
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