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08.06.2011 | 10:47 | EHEC-Bakterien 

Biogasrat: Weniger Krankheitserreger in ausgegasten Gärresten als in Gülle

Berlin - Der Biogasrat e.V. verfolgt die Ausbreitung von Infektionen mit dem EHEC-Erreger mit großer Anteilnahme und Sorge.

Biogasanlage
Deswegen hat er seit Wochen sorgfältig und vorbehaltslos überprüft, ob sich durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen oder Gülle in Biogasanlagen die Gefahrenlage verschlechtert oder ob Biogasanlagen sogar verantwortlich für die Verbreitung des Erregers sein können.

Das Ergebnis ist eindeutig: der Erreger entsteht nicht - auch nicht durch Kreuzung - in Biogasanlagen, sondern ist allgegenwärtig in der Verdauung von Wiederkäuern. Wenn es zur Kreuzung von verwandten Bakterienstämmen gekommen sein sollte, dann mit der allergrößten Wahrscheinlichkeit im Pansen von Kühen. Hierzu könnte verunreinigtes Futter im Zusammenhang mit der Aufstallung von Rindern unterschiedlicher Herkunft, z.B. auch im Viehhandel, ebenso beigetragen haben, wie Nahrungs- oder Futtermittelimporte aus Weltregionen mit hoher EHEC-Dichte, wie zum Beispiel in einigen Ländern Asiens.

Gülle wird in der Regel in Biogasanlagen vergoren, die ein ähnliches Feuchtigkeits- und Temperaturniveau aufweisen, wie der Pansen einer Kuh, jedoch werden durch den Vergärungsprozess bakterielle Kulturen nachweislich reduziert. Bei Biogasanlagen mit höheren Betriebstemperaturen (ab ca. 55 Grad) erreicht der Gärrest im Bezug auf bakterielle Belastung Badewasserqualität. Bei niedrigeren Betriebstemperaturen (35-40 Grad) werden Bakterien, also auch EHEC-Erreger, gegenüber der unbehandelten Gülle nachweislich um 99 % reduziert. Dies geschieht im Zuge des Vergärungsprozesses, in welchem für diese Bakterien schädliche Konditionen entstehen.

Von einer Vermehrung oder gar Entstehung von Krankheitserregern während des Vergärungsprozesses kann also nicht gesprochen werden, es fehlen hierfür jegliche wissenschaftliche Beweise.

Bei fachmännischer Handhabung gibt es im Gärrest, der als Dünger eingesetzt wird, im Gegensatz zur Gülle, eine fast vollständige Reduzierung von vorhandenen Bakterien. Gülle wird direkt, ohne Vorbehandlung auf Äcker und Wiesen aufgebracht. Sie ist nur begrenzt lagerfähig, weswegen häufig mehr Gülle aufgebracht wird, als der Boden braucht.

Die Verarbeitung von Gülle zu Biogas entspannt das Problem. Zum einen entsteht ein lagerbarer Dünger, der gezielt und dosiert eingesetzt werden kann. Zum anderen hat durch die lange Verweilzeit im Gärrestlager mit vollständiger Ausgasung zugleich ein Prozess der Selbsthygienisierung stattgefunden. Die Erzeugung von Biogas aus Gülle dient im Ergebnis der Vorbeugung vor Darminfektionen und ist daher ein Gebot intensiver Veredelungs- oder Milchwirtschaft.

Unabhängig davon spricht sich der Biogasrat für die Durchsetzung umfassender Nachhaltigkeitsziele in allen Bereichen landwirtschaftlicher Produktion aus. Dazu gehört auch der Gesundheitsschutz. Zu Recht ist der Einsatz von Gülle in Intensivkulturen verboten. Das Verbot sollte auf die Vorbehandlung von Böden, die Aussaat oder das Setzen von Gemüsepflanzen ausgedehnt werden, vor allem wenn die Aufzucht unter Glas oder Folie erfolgt. Gärreste als Dünger einzusetzen, wäre dafür eine Alternative. Zudem müssen die hygienischen Bedingungen von Fertiggemüsen und Salaten überprüft werden, denn auch hier könnten Restbakterien in der Verpackungsfolie ein ideales Milieu zur Vermehrung finden. Und schließlich gilt nach wie vor: Gemüse sollte vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden. Das gilt vor allem für Rohkost. (ots)
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