Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin.
Eine zu starke Sulfat-Belastung des Trinkwassers kann beim Menschen Verdauungsstörungen verursachen. Umweltschützer fürchten auch um die
Artenvielfalt entlang des Flussverlaufs.
«50 Prozent der Spreefließgewässer weisen mittlerweile einen Wert von mehr als 250 Milligramm pro Liter auf», sagte der Co-Autor der Studie, Dominik Zak. Diese Zahl markiere den Sulfat-Grenzwert für Trinkwasser.
Die Forscher haben den Spreeverlauf von der sächsischen Quelle bis hin zur Mündung in die Havel engmaschig untersucht. Der höchste Wert wurde westlich von Cottbus im Eichower Mühlenfließ gemessen: 1.049 Milligramm pro Liter.
Bereits an der Quelle wurden bis zu 68 Milligramm pro Liter festgestellt. Ab den Spree-Abschnitten ab Spremberg springen die Sulfat-Werte über die 250er-Marke. Dies sei laut Zak bereits seit den 1990er Jahren so. Trotz verdünnender Wirkung der Zuflüsse unterhalb des Spreewaldes sinken die Sulfatkonzentrationen bis zum Müggelsee in Berlin nicht mehr unter den Grenzwert für Trinkwasser.
Die hohen Sulfatwerte seien auch auf die ehemaligen und aktiven Tagebaue zurückzuführen. Um an Braunkohle zu gelangen, muss Grundwasser abgepumpt werden. Mit der Stilllegung kehrt es zurück - und spült freigelegte Sulfat-Salze in die Gewässer. «Sobald die Spree verstärkt aus dem Gebiet gespeist wird, das durch erhebliche Grundwasserabsenkungen infolge des Braunkohletagebaus betroffen ist, steigen die Sulfatkonzentrationen über den Wert von 250 Milligramm pro Liter», heißt es in dem Papier wörtlich.
«Die Staatsregierung darf vor der Sulfatbelastung der Spree nicht länger die Augen verschließen und muss
Vattenfall zu einer deutlichen Reduzierung der Sulfateinträge in den Fluss verpflichten», forderte der sächsische Grünen-Chef Jürgen Kasek. Ähnlich äußerte sich auch de energiepolitische Sprecherin der Grünen im Brandenburger Landtag, Heide Schinowsky. Die hohen Messwerte, die übrigens auch von Landesbehörden bestätigt würden, gewinnen nach ihren Worten zunehmend an Brisanz. Für das Berliner Wasserwerk Friedrichshagen seien wegen der Sulfatbelastung neuartige Filter im Gespräch, erklärte Schinowsky.
Ende vergangenen Jahres hatten Berlin und Brandenburg sich dafür ausgesprochen, Sachsen für ein gemeinsames Vorgehen gegen die Sulfatbelastung von Gewässern zu gewinnen. Dafür soll ein gemeinsames Strategiepapier zur Belastung der Flüsse Spree, Schwarze Elster und Lausitzer Neiße durch den Bergbau weiterentwickelt und dabei Sachsen hinzugewonnen werden. Aktuell lässt das Land Brandenburg von einem Gutachterbüro eine eigene Sulfatprognose erstellen. Im Sommer dieses Jahres sollen die Ergebnisse präsentiert werden.