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20.06.2022 | 00:42 | Rekordhitze 

Sonntag war bisher heißester Tag im Jahr mit über 39 Grad

Offenbach - Teile Deutschlands haben am Wochenende die bislang heißesten Tage des Jahres erlebt. Die Temperaturen stiegen auf bis zu 39,2 Grad.

Hitze im Juni 2022
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Heißeste Orte waren am Sonntag in Sachsen und Brandenburg - 39,2 Grad. (c) proplanta
Die wärmsten Orte waren am Sonntag mit diesen Werten Cottbus und Dresden-Strehlen, wie eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. Im sächsischen Hoyerswerda wurde es mit 39,0 Grad ähnlich warm.

Viele Menschen im Land suchten Abkühlung am Meer, an Seen oder in Freibädern. Wegen Trockenheit herrscht teils hohe Waldbrandgefahr. Südwestlich von Berlin fingen zwei Wälder Feuer, mehrere Hundert Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Bei Treuenbrietzen kämpften Feuerwehr und Bundeswehr schon seit Freitag gegen ein Feuer, das in einem Kiefernwaldgebiet ausgebrochen war. Durch wechselnde Winde breitete sich der Brand auf etwa 200 Hektar aus. Die Arbeit der Einsatzkräfte wird auch dadurch erschwert, dass im Boden auf dem Gelände - einem ehemaligen Spreng- und Übungsplatz - Munition und Kampfmittel liegen.

«Da ist schon Etliches hochgegangen», sagte Landkreissprecherin Andrea Metzler. 2018 waren bei einem Waldbrand in Treuenbrietzen rund 400 Hektar Wald zerstört worden. Etwa 20 Kilometer entfernt geriet bei Beelitz am Sonntag dann ein weiterer Waldbrand zeitweise außer Kontrolle. Auch hier waren etwa 200 Hektar Fläche betroffen. An beiden Orten hoffte man auf Regen, um die Löscharbeiten zu unterstützen.

In anderen Regionen war vor allem die Hitze Thema: Der DWD warnte teils vor einer hohen Wärmebelastung. Ein Sprecher riet zu «kühlen Getränken und Schatten» - auch wegen der hohen UV-Strahlung. Beim «Southside»-Festival in Baden-Württemberg feierten rund 65.000 Menschen bei Temperaturen von mehr als 30 Grad. Die Veranstalter boten deswegen mehr kostenlose Stationen für Trinkwasser an. Dennoch seien die Helfer des Roten Kreuzes zu Dutzenden Einsätzen wegen der Hitze ausgerückt, sagte ein Sprecher der Polizei.

«Die Klimakrise ist der eigentliche Motor dieser Hitzewelle. Noch nie war es in Europa so früh so heiß und so trocken», sagte Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace, am Sonntag. Auch die Vereinten Nationen hatten angegeben, künftig würden Hitzewellen häufiger so ungewöhnlich früh und intensiv auftreten wie in dieser Woche in Europa.

Clare Nullis, die Sprecherin der Weltwetterorganisation (WMO) verwies dabei am Freitag ebenfalls auf den Klimawandel: Schuld seien die rekordhohen Konzentrationen von Gasen in der Atmosphäre, die den Treibhauseffekt verursachten.Die Bahn meldete am Wochenende volle Züge in Richtung Küsten. Das 9-Euro-Ticket sei beliebt und mehr Menschen seien mit Bus und Bahn unterwegs, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. An vielen Orten waren die Schlangen vor den Freibädern lang.

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte, alle alten Menschen in Heimen vor der Hitze zu schützen. Es fehle eine ministerielle Vorschrift, um die Hitze in den Räumen der Seniorenheime zu begrenzen, bemängelte er. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mahnte, auf ältere Menschen zu achten. Auf Twitter schrieb der SPD-Politiker: «Bitte achten Sie darauf, dass gerade ältere Menschen heute genug trinken. Sie empfinden oft weniger Durst als für ihren Körper gut wäre. Hitze und wenig Flüssigkeit können für Ältere tödliche Folgen haben.»

Nach der Hitzewelle soll die neue Woche in weiten Teilen Deutschlands mit Schauern und kühleren Temperaturen starten. In der Nordhälfte wird es am Montag nach DWD-Angaben bis zu 17 bzw. 24 Grad warm, ansonsten sind 24 bis 30 Grad im Rest des Landes zu erwarten. Im Süden könnten Höchstwerte von bis zu 33 Grad erreicht werden.

In Italien spitzt sich die Lage wegen der anhaltenden Dürre weiter zu. In diversen Gegenden des Mittelmeerlandes hat es seit rund vier Monaten nicht mehr geregnet, der Fluss Po weist den niedrigsten Pegelstand seit 70 Jahren auf. Der Agrarverband Coldiretti berichtete, dass in manchen Gegenden des Landes die landwirtschaftlichen Erträge um die Hälfte zurückgegangen seien. Kühe geben weniger Milch. In einigen Gemeinden darf Wasser nur zum Trinken oder für andere wichtige Bereiche des Alltags verwendet werden.

Die Spanier konnten am Sonntag dagegen erstmals wieder etwas aufatmen: Die Temperaturen fielen nach einer ungewöhnlich heftigen tagelangen Hitzewelle in vielen Landesteilen wieder auf unter 40 Grad. Die in den vergangenen Tagen ausgebrochenen Waldbrände wüteten aber zum Teil noch weiter.

Ein großer Waldbrand im Westen der Insel Euböa hielt die griechische Feuerwehr in der Nacht zum Sonntag in Atem. Wegen starker Winde breiteten sich die Flammen sehr schnell aus. Am Morgen waren fünf Löschflugzeuge und -hubschrauber sowie 150 Feuerwehrleute mit 32 Löschzügen im Einsatz. Ein Dorf wurde evakuiert, berichtete die Nachrichtenagentur ANA.

An der französischen Atlantikküste waren dagegen nach Unwettern Seenotretter seit Samstagabend im Dauereinsatz, um havarierten Booten und den Besatzungen zu helfen. Mehr als 80 Mal rückten Kräfte mit Schiffen, Hubschraubern und Flugzeugen sowie Unterstützung der Armee und des Zivilschutzes aus, teilte die maritime Präfektur in Brest mit. Auf eine Hitzewelle mit bis zu 43 Grad folgte zunächst im Westen Frankreichs ein Wetterumschwung mit örtlich heftigen Unwettern.

Der astronomische und auch kalendarische Sommerbeginn ist am Dienstag (21. Juni). Dann erreicht die Sonne ihren nördlichsten Punkt über der Erde und am Mittag ihren höchsten Stand des Jahres.
dpa
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