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05.06.2009 | 06:16 | Fischerei  

Rettungsaktion: 3,4 Millionen Jungaale für die Elbe

Potsdam - Rettungsaktion für den Europäischen Aal:

Aal
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(c) SGV - fotolia.com
Schätzungsweise 3,4 Millionen Jungaale werden in diesem Jahr in die Elbe-Zuflüsse in Deutschland gesetzt, um die Bestände wieder aufzupäppeln. Vorreiter sind dabei die Brandenburger Fischer mit 2,5 bis 3 Millionen Jungaalen, wie der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes, Lars Dettmann, betont. Kostenpunkt: Eine runde Million Euro. Allein mehrere tausend kleine Fische wurden am Donnerstag in die Potsdamer Havel entlassen. «Einer davon war der 10- millionste Jungaal, den wir in Brandenburg im Rahmen eines Pilotprojektes zur Rettung des Europäischen Aals ausgesetzt haben.»

Warum dieser kostspielige Aufwand, der zu 80 Prozent von EU und Land und zu 20 Prozent von den Fischern getragen wird? «Der Aal ist nach wie vor der "Brot-Fisch" für die Fischer, auf natürlichem Weg steigen jedoch zu wenig Jungaale vom Atlantik in die Elbe auf», erläutert Dettmann. Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass jährlich nur noch eine Million Jungaale aus dem Atlantik in die Elbegewässer kommen. In den 1970er Jahren waren es noch 28 Millionen.

Aale laichen im Meer und nach etwa drei Jahren kommen die Glasaale (Jungaale) in die europäischen Flusssysteme - soweit sie es schaffen. Denn Querverbauungen stören ihre Wege, aber auch gefräßige Kormorane, Klimaveränderungen und Umweltverschmutzung dezimierten nach Auskunft von Experten die Bestände. Hinzu kommt laut Dettmann die immense Nachfrage an Glasaalen in asiatischen Farmen. «Jährlich werden etwa 100 Tonnen Glasaale an der Atlantikküste gefangen, 30 bis 35 Prozent davon bleiben als Besatz in Europa, der Rest geht nach Asien oder wird in Südwesteuropa als Delikatesse verspeist.» Auch Brandenburgs Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) betont die Notwendigkeit einer Rettungsaktion für den Europäischen Aal (Anguilla anguilla). «Der Aal gehört in Deutschland zu den am stärksten gefährdeten Fischen.»

Die am Donnerstag in die Potsdamer Havel gesetzten Aalbabys wiegen durchschnittlich sieben Gramm und sind 15 bis 20 Zentimeter groß. «Die Fische wurden zuvor ein dreiviertel Jahr in einer Farm aufgepäppelt, denn die Glasaale, die aus dem Atlantik gefischt wurden, wären viel zu klein, um sicher zu überleben», sagt Dettmann. Warum fischen die märkischen Fischer - aktuell gibt es 154 Betriebe im Haupterwerb - nach wie vor Aale, obwohl sie einen so großen finanziellen Aufwand zum Neubesatz treiben müssen?

«Der Aal-Fang macht den übergroßen Anteil ihrer Einnahmen aus, nimmt man den Fischern den Aal weg, sind die Fischer weg», erklärt Dettmann. Alljährlich würden aber deutlich mehr Tiere eingesetzt als Aale kurz vor der Laichreife gefischt. Inwieweit das Rettungsprogramm von Erfolg gekrönt sein wird, wird sich indes erst in einigen Jahren zeigen. «Erst wenn die Fischer wieder mehr Aale in ihren Reusen haben wissen wir, dass wir erfolgreich waren.» (dpa)
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