Der
Klimawandel bringt in Österreich Risiken, wie etwa mehr extremes Wetter, aber auch Chancen, wie zum Beispiel ein im Vergleich zu anderen Urlaubsländern weiterhin angenehmes Sommerklima in den Alpen sowie die Möglichkeit, sich mit grüner Technologie international zu positionieren.
„Uns als nationalem Wetterdienst ist wichtig, möglichst detailliert die neuesten Erkenntnisse zur Vergangenheit und Zukunft des Klimas in Österreich bereitzustellen, damit eine sachliche
Diskussion am aktuellen Stand der Forschung stattfindet und über wichtige langfristige Maßnahmen entschieden werden kann“, sagt Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung an der ZAMG. „Ein wichtiges Ergebnis der Forschung ist, dass mit einem ambitionierten weltweiten
Klimaschutz immer noch möglich ist, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu dämpfen."
Weitere Erwärmung kann gebremst werden
Seit Beginn der Industrialisierung hat die Temperatur weltweit rund 1 Grad zugenommen, in Österreich rund 2 Grad (jeweils im Vergleich der aktuellen Klimanormalperiode 1991-2020 zur vorindustriellen Periode 1850-1900).
Bei weltweit ungebremstem Ausstoß von Treibhausgasen liegt die Erwärmung in Österreich bis zum Jahr 2100 bei mindestens 5 Grad. Bei Einhaltung des Pariser Klimaziels könnte sich die Erwärmung in Österreich und weltweit in den nächsten Jahrzehnten knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln.
Erwärmung betrifft ganz Österreich in allen Höhenlagen
Alleine in den letzten rund 30 Jahren wurde es in Österreich zwischen 1,0 und 1,5 Grad wärmer, im Vergleich zum Mittel der 30 Jahre davor. Die Erwärmung betraf alle Regionen und Höhenlagen ähnlich.
Erwärmung beeinflusst Dürrerisiko
In Österreich gibt es keinen Trend zu weniger Niederschlag, trotzdem steigt die Gefahr von Dürren. Denn die stetige Erwärmung wirkt sich stark auf die Wasserbilanz aus: Je wärmer es ist, desto mehr Feuchtigkeit verdunstet aus den Böden in die Luft. Außerdem verlängert ein wärmeres Klima die
Vegetationsperiode und die Pflanzen entnehmen über einen längeren Zeitraum Wasser aus den Böden.
Untersuchungen für den Alpenraum zeigen weiters, dass in den nächsten Jahrzehnten die Schwankungen der Niederschlagsmenge von Jahr zu Jahr größer werden könnte, wodurch die Dürregefahr zusätzlich steigt.
Änderung der Schneelage hängt stark von Seehöhe ab
In den höheren Lagen Österreichs, oberhalb von etwa 1.500 bis 2.000 Meter Seehöhe, bleibt es im Winter trotz
Klimaerwärmung auch in den nächsten Jahrzehnten kalt genug für Schneefall.
In tiefen Lagen wirkt sich die Klimaerwärmung hingegen stark auf die Schneelage aus, weil es öfter regnet statt schneit und gefallener Schnee schneller wieder schmilzt. Zum Beispiel hat in Österreich die Zahl der Tage mit einer Schneedecke in Wien, Innsbruck und Graz in den letzten rund 90 Jahren um etwa 30 Prozent abgenommen.
Untersuchungen zeigen, dass bei weltweit ungebremsten Emissionen von Treibhausgasen die Schneedeckendauer in Österreich bis zum Jahr 2100 in Lagen unterhalb von etwa 400 Meter Seehöhe um rund 90 Prozent abnimmt, in Lagen um 1.500 Meter Seehöhe um etwas mehr als 50 Prozent. Bei Einhaltung des Paris Abkommens sind die Auswirkungen nur etwa halb so stark.
Gesundheitsrisiko Hitze
Je höher das Temperaturniveau ist, desto wahrscheinlicher sind Hitzewellen. Hitze wird als Gefahr immer noch unterschätzt, weil es oft schwierig ist, nachzuweisen, ob zum Beispiel ein Tod durch Herz-Kreislaufversagen von einer
Hitzewelle verursacht wurde. Zahlreiche Studien belegen aber, dass in Europa deutlich mehr Menschen durch Hitzewellen sterben als durch Stürme, Hochwasser oder andere Wetterextreme.
Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) führt in Zusammenarbeit mit der ZAMG seit 2016 ein Hitze-Mortalitätsmonitoring durch.
Hitze: früher extreme Werte sind heute Normalität
Im Zeitraum 1961 bis 1990 gab es in den meisten Landeshauptstädten Österreichs pro Jahr zwischen 5 und 11 Hitzetage (Tage mit mindestens 30 Grad) und die Rekorde lagen bei 20 Hitzetagen pro Jahr. Was früher ein Rekord war, ist heute Durchschnitt: Im Zeitraum 1991 bis 2020 gab es in einem durchschnittlichen Jahr in den meisten Landeshauptstädten zwischen 16 und 22 Hitzetage, und die Rekorde lagen schon bei über 40 Hitzetagen.
Das könnte sich fortsetzen: Der derzeit noch extreme Wert von 40 Hitzetagen pro Jahr in Österreich wird bei einem weltweit ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen am Ende des Jahrhunderts der Normalfall sein. Die Rekorde werden dann in einem derzeit noch völlig unvorstellbaren Bereich von 60 bis 80 Tagen über 30 Grad pro Jahr liegen. Bei Einhaltung des Pariser Klimaziels könnte die Zunahme an Hitzetagen in Österreich deutlich gebremst werden.
Mehr Sommertage mit viel Regen
Besonders im Sommer hat sich in den letzten Jahrzehnten die
Verteilung der täglichen Regenmenge deutlich geändert: Die Zahl der Tage, an denen es wenig regnet, wurden seltener. Um 10 bis 30 Prozent häufiger wurden in den letzten 30 Jahren hingegen Tage, an denen es sehr viel regnet. So kommt es zur scheinbar paradoxen Tatsache, dass im Sommer sowohl die trockenen Phasen als auch die starken Regenereignisse intensiver und häufiger wurden.
Die Verschiebung der Intensitäten lässt sich vermutlich durch eine Kombination von zwei physikalischen Effekten erklären: Einerseits kann
Luft pro Grad Erwärmung sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, dass dann in Form von Niederschlag wieder ausfallen kann, bei Gewittern auch noch deutlich mehr. Außerdem führte der zunehmende subtropische Hochdruckeinfluss der letzten Jahrzehnte zu mehr und länger anhaltenden „Schönwetterlagen“, die Tage mit wenig Regen seltener gemacht haben.
20 Prozent mehr Wetterlagen mit Unwetterpotenzial
Ob der zusätzliche Wasserdampf in wärmerer Luft allerdings auch tatsächlich wieder als Niederschlag ausfällt, hängt davon ab, ob die Luft einer Hebung ausgesetzt wird, also ob die Wetterlage die Bildung von
Starkregen und Gewittern begünstigt. Untersuchungen der ZAMG zeigen, dass Wetterlagen mit Unwetterpotenzial in Österreich seit den 2000er-Jahren um etwa 20 Prozent zugenommen haben.
Österreichs Gletscher schmelzen
Österreichs Gletscher verlieren, über ihre die gesamte Fläche gesehen, pro Jahr rund ein Meter Eisdicke. Die Pasterze, Österreichs größter Gletscher, verliert im unteren Bereich durchschnittlich fünf Meter Eisdicke pro Jahr.
Die Pasterzenzunge könnte somit in rund 40 Jahren völlig verschwunden sein.