In wenigen Wochen steht für Wolenski und seine wenigen Berufskollegen in Brandenburg die Hauptlese an. Die ersten Trauben für den Federweißer oder - wie bei Wolenski - für den
Verjus sind bereits in der Presse.
«Der Regen der letzten Tage hat den Trockenstress wieder wettgemacht», sagt Matthias Jahnke von der Fachgruppe Weinbau im Gartenbauverband Berlin-Brandenburg. Die Lese soll demnach rund um den 10. September beginnen. Das hänge vom Abreifewetter ab, erklärt Jahnke. «Wir brauchen jetzt trockene Tage, Sonne und Wärme.» Die
Rebstöcke sähen aktuell sehr gut aus und seien kaum beschädigt, führt er aus.
Mit seinen gut 40 Hektar Weinbaufläche ist Brandenburg bei weitem kein Weinland. Aber die wenigen Winzer treten durchaus selbstbewusst auf. «Wir haben hier eine der wärmsten Regionen Deutschlands und wahrscheinlich mehr Sonne als in der Pfalz», erzählt Wolenski. Die Lage seiner drei Hektar bezeichnet er als großes Glück, die unterschiedlichen Bodenverhältnisse am Hang seien gut für den Wein.
Auch die Käufer honorierten das: «So schlecht kann unser Wein nicht sein. Die Kunden kommen immer wieder», betont Wolenski. Seine etwa 40.000 Flaschen im Jahr wird er nach eigenen Angaben locker los. «Der Verkauf läuft bombig.» Auch Jahnke von der Fachgruppe Weinbau meint zum Wein aus der Mark Brandenburg: «Wir sind absolut wettbewerbsfähig in der Qualität.»
Von einem Hype will Jahnke nicht sprechen - trotz der guten Nachfrage und wachsender Anbauflächen. Man könne nicht davon ausgehen, dass sich Brandenburg zum Weinland entwickele, dafür seien einfach nicht genug gute Lagen vorhanden und die zusätzlichen Pflanzrechte pro Bundesland begrenzt, so der Winzer. Brandenburgs rund 40 Hektar stehen beispielsweise fast 65.000 Hektar an Weinbaufläche im Weinbau-Bundesland Rheinland-Pfalz gegenüber.
Ein Problem, dass sich bei vielen Winzern in Brandenburg abzeichnet, ist die Nachfolgesuche, sagt Jahnke. Auch der 75-jährige Wolenski würde gern seinen Hang in guten Händen wissen, aber macht sich wenig Hoffnung. «Das wird wahrscheinlich irgendwann wieder der wilde Weinhang werden», so der Winzer. Es gebe wohl hin und wieder Angebote, aber keine geeigneten Bewerber, befindet Wolenski.
«Die Weingüter sind sehr teuer und die jungen Leute haben nicht das nötige Geld», fügt Jahnke von der Fachgruppe Weinbau hinzu. Es bräuchte einen Investor und einen Kellermeister, das sei nicht immer leicht zu bewerkstelligen. Die älteren Winzer könnten oft auch nicht loslassen und förderten die Jugend nicht ausreichend, meint Jahnke. Die Preise vieler Weingüter orientierten sich nicht an der wirtschaftlichen Schlagkraft des Unternehmens. Unter diesen Umständen würden viele junge Leute von der Berufsaussicht Winzer Abstand nehmen.
Laut dem Statistischen Landesamt wird in Brandenburg auf rund 27 Hektar Weißwein und auf den restlichen etwa 13 Hektar Rotwein angebaut. Rund 40 Betriebe bewirtschaften die wenigen Hänge - insbesondere im Süden des Bundeslandes. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Gartenbauverbandes rund 1.600 Hektoliter
Weinmost geerntet.