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30.10.2023 | 16:21 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Späte Ungras- und Unkrautbekämpfung in Wintergetreide: Sinnvoll oder nicht?

Karlsruhe - Man muss wissen: „Witterungstechnisch wird’s jetzt eng und je später die Behandlung erfolgt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass nach der Anwendung Kulturschäden entstehen.“

Ackerfuchsschwanzbekämpfung
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(c) S. Wolpert_LWA Ilshofen
Die momentane Witterung bringt bei Bodenherbiziden zwar einen deutlichen Wirkungspush, doch dazu ist unbedingt zu beachten, dass das Saatgut der zu behandelnden Flächen noch komplett mit Boden bedeckt sein muss. Bei schlechter Bodenbedeckung sollten jetzt nur noch blattaktive Mittel eingesetzt werden.

Da deren Wirkung aber unter solchen Witterungsverhältnissen ernsthaft in Frage steht sollte überlegt werden ob es nicht vernünftiger ist, die Behandlung ins frühe Frühjahr zu verlegen. Zwingend ist bei einigen Herbiziden (beispielsweise Broadcast, Trinity, Viper Compact uvm.) die NW 800 (Drainage-Auflage). Diese verbietet die Ausbringung nach dem 1. November auf drainierten Flächen gänzlich.

Windhalm:

Zur Problemlösung bietet sich bis Mitte November die Anwendung von Bodenherbiziden an. Neben anderen Mitteln und Mittelkombinationen eignet sich für diesen Einsatz das altbewährte Mittel Herold SC (0,4 Liter/ha).

Ackerfuchsschwanz und Windhalm:

In noch unbehandelten aber schon vollständig aufgelaufenen Gerste- oder Weizenbeständen kann ab dem 2-3-Blattstadium (BBCH 12-13) der Kultur die Ausbringung blattaktiver Mittelkombinationen wie beispielsweise Axial+Herold (0,9+0,3 bis 0,5 Liter/ha) erfolgen. Auch der Einsatz der wirkungsstarken Kombination bestehend aus Traxos+Herold (1,2+0,3 bis 0,5 Liter/ha) kann Triticale und Roggen, aber auch in Winterweizen Sinn machen.

Wenn aber auf den zu behandelnden Flächen mit Resistenzen gerechnet werden muss, bietet sich – aber nur unmittelbar nach der Saat - der Einsatz des Boxer-Cadou-Pack‘s (2,5+0,5 Liter/ha) als wirkungsstarke Bodenherbizid-Kombination an. Wenn alle Stricke in Winterweizen reisen und die Wirkung wider Erwarten nicht ausreichen sollte bleibt ja noch die sog. „Nikolausspritzung“ mit beispielsweise Traxos (1,2 Liter/ha). Und als allerletzter Notnagel kann dann im Frühjahr noch ein Atlantis-Einsatz nachgelegt werden.

Praxistipps:
  • Auf Flächen die gerade auflaufen kann gegen Ackerfuchsschwanz – unter Beachtung der Mittelspezifischen Auflagen - die Mischung aus Herold+Boxer (0,4 bis 0,6+2,0 Liter/ha) eingesetzt werden.
  • Ist der Ackerfuchsschwanz jetzt bereits im 1-2-Blattstadium sollten nur noch blattaktive Mittel eingesetzt werden.
  • Erfolgt die Weizenaussaat erst im Laufe des Novembers bietet es sich an, Behandlungsmaßnahmen direkt im Anschluss an die Saat durchzuführen – sofern es die Befahrbarkeit und die Witterung zulassen.
Für alle Maßnahmen gilt der Hinweis: Gemäß §29 Abs. 1 Satz 2 PflSchG sind alle Angaben zur sachgerechten Anwendung und sämtliche Anwendungsbezogene Anwendungsbestimmungen und weiteren Auflagen ebenso zwingend zu beachten wie die Angaben zur Einstufung und Kennzeichnung gemäß Verordnung, die Sicherheitshinweise und die sonstigen Hinweise.

(Informationen des LTZ Augustenberg vom 27.10.2023)
LTZ Augustenberg
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