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18.10.2023 | 15:05 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Herbizideinsatz im Wintergetreide mit vielen Facetten

Karlsruhe - Die Wintergerste im Hohenlohekreis ist aufgelaufen. Der langjährig renommierte Pflanzenschutzfachmann B. Weger vom Landwirtschaftsamt in Kupferzell übermittelt heute: „Jetzt herrschen ideale Bedingungen um die Gersteflächen zu „versiegeln“ und auch die Behandlung von Winterweizenflächen nach Raps ist jetzt sinnvoll.“

Herbizideinsatz Herbst 2023
(c) proplanta
Der Kupferzeller Experte hadert aber damit, dass offene Körner und große Kluten oft zu Problemen führen, Aufhellungen an der Kulturpflanze sichtbar werden und ein weiterer Auflauf von Ackerfuchsschwanz aus den großen Kluten möglich ist. Dies verbindet er damit, dass für dieses Jahr vielleicht die letzte Möglichkeit für den Einsatz der Kombination Herold + Boxer ist.

Ackerfuchsschwanz ist maximal im Keimblattstadium. Die Durchführung einer Bekämpfungsmaßnahme muss an der Entwicklung des Ackerfuchsschwanzes ausgerichtet werden. Auf braunen Böden ist der Auflauf momentan eher schwierig. Auf Weißlehmböden ist zumindest das Wintergetreide voll da.

Im Kreisgebiet sind nach dem Auflaufen der Gerste und nach dem Einsatz der Wirkstoffe Diflufenikan (im Herold) und Prosulfocarb (im Boxer) auch erste typische Verfärbungen an den Blättern von gut abgelegter der Gerste zu erkennen. Diese Aufhellungen auf dem Blatt sind nur an den ersten Blättern sichtbar und sind nicht ertragsrelevant. Sollte Ackerfuchschwanz derzeit im Keimblattstadium sein, erhöht der Wirkstoff Diflufenikan die Wirkung signifikant.

Frühsaaten sind immer ein Problem bei der richtigen Auswahl der Mittel wie bei der spezifischen, nachhaltigen Wirkung. So ist auch in diesem Jahr leider wieder zu erkennen, dass trotz Vorlage von Bodenherbiziden Ackerfuchsschwanz aufgelaufen ist und auch weiterwächst. In der Gerste bleibt in diesem Fall - aber bei begrenztem Wirkungsgrad - dann nur noch die Möglichkeit der Nachlage einer hohen Aufwandmenge von Chlortoluron, mit. Axial ist auf unseren Keuperstandorten in der Regel nicht mehr wirksam.

Praxisempfehlungen:
  • Cadou SC (0,5 Liter/ha), sinnvoll bei schlecht gesätem Getreide, offene Körner
  • Herold SC (0,6 Liter/ha)
  • Battle Delta + BeFlex (0,6+0,3 Liter/ha)
  • Mateno Flexi Set (0,35+0,5 Liter/ha)
  • Auf Problemstandorten mit hohem Ackerfuchsschwanzbesatz müssen zur Wirkungsverbesserung 2,0 bis 3,0 Liter/ha Boxer zugegeben werden
Noch ein Wort zum Blattlausbesatz in Wintergetreide: In Frühsaaten von Wintergerste neben Mais sind zum Teil erhebliche Mengen Läuse in die Bestände eingewandert. Da der Mais einen hohen Anteil von roten Pflanzen aufweist, ist die Gefahr einer Übertragung von Gelbverzwergungsviren in solchen Fällen gegeben. Positiv ist: Sehr viel Mais war vor dem Auflaufen des Wintergetreides geerntet, zum Zweiten soll es in der kommenden Woche deutlich kühler werden. Ein geringer Lausbesatz ist deshalb tolerierbar, wenn kein Mais danebenstand, nicht jede Laus ist mit einem Virus aufgeladen. Die Ausbreitung des Lausbesatzes ist ebenfalls bei niederen Temperaturen deutlich limitiert.

(Informationen des Hohenlohekreis vom 17.10.2023)
LTZ Augustenberg
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