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04.02.2013 | 05:27 | Pflanzenschutzmittel 

Glyphosat: Kein Grund zu Panik oder Verharmlosung

Hohebuch - Dass es beim Umgang mit dem Pflanzenschutzmittelwirkstoff Glyphosat weder Anlass zu Panik noch zu Verharmlosung gibt, hat der Leiter der Landesanstalt für landwirtschaftliche Chemie an der Universtät Hohenheim, Prof. Hans Schenkel, vergangene Woche auf der Wintertagung der Stadt-Land-Partnerschaft in Hohebuch hervorgehoben.

Pflanzenschutzmaßnahme
(c) proplanta
Wie der Agrarbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Clemens Dirscherl, anschließend weiter mitteilte, sind laut Schenkel lange Zeit auf Grundlage ökotoxikologischer Analysen die Vorteile des in den siebziger Jahren eingeführten Wirkstoffes betont worden, etwa geringe Rückstände im Boden, schlechte Wasserlöslichkeit und gute Abbaufähigkeit.

Jetzt, kurz vor Ablauf der Zulassung im Jahr 2015, mehrten sich jedoch die Warnsignale, zitierte Dirscherl den Pflanzenschutzexperten. Probleme gebe es unter anderem hinsichtlich der Beistoffe, die zur Verbesserung der Wirkungsfähigkeit eingesetzt würden. So sei Tallowamin zwar verboten, es fehle jedoch eine standardisierte Nachweismethode.

Darüber hinaus müsse auch berücksichtigt werden, dass beim biologischen Abbau von Glyphosat Metabolite als Abbauprodukte entstünden, die durchaus toxischer, mobiler und problematischer sein könnten als das Ausgangsprodukt Glyphosat selbst.

Wie Schenkel Dirscherl zufolge ergänzte, liegen darüber hinaus Hinweise auf eine Häufung von Fehlgeburten bei der verstärkten Anwendung von Glyphosat vor. Ferner habe man Glyphosat-Rückstände im Urin von Menschen und Tieren gefunden.

Weiteren Forschungsbedarf sehe der Chemieprofessor in Bezug auf Wirkstoffrückstände in Futtermitteln und die Zusammenhänge im Bodenmikroorganismus, berichtete Dirscherl. Zudem sei Schenkel offen für Anwendungsrestriktionen im Hinblick auf die Verlängerung von Wartezeiten und den Glyphosat-Einsatz zur Ernteerleichterung.

Als besonders wichtig beurteile er allerdings die Anwendungskontrolle in Entwicklungsländern, wo gesundheitliche Gefährdungen für die fachlich uninformierten bäuerlichen Anwender gegeben seien. (AgE)
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