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18.08.2019 | 10:01 | Terminbörse 

USDA schickt Maisfutures auf Talfahrt

Washington/Chicago - Die Futures auf Mais an der Terminbörse in Chicago haben sich als Reaktion auf den aktuellen Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum internationalen Getreidemarkt deutlich verbilligt.

Terminbörse
Prognose für US-Maisernte ertragsbedingt auf 353 Millionen Tonnen angehoben. (c) proplanta
Der meistgehandelte Kontrakt mit Fälligkeit im Dezember 2019 kostete am vergangenen Dienstagabend (13.8.) gegen 17.20 hiesiger Zeit 3,81 $/bu (134 Euro/t); das waren 8,9 % weniger als der Eröffnungskurs vom Vortag, also vor der Veröffentlichung des USDA-Berichtes.

Für Preisdruck sorgte vor allem die optimistische Prognose der Washingtoner Beamten für die diesjährige Maisernte im eigenen Land. Es werden nun 353,0 Mio t erwartet; im Juli waren die Experten von 600.000 t weniger ausgegangen. Das Ministerium passte zwar seine Schätzung für die Maisaussaatfläche nach unten an. Diese Abwärtskorrektur wird allerdings unter dem Strich durch die aktuelle Ertragsvoraussage, die auf einer ersten Umfrage unter den US-Farmern basiert, mehr als ausgeglichen. Demnach ist mit einem durchschnittlichen Maisertrag von 106,4 dt/ha zu rechnen; im Juli waren 2,2 dt/ha weniger erwartet worden.

Weniger Mais in Frankreich und Deutschland

Außerdem korrigierte das USDA seine Prognose für die Maisernte 2019/20 in der Ukraine deutlich nach oben, nämlich um 2,5 Mio. t auf jetzt 36,5 Mio. t; das wäre dort die größte Menge aller Zeiten. Als Gründe werden die Ausweitung des Anbaus und voraussichtlich höhere Erträge genannt. Darauf deuteten zumindest die guten Witterungsbedingungen hin.

Zuversichtlicher ist das Ministerium nun auch mit Blick auf die Maisproduktion in der Europäischen Union. Hier werden die Landwirte der Vorhersage zufolge 64,8 Mio. t Mais von den Feldern holen. Die Washingtoner Experten hoben ihre bisherige Prognose mit Verweis auf bessere Ernteaussichten in Rumänien, Ungarn und Bulgarien um 600.000 t an. Dadurch würden die Abschläge für die Ernten in Polen, Frankreich und Deutschland mehr als ausgeglichen. Im vergangenen Jahr brachten die Landwirte in der EU insgesamt nur 64,2 Mio. t Mais ein.

Geringerer Futtermaisbedarf Chinas

Das globale Maisaufkommen 2019/20 sehen die Washingtoner Fachleute jetzt bei 1,108 Mrd. t. Demnach würde die Vorjahresmenge allerdings noch um 14,8 Mio. t oder 1,3 % verfehlt. Dem soll ein globaler Maisverbrauch von 1,129 Mrd. t gegenüberstehen, was im Vorjahresvergleich einem Minus von 4,7 Mio. t oder 0,4 % entsprechen würde. Vor allem der Bedarf der EU soll zurückgehen, und zwar um 4,5 Mio. t oder 5,2 % auf 82,5 Mio. t. Dagegen wird erwartet, dass der Verbrauch Chinas um 4 Mio. t auf 277 Mio. t steigt.

Ausschlaggebend dafür sei der zunehmende Bedarf an Lebensmitteln, Saatgut und Industriemais in der Volksrepublik. Jedoch wird von einer deutlich rückläufigen chinesischen Nachfrage nach Futtermais ausgegangen. Begründet wird dies mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die in fast allen chinesischen Provinzen festgestellt worden sei.

Unter dem Strich sagt das USDA für das Vermarktungsjahr 2019/20 ein globales Produktionsdefizit an Mais von 20,9 Mio. t voraus, verglichen mit geschätzten 10,8 Mio. t in der laufenden Kampagne. Entsprechend sollen die Maisbestände weltweit insgesamt bis Ende 2019/20 auf 307,7 Mio t sinken. Diese Bestandsmenge würde - bezogen auf den prognostizierten Verbrauch - für rund 100 Tage reichen. Damit wäre die Versorgung vier Tage länger gewährleistet, als noch vor einem Monat angenommen wurde.

Für 2018/19 errechnet sich allerdings eine Vergleichskennzahl von 106 Tagen. Ausfuhrrekord der Ukraine wahrscheinlich Wie das USDA mit Blick auf den internationalen Maishandel 2019/20 ausführt, werden die Exporte mit insgesamt voraussichtlich 172,8 Mio. t das Vorjahresniveau um 2,5 Mio. t oder 1,5 % übertreffen. Dabei wird für die Ukraine, den viertgrößten Anbieter am Weltmarkt, wegen der sehr optimistischen Ernteperspektiven eine Steigerung um 500.000 t auf 30 Mio. t erwartet; das wäre ein neuer Ausfuhrrekord.

Das osteuropäische Land habe seine Maiserzeugung in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht und konzentriere sich nun vor allem auf den Export, weil der Eigenbedarf nur klein sei, so die Washingtoner Fachleute. Mittlerweile würden mehr als 80 % der ukrainischen Maiserzeugung im Ausland vermarktet. Wichtigste Kunden seien aufgrund ihrer Nähe die EU und der Nahe Osten. Zudem hätten sich die Handelsbeziehungen zu China recht positiv entwickelt. Ein Vorteil der Ukraine gegenüber der Konkurrenz sei ihr Angebot an nicht gentechnisch verändertem Mais; diese Ware werde in ihren wichtigsten Zielmärkten geschätzt.

EU-Maisimport im Jahresvergleich kleiner

Dem US-Agrarressort zufolge hat die immer bessere Verfügbarkeit von ukrainischem Mais am Weltmarkt auch dazu beigetragen, dass die Europäische Union seit 2017/18 den ersten Platz im globalen Ranking der Maisimporteure einnimmt. Daran dürfte sich nach Einschätzung der Washingtoner Experten auch 2019/20 nichts ändern.

Die Maiseinfuhren der Gemeinschaft beziffert das Ministerium auf voraussichtlich 21 Mio. t; das sind 1 Mio. t mehr als bislang erwartet wurden, was mit schlechteren Aussichten für die Weizenernte in der EU begründet wird. Allerdings würde damit die Schätzmenge für die EU-Importe im noch laufenden Vermarktungsjahr um 2,5 Mio. t verfehlt.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8933 Euro
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Welt-Versorgungsbilanz für Mais 2015-2020
AgE
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