Rund 21.000 Stiftungen gibt es in Deutschland - und jedes Jahr werden neue gegründet. Beim Deutschen Stiftungstag in Osnabrück diskutieren 1.400 Teilnehmer aktuelle Entwicklungen. Vor allem kleinere Stiftungen sind wegen der anhaltenden Niedrigzinsen unter Druck. (c) proplanta
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen erwartet rund 1.400 Teilnehmer, die beim größten europäischen Stiftungskongress etwa über die Finanzierung von Stiftungen und rechtliche Rahmenbedingungen diskutieren wollen.
Wie viele Stiftungen gibt es in Deutschland?
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen zählt 21.806 Stiftungen, im vergangenen Jahr wurden 582 Stiftungen neu gegründet. Ihr Gesamtvermögen liegt bei 100 Milliarden Euro. Schätzungen zufolge gaben sie 17 Milliarden Euro für ihre Stiftungszwecke aus.
Was unterscheidet eine Stiftung von einem Verein oder Verband?
In einer Stiftung ist das Vermögen einem bestimmten Zweck gewidmet. «Der Stifter gibt dieses Vermögen unwiderruflich an das gesellschaftliche Ziel und alle, die in dieser Stiftung arbeiten, müssen diesen Zweck verwirklichen», erläutert der Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, Felix Oldenburg.
Wie lange gibt es Stiftungen schon?
Eine der ältesten Stiftungen weltweit ist die 1161 gegründete Johannishofstiftung in Hildesheim. Diese kommunale Stiftung fördert Einrichtungen und Initiativen im sozialen Bereich.
Welche Bereiche decken Stiftungen ab?
Die meisten - 34,5 Prozent - engagieren sich im Bereich Erziehung, Bildung und Studentenhilfe. 28,8 Prozent fördern Kunst und Kultur, die Kinder- und Jugendhilfe liegt mit 28,2 Prozent auf Platz drei.
Manche Stiftungen haben einen sehr speziellen Zweck: Die Deutsche Rockmusik-Stiftung mit Sitz in Hannover etwa setzt sich für bessere Rahmenbedingungen für das Rockmusik-Machen ein.
Welches sind die größten Stiftungen?
Die Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Geht man nach dem Stiftungsvermögen oder nach dem jährlichen Budget? Außerdem gibt es Stiftungen, die ein riesiges Vermögen haben, das aber nie bewertet wurde - deswegen tauchen sie in keinem Ranking auf, wie Oldenburg sagt.
Vom Buchwert her die größten Stiftungen sind die Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart, die Klaus-Tschira-Stiftung in Heidelberg, die Volkswagen-Stiftung und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück (Stand 2015).
Welche Probleme haben Stiftungen?
Das Vermögen vieler Stiftungen steht wegen der anhaltenden Niedrigzinsen auf den Kapitalmärkten unter Druck. Von dem Problem seien kleinere Stiftungen mit einem Vermögen von weniger als einer Million Euro besonders betroffen, sagt Oldenburg.
Zwei Drittel dieser Stiftungen rechneten mit Renditen unterhalb der Inflationsrate. Das sei noch nicht existenzbedrohend - Stiftungen könnten eine schwierige Phase durchstehen. Dennoch müssten sie sich Alternativen zur Geldanlage überlegen und zum Beispiel in Immobilien investieren.
Was sind die Themen des Stiftungstags?
Es soll ein Wissensatlas der Stiftungen vorgestellt werden, der zeigen soll, was diese zur Bildung in Deutschland beisteuern. Auch die Frage, wie sich Stiftungen in der Gesellschaft in Zeiten der Niedrigzinsphase aufstellen, wird eine wichtige Rolle spielen. Und die Teilnehmer werfen einen Blick auf das Ausland: In Ländern wie Ungarn, Polen, Russland und der Türkei geraten Stiftungen unter Druck.
Der rechtliche Rahmen für Stiftungen werde eingeschränkt, sagt Oldenburg. «Stiftungen sind das erste Opfer populistischer und autokratischer Regime.» Nachteile für Stiftungen befürchte er auch für die USA.
