Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
15.06.2022 | 11:02 | Ehemals volkseigene Äcker 

Landesbauernverband Sachsen fürchtet Nachteile bei Flächen-Verpachtung

Dresden - Sachsens Landesbauernverband hat die Entscheidung kritisiert, ehemals volkseigene Äcker und Wiesen vorrangig an nachhaltig produzierende Landwirte zu verpachten.

Verpachtete Flächen?
Zu DDR-Zeiten war Ackerland in Staatsbesitz, danach wurde ein Großteil privatisiert. Künftig soll Agrarland nur verpachtet werden - vor allem an Ökobetriebe. Das stößt in Sachsen auf geteiltes Echo. (c) proplanta
«Das ist ein großer wirtschaftlicher Nachteil für viele Betriebe in der Region», sagte der Vizepräsident des Landesbauernverbandes in Sachsen, Tobias Pelz.
Aus Sicht der Landwirte in Sachsen sollte lieber darauf geachtet werden, dass die Flächen an Betriebe aus der Region verpachtet werden
- und nicht an Investoren von außerhalb.

Viele konventionell arbeitende Betriebe seien fest in der Gegend verwurzelt, leisteten einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege und seien Arbeitgeber. «Die dürfen nicht außen vor gelassen werden», so Pelz.

Der Bund will den Verkauf seiner verbliebenen Ackerflächen in Ostdeutschland stoppen und nur noch Boden vorrangig an Ökolandwirte verpachten. Dabei geht es um Flächen der BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH. Seit 1992 wurden nach BVVG-Angaben in den neuen Ländern 893 300 Hektar landwirtschaftliche Fläche sowie 598.000 Hektar Wald verkauft.

Die Flächen gingen an zu DDR-Zeiten enteignete Alteigentümer, an Bauern und Agrargesellschaften und Investoren, die teilweise mit dem Land spekulierten. Die BVVG hat nach Angaben des Agrarministeriums noch rund 91.000 Hektar in ihrem Bestand. Die Preise in den ostdeutschen Ländern sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Das sächsische Landwirtschaftsministerium spricht zwar von einem «wichtigen Zeichen» an den Markt, hält die Auswirkung des Verkaufsstopps für den Freistaat jedoch für eher gering. Bei den Preisentwicklungen werde sich das kaum bemerkbar machen, hieß es.

Aufgrund vorangegangener Privatisierungen sei das «verbliebene Flächenportfolio» eher klein. Ende 2020 verfügte die BVVG nach Angaben des Ministeriums über rund 8.200 Hektar land- und forstwirtschaftliche Flächen in Sachsen, Ende des vergangenen Jahres waren es noch 7.600 Hektar.

Die Entscheidung, Flächen vor allem an Ökobetriebe zu verpachten, begrüßte das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium unter Minister Wolfram Günther (Grüne). Damit werde eine besonders nachhaltige Wirtschaftsform und Landwirtschaft unterstützt.
dpa/sn
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Junglandwirte fordern Vorkaufsrecht für Agrarflächen

 Jährlich etwa 1.000 Hektar Landwirtschaftsfläche weniger

 Pachtpreise in Mecklenburg-Vorpommern gestiegen

 Landwirtschaftliche Pachtpreise in Baden-Württemberg gestiegen

 BVVG: Alteigentümer schlagen Alarm

  Kommentierte Artikel

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?