Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
03.12.2012 | 14:06 | Milchmarkt 

Agrarmarkt aktuell: Milchpreis konnte sich erholen

Schwäbisch Gmünd - Weltweit stieg die Milcherzeugung in den ersten 9 Monaten des Jahres weiter an.

Milchmarkt
(c) proplanta
Besonders in Ozeanien (Neuseeland +10,3 %, Australien +3,3 %) und Südamerika (Uruguay +11,0 %, Argentinien +4,6 %) wurde deutlich mehr Milch produziert. Extrem war zuletzt die Entwicklung in Neuseeland, wo dank reichlicher Niederschläge von Juni - August sogar fast 14 % mehr produziert wurde. In den USA waren es in den ersten 9 Monaten 2,2 % mehr, ist dort die Erzeugung nach dem Anstieg von 4 % im ersten Quartal seit August allerdings dürrebedingt unter die Vorjahreslinie gefallen. Auch in typischen Importländern wie Russland steigt die Produktion (+1,9 % gg. Vj). Wegen der hohen Futterkosten wird das Produktionswachstum im 2. Halbjahr nun weltweit merklich gebremst.

In der EU-27 stieg die Anlieferung in den ersten 8 Monaten um 1,6 %. Auch hier ist die Milchanlieferung seit Sommer stärker rückläufig, für August wurden -1,2 %, für September -1,8 % weniger als im Vorjahresmonat geschätzt. Besonders in Großbritannien (-6,5 % im Oktober), Irland (-7,1 % im September) und Frankreich (-4,2 % im August) gehen die Anlieferungen stark zurück. Auch das expansive Polen lag im Oktober nur noch 2 % über Vorjahr. In Deutschland wurde im September gg. dem Vorjahr 0,1 % weniger Milch angeliefert.

Entsprechend konnten sich Preise am Spotmarkt nach dem Tiefpunkt Anfang Mai wieder kräftig erholen. In den Niederlanden stiegen diese von 22,5 ct/kg (bei 4,4 % Fett und frei Molkerei) Anfang Mai auf 46 ct/kg Anfang September. Seither wird ein sehr stabiles Niveau von 45 ct/kg notiert. Aktuell wird der europäische Markt von dem saisonal begrenzten Angebot und einer hohen Nachfrage bestimmt. Versandmilch kostet in Deutschland aktuell um 40 ct/kg.

Preislich hat sich der Weltmarkt inzwischen deutlich vom Einbruch im ersten Halbjahr erholt, wo die Produktionszuwächse offenbar deutlich über dem Nachfragewachstum lagen. Seit August verliefen 7 von 8 Auktionen des Global Dairy Trade Tenders in Neuseeland im Plus.

In Deutschland haben die Milcherzeugerpreise im Juli den Tiefpunkt durchschritten und lagen laut BLE im September bei 30,7 ct/kg und 30,9 ct/kg für Baden- Württemberg. Für Oktober wird von der LEL ein Erzeugerpreis von 31,8 ct/kg geschätzt.

Die Preise für Bio-Milch haben im Oktober weiter leicht angezogen und lagen bei 4,2 % Fett bei 41,7 ct/kg (+1,3 ct/kg gg. Juli).

Der Kieler Rohstoffwert, der die Eckverwertung in Form von Butter und Magermilchpulver abbildet, hat den Tiefpunkt vom Mai mit 23,9 ct/kg (bei 4,0 % Fett) erstaunlich schnell verkraftet und erholte sich bis Oktober wieder auf 35,3 ct/kg.

Beim Novembertermin der Quotenbörse ist der Preis auf 5 ct/kg zusammengebrochen (-9 ct/kg gg. Juli). Gründe sind die eingebrochene Nachfrage wegen einer moderaten Quotenausschöpfung von 100,5 % (bis September) und der wegen Fehleinschätzungen hohe Quotenpreis des Julitermins, der viele Anbieter veranlasste, ihre Quote abzugeben.

Bei Butter haben sich die Weltmarktpreise nach dem Einbruch auf 3,06 $/kg im Juni bis Ende November wieder auf 3,60 $/kg erholt. In Deutschland sind die Butternotierungen von 2,60 €/kg im Juli für geformte Markenbutter bis Ende September wieder auf 3,49 €/kg Ende September gestiegen.

Im Laden hat sich Butter im September und Oktober um insgesamt 20 Cent pro Stück (250 g) auf nun 95 Cent verteuert. Die privaten Verbraucher haben sich davon nicht beeindrucken lassen, im Oktober wurde sogar 10 % mehr Butter nachgefragt. Bei knapper Verfügbarkeit bleibt die Nachfrage vor Weihnachten sehr rege. Auch die Exportnachfrage ist hoch, bis September hat die EU 12 % mehr als 2011 ausgeführt.

Magermilchpulver wird seit Oktober am Weltmarkt wieder mit rund 3,50 $/kg gehandelt, gegenüber 2,56 $/kg im Mai. Die deutschen Notierungen konnten sich bei Lebensmittelware wieder vom Tiefpunkt von 1,98 €/kg im Mai auf 2,70 €/kg, bei Futterware von 1,80 €/kg auf 2,55 €/kg erholen.

Der Käsemarkt war vom Einbruch in diesem Sommer dank der durchgehend regen Inlands- und Exportnachfrage und einer begrenzten Verfügbarkeit deutlich weniger betroffen. Die Drittlandexporte der EU konnten bis September um fast 14 % auf 564.000 t gesteigert werden. Für Gouda und Edamer wurden zuletzt rund 3,25 €/kg erlöst. Insgesamt zeigt sich der Markt weiterhin sehr fest.

Von den privaten Haushalten wurden bis Oktober 2012 gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2,3 % weniger Konsummilch, 8,1 % weniger Milchgetränke und 5,1 % weniger Joghurt nachgefragt. Dagegen wurde 0,5 % mehr Käse und 2,3 % mehr Butter gekauft.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Mehr Rohmilch kommt nicht

 Kampf um Zollquoten für Milch zwischen Neuseeland und Kanada

 Butter wird teurer

 Milchlieferbeziehungen: 13 EU-Länder nutzen den 148er

 Milchmarkt: Nichts neu macht der Mai

  Kommentierte Artikel

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig