Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
01.11.2023 | 13:18 | Verspätete Auszahlung von EU-Geldern 

Protest Sächsischer Landwirte gegen fachliche Fehlentscheidungen

Dresden - Jede Menge Pferdestärken und lautstarker Protest: Dutzende Landwirte sind am Mittwochvormittag mit Traktoren vor den Sächsischen Landtag gefahren, um gegen die verspätete Auszahlung von EU-Geldern zu protestieren.

Protest Sächsischer Landwirte
Bild vergrößern
(c) proplanta
Mit einem Hupkonzert und Plakaten drückten sie ihren Unmut aus. «Das ist nur die Spitze des Eisberges», sagte Marc Bernhardt, Sprecher des Vereins «Land schafft Verbindung». Man sei nicht nur wegen der Gelder aus Brüssel gekommen. «Das ist nur das i-Tüpfelchen an fachlichen Fehlentscheidungen der letzten Jahre.»

Parallel zum Protest trat am Vormittag im Landtag der Agrarausschuss des Parlaments zu einer Sondersitzung zusammen. Am vergangenen Freitag hatte das sächsische Agrarministerium eingeräumt, dass es wegen Problemen bei der Softwareanpassung nicht wie üblich im Dezember zu einer Auszahlung kommt. Vielmehr solle das Geld - rund 241 Millionen Euro für etwa 7.000 Betriebe - spätestens Ende Februar ausgezahlt werden. Das Ministerium machte geltend, dass Regelungen zur gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union von 2023 an grundlegend verändert wurden und es an IT-Fachkräften für die Softwareanpassungen fehle.

Jedes Unternehmen habe seine Betriebsplanung, sagte Bernhardt. Man habe zum Jahresende Rechnungen zu bezahlen, auch Pachten, Versicherungen und Beiträge für die Berufsgenossenschaft. «Das ist eine Hiobsbotschaft für den einen oder anderen Betrieb. Unternehmen kommen bei der Liquidität an ihre Grenzen.» Dabei sei das Jahr 2023 für die Landwirtschaft ein relativ teures Jahr gewesen. «Wir haben mit sehr hohen Kosten eine Ernte erstellt.» Die Preise seien aber eher schlecht. Für einzelne Betriebe gehe es nun um die Existenz. Sie brauchten Überbrückungskredite.

Bernhardt warf Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) vor, «weit weg von der Praxis» zu sein. Günther konzentriere sich vor allem auf den Biosektor und die regionale Vermarktung. Das Ministerium betreibe eine «rückschrittliche Landwirtschaft». «Wir stehen immer mehr mit dem Rücken an der Wand», sagte Bernhardt. Die sächsischen Landwirte würden in ihrer unternehmerischen Bewegungsfreiheit immer mehr eingegrenzt und bekämen immer mehr Auflagen.
(dpa/sn)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Landwirt bei Bauernprotesten überfahren - Anklage gegen 45-Jährigen

 EU-Lockerungen für Landwirte endgültig angenommen

 Lockerungen für Landwirte - Heute ist der Tag der Wahrheit

 Polen: Bauern und Regierungsgegner protestieren gegen EU-Agrarpolitik

 Brüssel holt sich falsch ausgegebenes Geld zu langsam zurück

  Kommentierte Artikel

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig