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02.04.2012 | 08:37 | Sandsturm  

Ein Jahr nach Massen-Crash: Grüne fordern Hecken und Bodenschutz

Schwerin - Acht Menschen starben beim größten Massenunfall in der Geschichte des Landes vor einem Jahr auf der A19 bei Rostock in einem Sandsturm. Experten forderten damals die Pflanzung von Feldhecken, um neue Sandstürme zu verhindern. Passiert ist nichts, sagen die Grünen.

Sandsturm
(c) Tobey - fotolia.com
Ein Jahr nach dem Massenunfall in einem Sandsturm bei Rostock, bei dem acht Menschen starben, haben die Grünen Agrarminister Till Backhaus (SPD) Tatenlosigkeit vorgeworfen. «Backhaus hat die nötigen Weichenstellungen für mehr Bodenschutz nicht vorgenommen», kritisierte die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Jutta Gerkan, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Ein seinerzeit von Umweltschützern gefordertes Pflanzprogramm für Feldhecken, die das Aufwirbeln großer Mengen Sand und feiner Erde begrenzen könnten, gebe es bis heute nicht.
 
Der Unfall vor einem Jahr hatte sich auf der A19 an einem großen Feld ereignet, von dem ein Frühjahrssturm große Mengen trockenen Sand und Erde hochgewirbelt hatte. Den Autofahrern war die Sicht genommen.

Der Politikerin zufolge sind 25 Prozent der Böden in Mecklenburg-Vorpommern stark von Winderosion bedroht. Weitere 35 Prozent gelten demnach als mäßig gefährdet. «Unter Umweltminister Wolfgang Methling gab es bis 2006 gute Ansätze für ein Bodenschutzprogramm im Land», sagte Gerkan. «Es gab dazu wissenschaftliche Untersuchungen und Bodenschutzpläne vom zuständigen Landesamt.» Das sei später aber wieder eingeschlafen. «Es braucht eine eigene Bodenschutzabteilung im Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie», verlangte Gerkan.

Ein großes Problem sei, dass der Humusgehalt der Böden immer mehr abnehme. «Er ist Bedingung für die Fähigkeit der Böden, Feuchtigkeit zu binden.» Ursachen für den abnehmenden Humusgehalt seien beispielsweise zu geringer Fruchtwechsel, Monokulturen mit Energiemais, starke Entwässerung durch Drainagen und Zerstörung der Mikrostruktur der Böden durch Pestizide und chemischen Dünger. Hier gelte es, nachzusteuern. «Landwirte sollten einmal pro Jahr den Humusgehalt ihrer Böden nachweisen müssen», forderte Gerkan. Bei Unterschreitung bestimmter Grenzwerte müssten Fördermittel begrenzt werden.

Sie forderte Backhaus zudem auf, für eine Änderung der EU-Förderung einzutreten. Bauern sollten belohnt werden, wenn sie Hecken und Feldgehölze pflanzen und besonders bodenschonend arbeiten. In Brüssel würden dazu in Kürze die Entscheidungen für die Zeit ab 2013 getroffen. Backhaus müsse sich einbringen.

Im trockenen Frühjahr vorigen Jahres hatte es auch in anderen Landesteilen Staubstürme von Feldern gegeben. Vor einigen Tagen hatte die Polizei erneut vor solchen Stürmen und der damit verbundenen Unfallgefahr gewarnt. (dpa/mv)
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